Der Widersacher
auf die Terrasse zurück.
»Ich habe mich schon zu fragen begonnen, wo du bleibst«, sagte Hannah.
»Ich habe nur noch ein bisschen aufgeräumt«, sagte er.
Sie stießen miteinander an und tranken, und dann kam Hannah ganz nah zu ihm, und sie küssten sich zum ersten Mal. Das taten sie so lange, bis Hannah sich von ihm löste und einen Schritt zurücktrat.
»Tut mir leid, dass ich dir das alles zugemutet habe, Harry. Meine ganze Seifenoper.«
Bosch schüttelte den Kopf.
»Von wegen Seifenoper. Er ist dein Sohn. Unsere Kinder sind unsere Herzen.«
»Unsere Kinder sind unsere Herzen. Schön. Wer hat das gesagt?«
»Keine Ahnung. Ich, schätze ich mal.«
Sie lächelte.
»Das hört sich aber gar nicht wie etwas an, was ein tougher Detective sagen könnte.«
Bosch zuckte mit den Achseln.
»Vielleicht bin ich das ja auch gar nicht. Ich lebe mit einem fünfzehnjährigen Mädchen zusammen. Ich glaube, sie sorgt schon dafür, dass ich weich bleibe.«
»Hat es dich vorhin sehr abgeturnt, dass ich so forsch war?«
Bosch lächelte und schüttelte den Kopf.
»Ich finde gut, was du gesagt hast: dass du keine Zeit verschwenden willst. Wir haben gestern Abend beide gespürt, dass da irgendetwas ist zwischen uns. Und da wären wir jetzt. Wenn es passt, will auch ich keine Zeit verschwenden.«
Sie stellte ihr Glas auf die Brüstung und kam wieder näher.
»Ja, da wären wir jetzt.«
Bosch stellte sein Glas neben ihres. Dann machte er einen Schritt auf sie zu und legte seine Hand in ihren Nacken. Dann küsste er sie und drückte mit der anderen Hand ihren Körper ganz fest an seinen.
Schließlich löste sie ihre Lippen von seinen, und sie standen Wange an Wange da. Er spürte, wie ihre Hand unter seine Jacke glitt und an seiner Seite nach oben wanderte.
»Der Mond und der Wein können ruhig ein bisschen warten«, hauchte sie. »Ich würde jetzt gern nach drinnen gehen.«
»Ich auch«, sagte er.
[home]
24
U m 22 : 30 Uhr fuhr Bosch Hannah Stone den Berg hinunter zu ihrem Auto, das sie auf dem bewachten Parkplatz des Ca’ Del Sole gelassen hatte. Sie hatte gesagt, sie könnte nicht über Nacht bleiben, aber das war okay für ihn. Während sie warteten, dass ein Mitarbeiter des Restaurants ihr Auto brachte, standen sie lange eng umschlungen da. Bosch fühlte sich großartig. Die Zeit mit ihr im Schlafzimmer war wundervoll gewesen. Auf jemanden wie Hannah hatte er lang gewartet.
»Ruf mich an, wenn du zu Hause bist, ja?«
»Du brauchst dir meinetwegen doch keine Sorgen zu machen.«
»Ich weiß, aber ruf mich trotzdem an. Ich will wissen, dass du sicher zu Hause angekommen bist.«
»Okay.«
Sie sahen sich eine Weile an. Ihr Auto wurde gebracht.
»Ich fand es sehr schön mit dir, Harry. Du hoffentlich auch.«
»Das weißt du doch.«
»Gut. Ich könnte das durchaus noch mal machen.«
Er lächelte. »Ich auch.«
Sie löste sich von ihm und ging zu ihrem Auto. Sie gab dem Restaurantangestellten einen Fünfer, den Bosch ihr gegeben hatte, und sah Bosch über das Autodach hinweg an, bevor sie einstieg.
»Bald«, sagte sie.
Er nickte. Sie lächelten. Dann stieg sie ein und fuhr weg. Bosch sah ihr hinterher, bis ihre Rücklichter hinter einer Kurve verschwanden, dann machte er sich auf den Weg zu seinem eigenen Auto.
Bosch fuhr auf den hinteren Parkplatz der Hollywood Division und parkte in der ersten freien Lücke, die er fand. Er hoffte, es wäre noch nicht zu spät. Er stieg aus und ging auf den Hintereingang der Polizeiwache zu. Sein Handy begann zu summen, und er zog es aus der Tasche. Es war Hannah.
»Bist du zu Hause?«
»Ja, ich hab’s geschafft. Wo bist du?«
»In der Hollywood Division. Ich muss mich mit jemandem von der Spätschicht treffen.«
»Ach, deswegen hast du mich rausgeworfen.«
»Warst nicht du diejenige, die gesagt hat, sie müsste los?«
»Wirklich? Na schön, meinetwegen. Dann viel Spaß.«
»Es ist Arbeit. Ich melde mich morgen.«
Bosch ging durch die Doppeltür und den Gang zur Aufnahme hinunter. An der Bank in der Mitte des Gangs waren zwei Männer mit Handschellen festgekettet. Sie warteten darauf, ins Gefängnis eingeliefert zu werden. Sie sahen aus wie zwei Hollywood-Stricher, die an den Falschen geraten waren.
»Hey, Mann, kannst du mir vielleicht helfen?«, fragte einer von ihnen Bosch, als er an ihnen vorbeiging.
»Heute Abend nicht«, antwortete Bosch.
Bosch steckte den Kopf in das Einsatzbüro. Dort standen zwei Sergeants und schauten auf den Dienstplan für
Weitere Kostenlose Bücher