Der Wettlauf zum Suedpol
Schlitten gespannt werden, um die Steigungen zu bewältigen. Dann kehrten die fünf Männer, die wegen der »sommerlichen« Temperaturen ein Kleidungsstück nach dem anderen ablegten, zurück und holten auch den zweiten Schlitten nach. Am Ende des Tages hatten sie fast 20 Kilometer zurückgelegt und 700 Höhenmeter überwunden. Amundsen vermerkte zufrieden in seinem Tagebuch: »Die Hunde haben heute eine Arbeit geleistet, die meine höchsten Erwartungen übertraf.« Am Nachmittag machten sich mehrere Männer auf, um eine Route für den nächsten Tag zu erkunden.
Offenbar kam es danach zu einem Disput zwischen Bjaaland auf der einen sowie Hansen und Wisting auf der anderen Seite, welcher Weg der bessere sei, den Amundsen schließlich zugunsten der beiden Letzteren entschied. Was folgte, war laut Hassels Tagebuch »ein netter kleiner (ziemlich heißer) Aufwasch«, in dessen Folge Bjaaland wie einen Monat zuvor Johansen aus der Expedition ausgeschlossen wurde. Er sollte zwar beim weiteren Aufstieg zum Plateau noch behilflich sein, danach aber nach Framheim zurückkehren, wobei ihn wegen seiner mangelhaften Navigationskenntnisse Hassel hätte begleiten müssen. In dieser vertrackten Situation tat Bjaaland den einzig möglichen Schritt, der den Chef noch einmal umstimmen konnte, und kroch »kleinlaut genug zu Kreuze und bat, ob der Kapitän seine Entscheidung noch einmal überdenken könnte, was Amundsen dann auch tat. Allerdings stellte er noch einmal klar, dass er keinen Widerspruch dulde.«
Wie ernähren sich die Teams heute
Für ihre Verpflegung sind die Teams selbst verantwortlich. Sie müssen sie vor dem Wettlauf zusammenstellen, wobei sie von erfahrenen Extremsportexperten beraten werden. Sie wissen, dass sie bei der extremen Kälte und in der Höhenluft bis zu 8000 Kalorien pro Tag verbrennen werden, und diese müssen irgendwie dem Körper wieder zugeführt werden. Alle haben sich im Laufe der letzten Monate auch schon ein kleines Sicherheitspolster angegessen. In der Antarktis angekommen, diskutieren die Wettläufer dann immer wieder, was sie zum Essen auf die eigentliche Reise mitnehmen sollen: Reichen die Rationen, die der Rennleiter vorschlägt: etwa 600 Gramm Nüsse, Trockenfleisch, Gummibärchen, dazu eine Packung Müsli für den Morgen und Trockennahrung für den Abend und noch ein paar Energieriegel? Oder sollten sie lieber auf Nummer sicher gehen und mehr einpacken? Doch mehr Essen bedeutet auch immer mehr Gewicht, das dann auf den Schlitten transportiert werden muss.
Die Österreicher entscheiden sich für die Sparvariante und reisen mit kleinem Gepäck. Dagegen nehmen die Deutschen nicht nur das normale Essen, sondern pro Tag und Person zusätzlich noch eine Tüte Peronin mit, ein Flüssignahrungsmittel mit 500 Kalorien – also fast eine richtige Mahlzeit. Abends vertilgen beide Teams Trockennahrung in Pulverform, die mit heißem Wasser aufgegossen wird. Es gibt Dutzende verschiedene Geschmacksrichtungen Nudeln, Bœuf Stroganoff, Spicy Chicken usw. – doch sind sie alle nichts für verwöhnte Gaumen.
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Morgens um halb zehn in der Antarktis: Markus Lanz beim Schokosnack.
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Satt und zufrieden: Die Österreicher nach ihrem »Gröstl«.
»Wenn du den ganzen Tag richtig hart geschuftet hast, zitternd und vollkommen ausgelaugt im Zelt sitzt, und dann wartet da Chili con carne auf dich – und zwar in einer Konsistenz und Form, wie du es nie für möglich gehalten hättest, dass ein Koch auf dieser Welt so etwas macht, dann ist das richtig hart«, schimpft Markus Lanz. »Das ganze Rennen würde sehr viel leichter fallen, wenn man was Ordentliches zu essen hätte: einen schönen Käse, einen schönen Speck – was auch immer! Einfach was Gutes, was Herzhaftes. «
Während der Akklimatisierungsphase erlaubt sich der österreichische Teamchef Hermann Maier den Luxus, auf seinem Schlitten je fünf Kilogramm Kartoffeln und Speck mitzuschleppen und eines Abends daraus ein »Gröstl« – Bratkartoffeln – zuzubereiten. Als ihnen einfällt, dass Markus Lanz in Deutschland auch eine Kochsendung moderiert, laufen die Österreicher mit einer kleinen Bratpfanne hinüber zum deutschen Zelt und präsentieren ihren Konkurrenten das Gericht. Die Deutschen dürfen probieren und sind über die unverhoffte kulinarische Abwechslung hoch erfreut.
Als es schließlich ernst wird, hat jedes Team Gepäck oder Essen für mehr als 20 Tage dabei – so lange wird das Rennen im Höchstfall dauern. Während die
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