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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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reagierte, ohne nachzudenken.«
    »Es war kein Tropfen Blut mehr in der Leiche, als man sie fand.«
    Sie reckte das Kinn und tadelte mich, als hätte ich etwas Belangloses gesagt. »Gott, Jamie, mein Freund hat ihn erstochen. Was hast du denn erwartet?«
    »Und du hast die Leiche in die Gasse gebracht?«
    »Wir beide zusammen. Ich meine, ich hätte es allein geschafft, jeder von uns hätte das geschafft, aber wir haben es gemeinsam getan. Er war in seinem Wagen, als die Polizei eintraf,darum ist er verschwunden. Warum hätten wir uns denn beide schnappen lassen sollen?«
    »Er hat dich allein zurückgelassen?«, fragte ich ungläubig.
    »Wie schon gesagt, es wäre doch sinnlos gewesen, uns beide schnappen zu lassen. Wir wussten, dass keine Mordwaffe herumlag, also gab es auch keine eindeutigen Beweise. Wir hatten alles entfernt, was auf seine Identität schließen ließ. Wir hielten ihn für einen Einbrecher; erst später stellte sich heraus, dass Greig ihn engagiert hatte, um mich aufzuspüren. Jamie, komm wieder ins Bett.« Sie kuschelte sich in ihren Morgenmantel, in der Hand immer noch die Brieftasche.
    »Du hattest Blut im Gesicht, Terry. Am Mund.«
    »Keine Ahnung, wie das passiert ist. Muss wohl was an meine Hände gekommen sein, als ich dabei half, die Leiche zu bewegen. Wir haben auch den Schauplatz für die Polizei arrangiert und Blut verteilt, damit es glaubwürdig aussah. Und ich habe mir dann vielleicht übers Gesicht gewischt. Gehen wir ins Bett, Jamie. Bitte.«
    »Zuerst möchte ich das hier klären. Dieser Freund, dieser Mann. Wer ist er? Ein Lover?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, kein Lover.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »In der Nähe. Aber er wohnt nicht hier, falls du das meinst. Ich wohne hier allein. Tatsächlich wohne ich meistens oben – da ist es gemütlicher. Das hier ist mehr ein Lager und Arbeitsplatz.«
    »Warum hebst du das ganze Zeug auf? Die Bilder, die Porträts, die Bücher?«
    »Erinnerungen«, sagte sie ehrlich betrübt. »Sie sind alles, was mir geblieben ist. Die Menschen, die mir diese Sachen geschenkthaben, sind längst tot. Ich kann nur ihre Geschenke aufheben. Das schulde ich ihnen. Kannst du das nachvollziehen?«
    Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das Waschbecken und spürte, wie der Marmor gegen meine Wirbelsäule drückte. »Was willst du denn deiner Sammlung hinzufügen, das dich später mal an mich erinnert?«, fragte ich bitter.
    Sie trat einen Schritt vor und legte einen Finger auf meinen Mund, um mich zum Schweigen zu bringen. »So weit kommt es nicht, Jamie.«
    Ich packte ihre Hand und schubste sie weg. »Wie kannst du so was sagen?«, schrie ich. »Wie um alles in der Welt kannst du das sagen? Wie viele andere hast du verlassen? Warum glaubst du, dass es bei mir anders sein wird?«
    »Weil Neil mit seiner Arbeit Erfolg hatte«, sagte sie leise. »Er hat das Gen isoliert, das uns langlebig macht, und er war kurz davor, eine Methode zu entwickeln, wie man es in die normale menschliche DNA einbindet. Jamie, er kann dich zu einem von uns machen. Wenn du das möchtest.« Langsam streckte sie die Hand nach meiner aus und ergriff sie. Sie drückte sie sanft. »Du musst dich entscheiden, Jamie. Ich will dich für immer, und wenn das auch dein Wunsch ist, dann sollst du das haben. Keine Bisse in den Hals, nicht wie im Kino, nur ein rein wissenschaftliches Verfahren.«
    »Aber dieser Hamshire wird vermisst.«
    »Wir werden ihn finden«, sagte sie. Wir, sagte sie. Nicht ich. Daran dachte ich noch, als sie mich durch den Flur ins Schlafzimmer führte. Wir.

DER TRAUM
    Ich wusste, dass ich träumte, aber ich konnte nicht aufwachen. Konnte oder wollte es nicht – ich bin nicht sicher, was von beiden es war oder wie viel freier Wille mitspielte, aber egal aus welchem Grund, ich ließ das, was geschah, über mich ergehen. Terry war da, und vielleicht war das der Grund, warum ich nicht aufwachen wollte. Sie war schwarz gekleidet, eine Jacke, die vielleicht meine Motorradjacke war, über einem schwarzen T-Shirt, schwarze Jeans und schwarze Stiefel mit silberbeschlagenen Spitzen. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und ich erinnere mich, dass ich sie noch nie mit dieser Frisur gesehen hatte und wie gut sie ihr stand.
    Wir waren in einem Wald, aber nicht in so einem, den man im richtigen Leben findet. Es war eine Karikatur von der Art, die man rund um das Zauberschloss der bösen Hexe in einem Zeichentrickfilm von Walt Disney sehen würde: verkrüppelte, knorrige

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