Der Widersacher
was Sie getan haben und wer Ihnen gesagt hat, es zu tun; dann kommen Sie vielleicht ungeschoren davon. Oder Sie bleiben stehen und erzählen weiter irgendwelchen Scheiß, aber dann interessiert mich auch nicht, was aus Ihnen wird.«
Mason verschränkte die Arme über seiner breiten Brust. Er wollte ein Kräftemessen riskieren, wer als Erster den Schwanz einzog. Bloß war das kein Spiel, bei dem einem ein dicker Bizeps viel half. Er würde auf jeden Fall den Kürzeren ziehen.
»Ich will mich aber nicht setzen. Das Einzige, was ich mit diesem Fall zu tun habe, ist, dass ich den Mann, der gesprungen ist, gekannt habe. Aber damit hat es sich auch schon.«
»Dann erzählen Sie mir von den drei DUI s.«
»Darüber muss ich Ihnen einen Dreck erzählen.«
Bosch nickte.
»Da haben Sie allerdings recht. Das müssen Sie nicht.«
Er stand auf und schaute auf Edgars Schreibtisch zurück, um sich zu vergewissern, dass er dort nichts durcheinandergebracht hatte. Dann machte er einen Schritt auf Mason zu und deutete auf seine Brust.
»Merken Sie sich diesen Moment gut. Denn das ist der Moment, in dem Sie es versaut haben,
Chef.
Das ist der Moment, in dem Sie Ihren Job hätten retten können, aber stattdessen verkackt haben. Sie haben vorhin ganz richtig gesagt: Ihr Dienst ist um – aber für immer.«
Bosch ging zum Ausgang. Er wusste, er war ein wandelnder Widerspruch. Am Montagmorgen hatte er noch gesagt, er würde nicht gegen Polizisten ermitteln, und was machte er jetzt? Um der Wahrheit über George Irving auf die Spur zu kommen, würde er diesen Polizisten verheizen.
»Warten Sie.«
Bosch blieb stehen und drehte sich um. Mason ließ die Arme sinken, und Bosch fasste es auf als ein Zeichen, dass er bereit war einzulenken.
»Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich bin dem Hinweis eines Stadtratsmitglieds nachgekommen. Es war keine Anfrage, die mit einer Aufforderung einherging, aktiv etwas zu unternehmen. Es war nichts weiter als ein Hinweis, und solche Hinweise werden bei der Dienstbesprechung tagtäglich, in jeder Schicht, an uns weitergeleitet. SRA s, Stadtratsanfragen, nennen wir das. Ich habe nichts Unrechtes getan, und wenn Sie mich fertigmachen wollen, dann sind Sie an den Falschen geraten.«
Bosch rührte sich nicht und wartete, aber mehr kam nicht. Er ging wieder auf Mason zu und deutete auf einen Stuhl.
»Setzen Sie sich.«
Diesmal kam Mason seiner Aufforderung nach und holte sich aus der Abteilung Raubüberfälle einen Stuhl. Bosch kehrte zu Edgars Stuhl zurück, und sie setzten sich in den Gang zwischen Raub und Mord.
»Dann erzählen Sie mir von dieser Stadtratsanfrage.«
»Ich kannte George Irving schon lange. Wir waren zusammen auf der Akademie, und selbst als er dann Jura studiert hat, blieben wir weiter befreundet. Ich war sein Trauzeuge. Was sage ich, ich habe ihnen sogar die Suite für ihre Hochzeitsnacht gebucht.«
Er deutete hinter sich zum Büro des Lieutenants, als wäre es die Hochzeitssuite.
»Wir haben unsere Geburtstage oder den 4 . Juli gemeinsam gefeiert … und ich habe natürlich auch seinen Vater kennengelernt und bei diesen Anlässen immer wieder gesehen.«
»Okay.«
»Und dann, letzten Sommer im Juni – den genauen Tag weiß ich nicht mehr –, es war auf einer Party für Georges Sohn. Da …«
»Chad.«
»Ja, Chad. Chad hatte gerade seinen Highschool-Abschluss gemacht – als Jahrgangsbester übrigens – und wollte an der USF studieren. Deshalb haben sie eine Party für ihn gegeben, und ich war mit Sandy, meiner Frau, eingeladen. Der Stadtrat war auch da, und wir haben uns länger unterhalten, hauptsächlich über das LAPD , und unter anderem hat er mir auch zu erklären versucht, warum uns der Stadtrat die Überstunden streichen musste und diesen ganzen Scheiß. Und am Ende hat er dann – Sie wissen schon – ganz beiläufig fallengelassen, dass er von einer Wählerin eine Beschwerde erhalten hätte. Sie habe sich vor einem Restaurant in Hollywood ein Taxi genommen, und der Fahrer sei betrunken gewesen. Angeblich habe es in dem Taxi fürchterlich nach Alkohol gestunken, und der Fahrer sei eindeutig nicht mehr fahrtüchtig gewesen. Daraufhin habe sie ihm ein paar Straßen weiter gesagt, er solle anhalten, und sei ausgestiegen. Und weil sie gesagt hat, es war ein Black&White Taxi, hat mich der Stadtrat gebeten, mal ein Auge auf ihre Fahrer zu werfen, weil es da vielleicht noch mehr schwarze Schafe geben könnte. Er wusste, dass ich die Spätschicht mache und
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