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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Mr. Irving schon wieder neue Aufträge für die Zeit danach?«
    »Ja, aber nichts Größeres. Er hatte schon eine Weile davon gesprochen, etwas kürzer zu treten. Sein Sohn geht ja inzwischen aufs College, und diese veränderte Situation war nicht ganz einfach für George und seine Frau. Ich weiß, dass ihm sein Sohn sehr gefehlt hat. Das hat ihn sehr bedrückt.«
    »Dann hatte er also keine laufenden Aufträge?«
    »Er stand mit verschiedenen Leuten in Verhandlungen, hatte aber aktuell nur eine Firma unter Vertrag. Das war Regent Taxi. Sie wollen versuchen, nächstes Jahr die Taxilizenz für Hollywood zu bekommen, und dafür haben sie uns engagiert.«
    Auf Boschs Nachfragen erklärte ihm Rosen, dass das Stadtgebiet von Los Angeles in sechs Taxizonen unterteilt war, für die von der Stadtverwaltung entsprechend ihrer Bevölkerungsdichte jeweils zwei oder drei Taxilizenzen vergeben wurden. Mittels dieser Lizenzierung wurde festgelegt, wo im Stadtgebiet ein Taxi eines bestimmten Unternehmens Fahrgäste aufnehmen durfte. War ein Fahrgast einmal in ein Taxi eingestiegen, konnte ihn dieses allerdings fahren, wohin er wollte.
    Infolge dieser Regelung war es Taxis nur erlaubt, in der ihnen zugeteilten Zone an Taxiständen und vor Hotels zu stehen, von der Straße Fahrgäste aufzunehmen oder auf telefonische Bestellungen zu reagieren. Auf den Straßen herrschte manchmal ein erbitterter Konkurrenzkampf um Fahrgäste. Ähnliches galt auch für den Kampf um eine Lizenz. Rosen erklärte Bosch, dass Regent Taxi bereits eine Lizenz für South L.A. hatte, sich aber zusätzlich um die lukrativere Zulassung für Hollywood bemühte.
    »Wann sollte diese Entscheidung fallen?«, fragte Bosch.
    »Erst im neuen Jahr«, antwortete Rosen. »George hatte gerade erst angefangen, sich mit dieser Sache zu befassen.«
    »Wie viele Lizenzen werden in Hollywood vergeben?«
    »Nur zwei, und immer für zwei Jahre. Aber weil sie zu unterschiedlichen Zeiten vergeben werden, steht jedes Jahr eine Lizenz zur Vergabe an. Regent hat dafür das kommende Jahr abgewartet, weil der aktuelle Lizenzträger, der eine Verlängerung beantragen muss, gerade Probleme hat und daher angreifbar ist. George hat dem Kunden zu verstehen gegeben, dass ihre Chancen kommendes Jahr am besten ständen.«
    »Wie heißt die wacklige Firma?«
    »Black&White. Besser bekannt als B&W.«
    Bosch wusste, dass es vor etwa zehn Jahren einmal Ärger mit B&W Taxi gegeben hatte, weil die Firma ihre Fahrzeuge so lackiert hatten, dass sie fast wie Streifenwagen aussahen. Das LAPD hatte Beschwerde eingelegt, und das Unternehmen hatte sein Fahrzeugdesign durch ein schwarz-weißes Karomuster ersetzt. Aber er glaubte nicht, dass Rosen das gemeint hatte, als sie die Firma als angreifbar bezeichnet hatte.
    »Sie haben gesagt, sie haben Probleme. Was für Probleme?«
    »Also, zuerst einmal hatten sie allein in den letzten vier Monaten drei DUI s.«
    »Sie meinen, Taxifahrer, die betrunken unterwegs waren?«
    »Richtig. Das ist absolut tabu. Wie Sie sich bestimmt denken können, kommt so etwas bei der Lizenzierungsstelle und beim Stadtrat nicht gut an. Wer stimmt schon für so eine Firma? Deshalb war George recht zuversichtlich, dass Regent den Zuschlag bekommen würde. Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen, und außerdem befindet sich die Firma in Minderheitenbesitz.«
    Und er hatte einen Vater, der ein einflussreiches Mitglied des Stadtrats war, der die Mitglieder des Lizenzierungsausschusses ernannte. Bosch fand diese Information interessant, weil wieder einmal alles aufs liebe Geld hinauslief. Jemand, der es verdiente, und jemand, der es verlor. Das spielte bei Mordmotiven nur zu häufig eine wichtige Rolle. Er stand auf und steckte den Kopf durch die Tür von Irvings Büro, um Hadlow und Chu zu sagen, dass er alle Unterlagen im Zusammenhang mit der Taxilizenz mitnehmen wolle.
    Dann kehrte er zu Rosen zurück und lenkte das Gespräch auf private Aspekte.
    »Hat George Irving auch persönliche Unterlagen in seinem Büro aufbewahrt?«
    »Ja, hat er. Aber sie sind in seinem Schreibtisch eingeschlossen, und ich habe keinen Schlüssel.«
    Bosch holte die Schlüssel heraus, die zusammen mit Irvings Auto konfisziert worden waren.
    »Dann lassen Sie uns mal nachschauen.«
     
    Mittags verließen Bosch und Chu das Büro und kehrten ins PAB zurück. Chu trug den Karton mit den Akten und den anderen Gegenständen, die sie mit Hadlows Zustimmung und kraft des Durchsuchungsbeschlusses konfisziert

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