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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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stampfte mit dem Fuß auf, während sie das sagte.
    O’Hara seufzte und schüttelte den Kopf. »Ms. Ferriman, Ihr Anwalt hat sich verdammt viel Mühe gegeben, Sie frei zu bekommen. Ich kann ums Verrecken nicht verstehen, warum Sie nicht einfach gehen.«
    »Terry?«, sagte ich. Jetzt stand ich neben ihr.
    Sie wandte sich mir zu und nahm die Sonnenbrille ab. »Jamie, Gott sei Dank!«, sagte sie. »Würden Sie diesem Mann bitte Vernunft beibringen?«
    »Wo ist das Problem? Lieutenant De’Ath sagt, Sie können gehen.«
    »Genau das ist das Problem«, sagte sie. »Ich will nicht gehen. Nicht jetzt.«
    »Was meinen Sie damit? Will Ihnen jemand etwas antun?«
    Sie wirkte noch gereizter. »Ich kann bei Sonnenlicht nicht nach draußen, das ist alles.«
    Ich musterte O’Hara streng. »Wollt ihr beide mich etwa verarschen, Patsy? Das hätte ich ja nicht von dir gedacht.«
    Er wirkte peinlich berührt und hob die Hände. »Hey Jamie, es hat nichts mit mir zu tun. Großes Pfadfinderehrenwort.«
    »Hast du mir die Fledermaus an die Antenne gehängt, Patsy?«
    »Das war ich nicht«, sagte er.
    »Verdammte Scheiße, ich weiß nicht, wovon ihr beiden da quatscht, aber ich möchte einfach noch ein paar Stunden hier bleiben«, schimpfte Terry und setzte sich wieder die Sonnenbrille auf. »Bis es dunkel wird, okay?«
    »Und wie ich Ihnen bereits erklärt habe, junge Frau, ist das hier kein Wartezimmer«, sagte O’Hara und sah mich beifallheischend an. »Ihr Anwalt hat die Kaution gezahlt; Sie sind frei.«
    »Ich kann aber nicht weg«, schrie sie und stampfte mit dem Fuß auf.
    Ich nahm ihren Arm. »Spaß beiseite, Terry, das reicht jetzt. Ich weiß nicht, wer Sie darauf gebracht hat, aber jetzt ist Schluss mit lustig. Diese Vampirscherze muss ich schon jahrelang über mich ergehen lassen.« Ich zog sie in Richtung Ausgang. »Wenn Sie möchten, fahre ich Sie gern nach Hause. Aber hören Sie jetzt mit dem Vampirgetue auf, okay?«
    Sie leistete immer noch Widerstand, rutschte mit den Füßen über den glatten Boden. »Jamie, das ist kein Scherz. Ich vertrage kein Sonnenlicht, echt jetzt!«
    »Na toll!«, sagte ich. »Nur weiter so, dann zücke ich auch mein Kruzifix.«
    Sie blieb wie angewurzelt stehen, und ich war überrascht, wie viel Kraft sie hatte. Einen Augenblick lang konnte ich sie nicht von der Stelle bewegen. Ihre Augen sah ich nicht wegen der Sonnenbrille, aber ich spürte, dass sie mich böse anfunkelte. Dann entspannte sie sich plötzlich, als hätte sie sich entschieden, die Rolle nicht weiterzuspielen.
    »Okay, Jamie«, sagte sie gedehnt. »Wie Sie wollen.« Sie ließ sich von mir zur Tür hinaus und auf die Treppe zum Gehweg begleiten. Es war früher Nachmittag, und die Sonne schien so hell, dass ich meine Augen abschirmen musste, als ich zu Terry hinüberblickte.
    »Sehen Sie«, sagte ich. »Sie sind nicht in Flammen aufgegangen.«
    Lächelnd begann sie zu zucken, und dann sah ich, wie sich auf ihrer rechten, der Sonne zugewandten Gesichtshälfte Blasen zu bilden begannen, als hätte man sie mit Säure übergossen. Die Stirn folgte, zuerst brachen Hunderte kleiner Bläschen aus, dann bräunte sie sich wie ein Pfannkuchen. Terry hob schützend eine Hand, und ich sah, dass auch diese braun wurde. Ich packte sie an der Schulter und schob sie ins Gebäude zurück.
    »Gott, Terry, was haben Sie denn bloß?«, fragte ich.
    Sie zitterte unkontrolliert. Ich geleitete sie zu einer Bank an der Seite des Raums und ließ sie Platz nehmen. Patsy O’Hara kam besorgt zu uns herüber. Er wollte wissen, was denn los sei.
    »Gibt es hier einen Doktor?«, fragte ich ihn.
    »Du bist doch selbst einer, Jamie«, sagte er.
    »Einen Arzt!«, schrie ich. »Um Gottes Willen, Patsy, ich bin Psychologe. Ich habe keine Ahnung, was das hier ist. Hol doch jemanden, schnell.«
    »Doc Peterson untersucht gerade ein paar Alkoholsünder«, sagte er. »Ich geh ihn holen.«
    Er zuckelte in Richtung der Zellen, während ich bei Terry sitzen blieb. Es bildeten sich keine Blasen mehr, aber überall auf der rechten Wange und auf ihrer Hand hatte sie braune Flecken und auf der Haut kleine blutige Nadelstiche. »Terry, es tut mir leid. Es tut mir echt leid«, sagte ich. Sie verzog nur das Gesicht.
    Patsy kam mit Peterson zurück. Der schob mich beiseite und setzte sich neben sie, nahm ihren Kopf in seine Hände und inspizierte den Schaden auf der Wange. Dann nahm er ihr die Sonnenbrille ab und prüfte zuerst die Haut um die Augen und zum Schluss die

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