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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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schonte.«

    Abb 100
    Vor der Abfahrt der Terra Nova stellten sich Amundsen und sein Team vor ihrer Hütte noch einmal für die Briten zu einem Gruppenfoto in Positur.
    Abb 72
    »Die Hunde ziehen prächtig …«: Das erste Depot der Norweger am 80. Breitengrad war schon nach fünf Tagen eingerichtet und sorgfältig markiert.

    Abb 73
    Hjalmar Johansen sparte nicht mit Kritik an Amundsens Führungsstil und bekam dafür später die Quittung.
    Als die Norweger an diesem Abend im Zelt zusammensaßen, forderte Amundsen seine Männer auf, eine Bilanz des Unternehmens zu ziehen. Insbesondere Hjalmar Johansen – fünf Jahre älter als sein Chef – nahm kein Blatt vor den Mund und beschwerte sich über unzweckmäßige Ausrüstungsgegenstände wie Schlafsäcke und Zelte, über die mangelhafte Zubereitung der Speisen, aber auch über die offenbar viel zu schwer beladenen Schlitten, deren Last die Hunde zusätzlich geschwächt hatte. Amundsen nahm die Kritik an, doch er wusste, dass er früher oder später ernsthaft mit Johansen aneinandergeraten würde. Denn der Mann aus Telemark war nicht irgendwer – er hatte mehr Polarerfahrung vorzuweisen als Amundsen selbst. Er war gewissermaßen das Kuckucksei, das ihm von Fridtjof Nansen ins Nest gelegt worden war. Johansen hatte die berühmte Driftreise zum Nordpol mitgemacht und war gemeinsam mit Nansen zu Fuß zum Nordpol aufgebrochen. 15 Monate lang hatten sich die beiden Männer mit Hundeschlitten, Skiern und zwei Kajaks über das Packeis des Nordpolarmeers gekämpft, hatten in Höhlen übernachtet und in einem Doppelschlafsack gelegen, in dem der eine den anderen in der Kälte gewärmt hatte. Nach ihrer glücklichen Rettung hatte sie ganz
Norwegen als Polarhelden gefeiert, doch bald stand nur noch Nansen im Glanz des Ruhms, während Johansen im Leben nicht mehr recht Fuß fassen konnte. Er machte eine Blitzkarriere beim Militär, um wenig später seinen Abschied einzureichen, gründete eine Familie und verließ Frau und Kinder, häufte horrende Schulden an und begann zu trinken. Doch Nansen fühlte sich ihm immer noch verpflichtet. Nachdem er Amundsen die Freigabe zur Nutzung der Fram erteilt hatte, erreichte er, dass Johansen in Amundsens Mannschaft aufgenommen wurde. Trotz seiner Alkoholexzesse war Johansen rein körperlich alles andere als eine Belastung für die Expedition. Sobald er wieder Polarluft atmete, leistete er nicht weniger als die übrigen Männer und war mit seiner Erfahrung im Eis von großem Wert. Doch diese konnte eines Tages auch zur Bedrohung für die Autorität Amundsens werden.
    Das reinigende Gewitter vom 82. Breitengrad machte den fünf Männern die Strapazen der Rückreise zumindest etwas erträglicher. Da die erschöpften Hunde es kaum noch schafften, die leeren Schlitten zu ziehen, konnten sich Amundsen und seine Begleiter nicht wie noch bei ihrer ersten Tour nach Hause fahren lassen, sondern mussten die ganze Strecke zu Fuß bewältigen. Das Wetter blieb kalt und stürmisch; mehrere Tage nacheinander waren sie gezwungen, in ihren Zelten auszuharren. Als sich der Schneesturm am 15. März gelegt hatte, stellten die Männer fest, dass die Hunde vor Hunger die ledernen Peitschen und das Geschirrzeug aufgefressen hatten. In den darauf folgenden Tagen ging ein Hund nach dem anderen aus Schwäche ein. Insgesamt verloren sie acht Tiere – deren Kadaver selbstverständlich an ihre stärkeren Artgenossen verfüttert wurden. »Alle sentimentalen Gefühle waren bei uns längst erloschen«, so Amundsen dazu, »es fiel keinem ein, Lurven [so der Name eines am 15. März verendeten Hundes] nach Verdienst zu behandeln. Er bestand zwar nur noch aus Haut und Knochen, wurde aber doch zerlegt und unter seine Kameraden verteilt.« Nachdem die Männer im trüben Wetter zuletzt mehrfach noch ihren Weg verloren hatten, gelangten sie schließlich am 23. März wieder nach Framheim.
    Die chaotischen Begleitumstände der Depotreise drückten auf die Stimmung der Männer, einige empfanden das Ganze als Fiasko. Sie konnten nicht wissen, dass sie den Vorsprung der britischen Expedition, der einige
Monate zuvor noch mehrere tausend Seemeilen betragen hatte, wettgemacht und die Konkurrenz sogar weit überholt hatten. Während es Scott lediglich gelungen war, eine Tonne Vorrat bis kurz vor den 80. Breitengrad zu bringen, hatten die Norweger mehr als anderthalb Tonnen zwischen dem 80. und dem 82. Breitengrad deponiert, darunter Futter für 25 Hunde auf drei Monate und 110 Liter

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