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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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fragte er.
    »Nein«, sagte Chu. »Check mal deine Mails.«
    Klar. Bosch ging online und stellte fest, dass er zwei E-Mails von Jerry Solomon von der Hollywood Division bekommen hatte. Jede enthielt einen Anhang, den er herunterlud und an den Drucker sendete. Der erste war eine Zusammenfassung der Befragungen, die Solomon und Glanville im Hotel durchgeführt hatten. Im zweiten war aufgeführt, was sie von den Bewohnern der umliegenden Häuser erfahren hatten.
    Bosch ging zum Drucker und nahm die Seiten an sich. Auf dem Weg zurück zu seinem Schreibtisch sah er, dass Lieutenant Duvall vor seinem Abteil stand. Chu war nirgendwo zu sehen. Bosch wusste, dass sich Duvall über den neuesten Stand der Irving-Ermittlungen informieren wollte. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie ihm eine E-Mail geschickt und zwei telefonische Nachrichten hinterlassen, auf die er alle nicht reagiert hatte.
    »Haben Sie meine Nachrichten nicht erhalten, Harry?«, fragte sie, als er auf sie zukam.
    »Doch, schon. Aber jedes Mal, wenn ich Sie anrufen wollte, hat mich jemand angerufen, und dann habe ich es wieder vergessen. Tut mir leid, Lieutenant.«
    »Dann kommen Sie jetzt mit in mein Büro, damit es nicht wieder zu so einer Ablenkung kommt.«
    Bosch warf die Ausdrucke auf seinen Schreibtisch und folgte Duvall. Sie forderte ihn auf, die Tür zu schließen.
    »Ist das eine Mordakte, das Sie da zusammenstellen?«, fragte sie schon, bevor sie sich gesetzt hatte.
    »Ja.«
    »Heißt das, George Irving wurde ermordet?«
    »So sieht es jedenfalls aus. Aber das ist noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.«
    In den nächsten zwanzig Minuten schilderte er Duvall in kurzen Zügen, was er herausgefunden hatte. Sie erklärte sich einverstanden mit seinem Plan, die neue Zielrichtung der Ermittlungen so lange für sich zu behalten, bis entweder mehr Beweise aufgetaucht waren oder bis es einen taktischen Vorteil mit sich brachte, diese Information an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Harry. Und gewöhnen Sie sich an, auf meine Anrufe und Mails zu antworten.«
    »Klar. Werde ich.«
    »Und fangen Sie auch an, die Magneten zu benutzen, damit ich weiß, wo meine Leute sind.«
    Lieutenant Duvall hatte im Bereitschaftsraum eine Anwesenheitstafel mit verschiebbaren Magneten anbringen lassen, auf der ein Detective anzeigen konnte, ob er im PAB oder unterwegs war. Sie wurde von den meisten Detectives der Einheit als Zeitverschwendung begrüßt. In der Regel wusste der Spieß, wo sich jeder befand, und dann erfuhr es auch Lieutenant Duvall, wenn sie mal aus ihrem Büro kam oder wenigstens die Jalousien öffnete.
    »Klar«, sagte Bosch.
    Als Bosch in sein Abteil zurückkehrte, war auch Chu wieder da.
    »Wo warst du?«, fragte der.
    »Bei Duvall drinnen. Und du?«
    »Äh, nur mal kurz auf der anderen Straßenseite. Ich bin heute noch nicht mal zum Frühstücken gekommen.«
    Chu wechselte das Thema und deutete auf das Dokument, das auf seinem Monitor zu sehen war.
    »Hast du den Bericht von Fass und Kiste über die Zeugensuche schon gelesen?«
    »Noch nicht.«
    »Sie haben einen Typen gefunden, der jemanden auf der Feuerleiter gesehen hat. Der Zeitpunkt passt zwar nicht, aber ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit schon.«
    Bosch drehte sich zu seinem Schreibtisch um und suchte nach dem Ausdruck des Berichts über die Befragung der Bewohner der umliegenden Häuser. Eigentlich war es nur eine Liste der Adressen in der Marmont Lane. Hinter jeder Adresse stand, ob jemand zu Hause gewesen und befragt worden war. Dafür hatten Glanville und Solomon Abkürzungen verwendet, die Bosch schon seit mehr als zwanzig Jahren aus solchen Befragungsprotokollen des LAPD kannte. Es waren eine Menge NZH s darunter, was
niemand zu Hause
hieß, und eine Menge NG s,
nichts gesehen.
Aber ein Eintrag umfasste mehrere Sätze.
    Bewohner Earl Mitchell (m. w., geb. 13 . 4 . 61 ) konnte nicht schlafen und ging in die Küche, um sich eine Flasche Wasser zu holen. Hintere Fenster des Hauses blicken auf Rückseite und Seite des Chateau Marmont. Bewohner sagt, hat einen Mann Feuerleiter hinunterklettern sehen. Bewohner ging zu Fernrohr im Wohnzimmer und schaute zu Hotel. Mann auf Feuerleiter war nicht mehr zu sehen. Bewohner hat PD nicht verständigt. Bewohner meint, Sichtung erfolgte zirka 0 : 40  Uhr. So spät war es auf seinem Wecker, als er aufstand, um Wasser zu holen. Soweit sich Bewohner erinnern kann, war Gestalt auf Feuerleiter

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