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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bosch.
    »Er hat ein Foto von mir gemacht, wie ich seinen Schwanz im Mund habe. Und das hat er in seine Schuhschachtel gelegt. Und irgendwann habe ich es geklaut und so liegen gelassen, dass es meine Mom gesehen hat. Wir sind noch am selben Tag ausgezogen.«
    »Waren in dieser Schuhschachtel auch Fotos von anderen Jungen oder Männern?«, fragte Bosch.
    »An eins kann ich mich erinnern. Da war ein Junge wie ich darauf, aber ich weiß nicht, wer er war.«
    Bosch machte sich ein paar weitere Notizen. Dann fragte er Pell, ob er sich erinnern könnte, wo der Mann namens Chill gewohnt hatte, als er und seine Mutter bei ihm gelebt hatten. Pell konnte sich nur erinnern, dass es nicht weit vom Travel Town Museum im Griffith Park gewesen war, weil ihn seine Mutter regelmäßig dorthin mitgenommen hatte und mit den historischen Zügen hatte fahren lassen.
    »Konnten Sie zu Fuß dorthin gehen oder mussten Sie das Auto nehmen?«
    »Wir haben immer ein Taxi genommen, aber ich weiß noch, dass es nicht weit war. Wir waren oft dort. Ich fand es toll, auf den kleinen Zügen zu fahren.«
    Das war ein guter Hinweis. Bosch wusste, das Museum befand sich im Nordteil des Parks.
    Das hieß, dass Chill wahrscheinlich in North Hollywood oder Burbank gewohnt hatte. Es half, die Suche einzugrenzen.
    Als Bosch Pell um eine Beschreibung von Chill bat, sagte der nur, er sei ein großer, muskulöser Weißer gewesen.
    »Hatte er einen Job?«
    »Nicht richtig. Ich glaube, er war Handwerker oder so was. Er hatte jede Menge Werkzeug im Auto.«
    »Was war das für ein Auto?«
    »Ein Lieferwagen. Ein Ford Econoline. Da drin musste ich auch immer das alles für ihn machen.«
    Später benutzte Pell für seine eigenen, ganz ähnlichen Straftaten ebenfalls Lieferwagen. Das sagte Bosch natürlich nicht laut.
    »Wie alt, würden Sie sagen, war Chill damals?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich haben Sie recht mit dem, was Sie vorhin gesagt haben. Etwa fünf Jahre älter als meine Mutter.«
    »Sie haben nicht zufällig ein Foto von ihm bei Ihren Sachen oder sonst irgendwo?«
    Pell lachte und sah Bosch an, als hätte er sie nicht alle.
    »Glauben Sie echt, ich würde von dem ein Foto aufheben? Ich habe nicht mal eins von meiner Mutter, Mann.«
    »Tut mir leid, aber das musste ich Sie fragen. Haben Sie diesen Kerl mal mit einer anderen Frau als Ihrer Mutter gesehen?«
    »Meinen Sie, ob er Sex mit einer hatte?«
    »Ja.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Clayton, woran können Sie sich in Zusammenhang mit ihm sonst noch erinnern?«
    »Ich weiß nur noch, dass ich immer einen weiten Bogen um ihn gemacht habe.«
    »Glauben Sie, Sie könnten ihn identifizieren?«
    »Was, jetzt? Nach zwanzig Jahren?«
    Bosch nickte.
    »Keine Ahnung. Aber wie er damals ausgesehen hat, werde ich bestimmt nie vergessen.«
    »Können Sie sich noch an sonst etwas von der Wohnung erinnern, in der Sie damals mit ihm gelebt haben? Irgendetwas, was mir helfen könnte, ihn zu finden?«
    Pell dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, Mann, nur, was ich Ihnen erzählt habe.«
    »Hatte er irgendein Haustier?«
    »Nein, aber mich hat er geprügelt wie einen Hund. Wahrscheinlich war ich sein Haustier.«
    Bosch schaute zu Stone, ob ihr noch etwas einfiel.
    »Hatte er irgendwelche Hobbys?«, fragte sie.
    »Sein Hobby war, glaube ich, diese Schuhschachtel zu füllen«, antwortete Pell.
    »Aber Sie haben nie eine der anderen Frauen von diesen Fotos gesehen, oder?«, fragte Bosch.
    »Das muss aber nichts heißen. Man konnte sehen, dass er die meisten dieser Fotos im Lieferwagen gemacht hat. Hinten drin hatte er eine alte Matratze liegen. Nach Hause hat er jedenfalls keine von denen mitgenommen.«
    Das war eine gute Information. Bosch notierte sich alles.
    »Noch ein Letztes, Clayton. Wenn ich diesen Kerl schnappe und er vor Gericht kommt, wären Sie dann bereit, die Dinge, die Sie mir eben erzählt haben, zu bezeugen?«
    Pell dachte über die Frage nach.
    »Was bekäme ich dafür?«, fragte er schließlich.
    Im Gefängnis hatte er gelernt, nichts umsonst herauszurücken.
    »Genugtuung. Sie würden uns helfen, diesen Kerl für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.«
    »Na und? Das ist doch nichts.«
    »Ich kann Ihnen jedenfalls nicht versprech…«
    »Schauen Sie doch, was er mir angetan hat! Alles nur wegen ihm!«
    Er deutete auf seine Brust, als er das herausschrie. Die ungezügelte Emotionalität seines Gefühlsausbruchs war von einer animalischen Wildheit, die

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