Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)
das Kleid floss hinter ihr her wie ein flatterndes schwarzesSegel. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände, sie lagen kühl an meinen Wangen, und dann spürte ich ihre Lippen auf meinen, so plötzlich, dass ich keine Zeit hatte, Luft zu holen. Als sie ihre Lippen zurückzog, keuchte ich; mein Herz raste und mein Puls pochte mir in den Ohren.
»Was willst du?«, fragte ich. »Was willst du denn von mir?«
»Weißt du das nicht längst?«, fragte sie. »Ist das nicht offensichtlich?« Sie hielt inne und legte den Kopf etwas schief, sodass sie mich unter ihren halb geschlossenen Lidern hervor ansah, als wollte sie mir etwas Schlimmes beichten. »Jamie, ich liebe ich. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, noch bevor du das alberne Programm an mir getestet hast.«
»Albern?«, schnaubte ich. »Was soll das denn heißen?« Teufel noch mal, sie tat mein Lebenswerk ab, als wäre es nichts weiter als ein Kinderkreuzworträtsel.
»Tut mir leid«, sagte sie und wuschelte mir das Haar. »Es ist nur so: Wenn man so viele Persönlichkeiten angenommen hat wie ich, sind Psychotests wie deiner … lächerlich. Bedaure, aber so ist es nun mal.« Sie bemerkte, wie niedergeschlagen ich war. »Ach komm, Jamie. Akzeptiere doch einfach, dass ich in einer anderen Liga spiele als die normalen Psychos, die dir bei deiner Arbeit über den Weg laufen. Nimm es nicht als persönlichen Angriff auf deine Professionalität.«
»Meinst du das ernst?«, fragte ich.
»Das mit deiner Professionalität?«
»Dass du mich liebst.«
»Vollkommen ernst.«
Lächelnd ließ ich mich von der Couch gleiten und nahm sie in die Arme. Ihr Kopf kam hoch, und dieses Mal dachte ich daran,zuerst tief Luft zu holen. Ihre Zunge glitt zwischen meine Zähne, während eine Hand sanft meinen Nacken massierte und die andere meine Hose herunterwanderte und mich streichelte und abtastete. Ich versuchte sie auf die Couch hinunterzuziehen, aber sie entwand sich meinem Griff, nahm mich an die Hand und zog mich aus dem Labor und durch den Flur in ein anderes Zimmer. Sie schaltete nicht das Deckenlicht ein, sondern führte mich zielstrebig im Dunkeln vorwärts. Dann knipste sie eine Nachttischlampe neben einem riesigen Himmelbett an. Sie schob mich auf das Bett und zog ihr Kleid aus, bevor sie auf mich kletterte und mich auszog, und dann machte sie all das, was sie schon vorher mit mir im Bett gemacht hatte, und noch ein paar andere Sachen, und dann muss ich wohl wieder ohnmächtig geworden sein, denn als ich zu mir kam, hatte ich höllische Kopfschmerzen und war allein.
Terrys Kleid lag über einem Stuhl, also konnte sie nicht weit weg sein. Meine Kehle war ausgedörrt und das Schlucken fiel mir schwer, darum zog ich meine Boxershorts an und machte mich auf die Suche nach einem Bad und einer Schmerztablette. Ich fand die Tür zum Badezimmer beim zweiten Versuch und knipste das Licht an. Allmählich gewöhnte ich mich an fensterlose Räume. Am Waschbecken stand ein Glas. Ich füllte es mit kaltem Wasser und nahm den Mund voll, gurgelte und spie es aus. Dann trank ich. Ich leerte das Glas, füllte es wieder auf, öffnete den Spiegelschrank und suchte nach einem Schmerzmittel. Mundspülung und Desinfektionsmittel und ein paar Shampookissen fand ich darin, allerdings nichts gegen meine Kopfschmerzen. Ich schloss den Hängeschrank wieder und zog eine Schublade unter dem Waschbecken auf. Auch keineSchmerztabletten, aber eine Brieftasche aus schwarzem Leder. Ich nahm sie heraus und öffnete sie. Unter dem Plastikfenster auf der linken Seite steckte die Zulassung eines Privatdetektivs auf den Namen Matt Blumenthal, in einer Seitentasche fand ich seinen Führerschein zusammen mit einer grünen American-Express-Karte und im Banknotenfach ein paar hundert Dollar.
Als ich hochsah, bemerkte ich, dass mich Terrys Gesicht aus dem Spiegelschrank anstarrte. Abrupt drehte ich mich um und die Brieftasche fiel zu Boden. Sie kniete vor mir nieder, hob sie auf und tippte damit an ihr Bein, als sie aufstand. Sie trug einen Morgenmantel aus schwarzer Seide mit einem orange-grünen Drachen auf dem Rücken, der sich mit ihr zusammen bewegte, als wolle er Feuer speien.
»Ich habe ihn nicht getötet, Jamie«, sagte sie leise. »Das musst du mir glauben.«
»Aber das ist seine Brieftasche«, sagte ich mit bebender Stimme. »Und man hat dich über seiner Leiche gefunden.«
»Eines Abends, als ich nicht da war, kam er vorbei. Aber mein Freund war hier. Den überraschte er im Labor, und mein Freund
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