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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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dass diese doppelt so paarungsbereit waren wie die Kontrolltiere. Ein weiteres Experiment erbrachte, dass Rattenweibchen, denen man das Hormon verabreicht, ihre Jungen noch mehr hätscheln und sich die Männchen mehr Mühe beim Nestbau geben. Wenn man die Wirkung des Hormons blockiert, erzielt man den gegenteiligen Effekt. Manchmal töten die Eltern sogar den Nachwuchs. Das Hormon soll auch die sexuelle Erregbarkeit intensivieren.«
    Während ich mir Sugars Erklärung anhörte, ging mir auf, dass er mehr als nur ein Cop in einem grauen Anzug war. Ich hatte den Eindruck, dass er mir zu dem Thema eine Einführung für Dummies gab und dass er über ein viel fundierteres Wissen verfügte.
    »Forscher am National Institute of Mental Health in Maryland haben entdeckt, dass die Gehirne in Sippen lebender Mäuse besonders von Oxytocin stimuliert werden. Steigert man die Dosis, haben sie anscheinend noch mehr Lust auf Körperkontakt. Es ist beinahe so, als wollten sie ineinander eindringen. Aber man hat auch herausgefunden, dass es sich auf einzeln gehaltene Mäuse kaum auswirkt.
    »Sie wollen also damit sagen, dass manche Mäuse für das Hormon empfänglich sind und andere nicht?«
    »Das gilt nicht nur für Mäuse, Dr. Beaverbrook. Anscheinend wirkt es ähnlich auf Menschen. Oxytocin ist der Auslöser für zwischenmenschlichen Körperkontakt. Es weckt den Wunsch, sich zu umarmen, an den Händen zu halten, zu streicheln. Beim menschlichen Orgasmus und der Ejakulation steigt der Hormonspiegel auf das Vier- bis Fünffache an. Entweder löst es einen Orgasmus aus oder wird von einem ausgelöst. Wir sind nicht sicher, was zuerst kommt, wenn Sie mir den Scherz gestatten.«
    Ich lächelte, aber ich war immer noch verwirrt. »Wohin führt diese Vorlesung in Biochemie?«, fragte ich.
    Sugar verhakte seine Finger auf dem Schreibtisch und rieb die Daumen aneinander. Sie waren groß, mit fast quadratischen Nägeln. »Unsere bisherigen Untersuchungen an den Vampiren in unserem Gewahrsam sprechen dafür, dass sie das Hormon an keiner Stelle ausscheiden. Noch gibt es irgendein Anzeichen, dass sie über Rezeptoren verfügen, die Oxytocin erkennen. Einfach ausgedrückt, das Hormon wirkt nicht. Weder in vivo noch in vitro. In ihrem Körper kommt es nicht vor. Was auch immer das für eine genetische Veränderung sein mag, die ihnen ihre Unsterblichkeit verleiht, auf jeden Fall brauchen sie infolgedessen weder Oxytocin noch Interaktion. Sie brauchen keine Gesellschaft, Dr. Beaverbrook. Und auch keinen Sex. Ich bezweifele, dass die Männer oder die Frauen überhaupt Spaß am Geschlechtsakt haben.«
    Ich dachte daran, wie Terry im Bett gewesen war, wie sie geschrien, wie sie mich angefasst hatte. War das nur gespieltgewesen? Hatte sie das vorgetäuscht? Ich merkte, dass Sugar mich anstarrte, darum kämpfte ich gegen meine Gefühle an.
    »Wie war sie denn im Bett?«, fragte Hooper. Ich hatte seine Anwesenheit ganz vergessen, so gebannt hatte ich Sugars Vortrag gelauscht. Hooper grinste mich anzüglich an, und am liebsten hätte ich ihm eins aufs Maul gegeben. Ich atmete tief und gleichmäßig durch und versuchte mich zu entspannen. Ich beantwortete seine Frage nicht und sah wieder zu Sugar hinüber.
    »Seine Frage ist berechtigt, auch wenn sie sich taktlos anhört«, sagte Sugar. »Ich weiß, dass das, was ich Ihnen jetzt erzähle, Ihnen verdammt gegen den Strich geht, aber etwas muss Ihnen wirklich klar sein: Die brauchen keinen Kontakt mit anderen. Sie brauchen keinen Sex.«
    »Nur unter sich, meinen Sie.«
    »Nein, das meine ich nicht. Sie brauchen keinen Sex, Punkt. Sie pflanzen sich nicht fort. Das können sie nicht. Sie sind unfruchtbar. Männer wie Frauen. Ihre Unfruchtbarkeit liegt in den Genen – sie hat nichts mit der Qualität der Spermien oder blockierten Eileitern zu tun. Alles sieht normal aus, ihre Chromosome teilen sich einwandfrei, aber es kommt nicht zur Rekombination. Die Männer ejakulieren, die Frauen haben Eisprünge, alles ist so, wie es sein sollte, aber ganz gleich, was man unternimmt, man kann die DNA im Spermium und im Ei nicht zusammenbringen.«
    Ich fragte mich allmählich, was für Experimente Sugar und seine Kollegen an den Mutanten in ihrer Gewalt vorgenommen hatten und was sie mit Terry anstellen wollten. Ich hörte ein Rumoren von draußen, und die Fenster begannen zu zittern,als ob sich ein Erdbeben ankündigte. Hooper trat hinter Sugar und sah hinaus.
    »Es ist ganz logisch, wenn Sie mal darüber nachdenken«,

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