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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Taschenlampe und leuchtete schließlich in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Sie saß auf der anderen Seite des Zimmers in einem ledernen Backensessel, und als der Lichtstrahl ihr Gesicht traf, warf sie die Hände hoch, um die Augen abzuschirmen, und drehte den Kopf weg.
    »Jamie, links von dir ist ein Lichtschalter. Warum knipst du den nicht einfach an?«
    Ich tat wie befohlen und eine Reihe von Einbauleuchten flammte auf. Sie saß sittsam im Sessel, die Hände wieder aufden Knien, den Kopf zur Seite geneigt, während sie mich ansah. Sie trug ein schwarzes Kleid, an das ich mich dunkel erinnerte, und dann fiel mir ein, dass ich sie noch nie in einem richtigen Kleid gesehen hatte. Ich wandte mich um und warf einen Blick auf das Porträt, das große, das mich beim Betreten des Zimmers erschreckt hatte. Es war dasselbe Kleid.
    Ich sah zu ihr zurück und sie stand auf und kam auf mich zu. Ich hatte sie gar nicht kommen hören. »Findest du das eitel?«, fragte sie.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Das sind wunderschöne Bilder«, sagte ich. »Ich verstehe schon, dass du sie behalten willst.« Sie hielt mir die Hand hin und ich sah sie an.
    »Die Taschenlampe«, sagte sie. »Gib sie mir.«
    Ich reichte sie ihr und sie knipste sie aus und gab sie mir zurück; die Schlüssel klimperten. »Was suchst du denn hier, Jamie?«, fragte sie und strich sich gleichzeitig das Haar hinter die Ohren.
    Sollte ich lügen? Sollte ich sagen, ich hätte sie besuchen wollen und die Garagentür offen gefunden? Dass ich sie hätte erschrecken wollen? Ich wusste, dass es zwecklos war, denn sie hatte mich dabei ertappt, wie ich im Dunkeln in ihrer Wohnung herumschlich wie ein Amateureinbrecher. Nein, ich konnte nicht lügen, aber ich brachte es auch nicht über mich, ihr die Wahrheit zu sagen, dass ich nämlich Terry Ferriman nicht für ihren richtigen Namen hielt und dass, wer immer sie sein mochte, sie seit mindestens zweihundert Jahren auf Erden wandelte, wahrscheinlich sogar verdammt viel länger. Die ägyptischen Artefakte irritierten mich. Dass ein Mädchen ein paar hundert Jahre alt wurde, konnte ich gerade eben noch verkraften,aber dass es möglicherweise Jahrtausende waren, machte mich schwindelig.
    »Na?«, sagte sie. Sie stand weniger als eine Armlänge von mir entfernt, mit schief gelegtem Kopf und dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen.
    »Wer bist du?«, fragte ich, was nicht sehr originell war, aber etwas anderes fiel mir nicht ein.
    »Als wen möchtest du mich denn haben?«, flüsterte sie.
    »Du bist nicht Terry Ferriman«, sagte ich und die Worte blieben mir fast im Hals stecken. »Die wahre Terry Ferriman ist tot.«
    »Weiß die Polizei das?«, fragte sie, ohne es zu bestreiten.
    »Ja«, sagte ich. »Sie suchen jetzt nach dir. Ich bin überrascht, dass sie noch nicht hier waren.«
    »Sie wissen von dem Keller hier?«, fragte sie stirnrunzelnd, und mir ging auf, dass sie es natürlich nicht wussten.
    De’Ath hätte Leute zu ihrer kleinen Wohnung oben geschickt. Falls die nicht auch so einen Dusel wie ich hatten, würden sie nicht herausfinden, dass ihr das ganze Haus gehörte.
    »Nein, du hast recht. Ich glaube, sie wissen es nicht.«
    »Wie hast du es rausgefunden?«, fragte sie.
    Ich erwähnte ihre Nachbarin und mein Gespräch mit dem Immobilienmakler.
    »Und wie bist du reingekommen?«
    Ich erzählte ihr von Dave Burwash und sie lachte und tätschelte mir die Wange. »Kluger Junge«, sagte sie leise.
    »Was wird hier gespielt, Terry?«, fragte ich. »Wer bist du?«
    Sie ließ ihre Hand sinken, nahm mich sanft am Arm und führte mich zur Tür. Wortlos zog sie mich durch den Flur undöffnete eine andere Tür. Sie ging als Erste hinein und knipste das Licht an, und ich folgte ihr. Es war ein langer, fensterloser Raum, aber dank der Wandteppiche hatte er nichts Klaustrophobisches. Die Möbel waren bequem und offensichtlich antik; da standen Holzstühle mit roten Samtkissen, ein Chaiselongue und zwei dick gepolsterte Sofas zu beiden Seiten eines Marmorkamins. Es brannte kein Feuer darin. Auf dem Ofenschirm waren ein Schloss und ein Ritter hoch zu Ross abgebildet, der auf das Fallgatter zugaloppierte. Auf einer niedrigen Eichenkommode stand eine Sammlung von Fotos in Silber- und Goldrahmen, und während sie mich zu einem der Sofas führte, entdeckte ich sie auf einigen der Bilder, von denen die meisten schwarz-weiß waren.
    »Möchtest du einen Drink, Jamie?«, fragte sie, während sie mich Platz nehmen ließ. »Du siehst

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