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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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beendete das Gespräch. Während er wartete, dass die Quittung gefaxt wurde, rief er George Irvings Büroleiterin Dana Rosen an und fragte sie nach dem Schreiben an die städtische Lizenzvergabestelle, das in der Regent-Taxi-Akte war.
    »Ist das eine Kopie dieses Schreibens oder das noch nicht verschickte Original?«
    »O nein, es wurde verschickt. Wir haben jedem Mitglied des Ausschusses ein Exemplar geschickt. Das war der erste Schritt. Die Bekanntgabe, dass wir uns für die Hollywoodlizenz bewerben.«
    Bosch sah während des Telefonierens auf das Schreiben. Es war auf Montag vor zwei Wochen datiert.
    »Haben Sie schon eine Reaktion darauf erhalten?«, fragte er.
    »Noch nicht. Wenn ja, wäre die Antwort in der Akte.«
    »Danke, Dana.«
    Bosch drückte die Trenntaste und machte sich wieder an die Durchsicht der Regent-Akte. Er fand mehrere von einer Büroklammer zusammengehaltene Ausdrucke, bei denen es sich um die Belege für die in dem Schreiben geäußerten Kritikpunkte handelte. Unter ihnen war auch die Kopie einer
Times
-Meldung, in der stand, dass innerhalb von vier Monaten bereits der dritte Black&White-Fahrer betrunken am Steuer eines Taxis angehalten worden war. Außerdem hieß es in dem Artikel, dass ein B&W-Fahrer einen Unfall verschuldet hatte, bei dem ein Ehepaar auf dem Rücksitz seines Taxis schwere Verletzungen erlitten hatte. Des Weiteren enthielt der Ordner die Kopien der Anzeigen wegen Trunkenheit am Steuer eines Taxis sowie einen ganzen Packen von Strafzetteln, die gegen B&W-Fahrer ausgestellt worden waren. Sie waren für eher harmlose Verkehrsdelikte, die vom Überfahren einer roten Ampel bis zum Parken in zweiter Reihe reichten. Vermutlich waren sie den DUI -Anzeigen nur zur Ergänzung beigefügt.
    Aus diesen Unterlagen wurde Bosch klar ersichtlich, warum Irving B&W für angreifbar gehalten hatte. Dem Taxiunternehmen die Hollywoodlizenz wegzuschnappen wäre vermutlich der leichteste Auftrag gewesen, den Irving je gehabt hatte.
    Obwohl Bosch die Anzeigen nur flüchtig durchblätterte, fiel ihm eine Eigentümlichkeit auf. Auf allen Formularen stand in dem Kästchen, in dem der Anzeige erstattende Officer vermerkt wurde, dieselbe Dienstnummer. Drei Anzeigen im Lauf von vier Monaten. In Boschs Augen konnte es schwerlich ein Zufall sein, dass alle drei Anzeigen auf das Konto desselben Cops gingen. Bosch wusste zwar, dass es sich möglicherweise um den Officer handelte, der in der Hollywood Division den Alkoholtest bei den Taxifahrern vorgenommen hatte, nachdem diese von den Streifenpolizisten eingeliefert worden waren. Aber selbst das wäre ungewöhnlich und nicht verfahrensüblich gewesen.
    Er griff nach dem Telefon und rief die Personalabteilung der Polizei an. Er nannte seinen Namen und seine Dienstnummer und erklärte, er brauche eine Identifizierung anhand einer Dienstmarke. Er wurde zu einer Sachbearbeiterin durchgestellt, die die Nummer im Computer nachsah und ihm dann Namen, Dienstgrad und Revier durchgab.
    »Robert Mason, P- 3 , Hollywood.«
    Oder auch Bobby Mason. George Irvings langjähriger Freund – bis vor kurzem.
    Bosch bedankte sich bei der Frau und legte auf. Er notierte sich, was er gerade in Erfahrung gebracht hatte, und dachte eine Weile nach. Er glaubte nicht an Zufälle. Deshalb konnte er es auch nicht als unerheblich abtun, dass Mason zu einer Zeit, in der er anscheinend noch dick mit einem Mann befreundet war, der einen Mitbewerber für B&Ws Hollywood-Lizenz vertrat, drei B&W-Fahrer wegen Alkohols am Steuer verhaftet hatte.
    Er kreiste Masons Namen in seinen Notizen ein. Der Streifenpolizist war auf jeden Fall jemand, mit dem Bosch reden wollte. Aber nicht sofort. Bevor er das tat, musste er wesentlich mehr wissen als jetzt.
    Er wandte sich wieder der Akte zu und studierte die Anzeigen, in denen die Gründe für die Festnahme der Fahrer aufgeführt waren. In allen drei Fällen waren die Fahrer wegen ihrer unkontrollierten Fahrweise aufgefallen. In einem der angehaltenen Taxis war unter dem Fahrersitz eine halbleere Flasche Jack Daniel’s gefunden worden.
    Bosch fiel auf, dass in dem Bericht die Größe der Flasche nicht erwähnt war, und er machte sich kurz Gedanken über die Verwendung von
halb leer
im Gegensatz zu
halb voll
und über die unterschiedliche Auslegungsmöglichkeit, die diese Wortwahl nach sich ziehen konnte. Doch dann rollte Chu auf seinem Stuhl zu ihm herüber und lehnte sich an seinen Schreibtisch.
    »Hört sich ganz so an, als ob du auf was gestoßen

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