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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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vielleicht was mitbekomme. Das war alles. Keine Verschwörung, kein Gemauschle. Ich habe mich entsprechend verhalten, wenn ich auf Streife war, und daran gab es damals nicht das Geringste zu beanstanden. An keiner dieser Anzeigen gibt es irgendwas auszusetzen.«
    Bosch nickte. Wenn die Geschichte stimmte, hatte Mason nichts Unrechtes getan. Aber Irvin Irving wurde dadurch mitten in den Fall hineingezogen. Die Staatsanwaltschaft oder möglicherweise sogar eine Grand Jury müsste sich mit der Frage beschäftigen, ob sich der Stadtrat seinen Einfluss sehr subtil zunutze gemacht hatte, um einen Klienten seines Sohns zu begünstigen, oder ob er aus Sorge um die öffentliche Sicherheit gehandelt hatte.
    Das war eine schwierige Entscheidung, und Bosch bezweifelte, dass sie jemals einer Grand Jury vorgelegt würde. Dafür war Irving zu clever. Trotzdem biss sich Bosch an einem Wort fest, das Mason in seine Rechtfertigung eingefügt hatte. An seinem Vorgehen hatte es
damals
nichts zu beanstanden gegeben.
    »Hat Ihnen der Stadtrat gesagt, wann diese Beschwerde eingegangen ist oder wie sie genau zu ihm gelangt ist?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Kam diese Anfrage im Lauf des Sommers mal bei einer Dienstbesprechung zur Sprache?«
    »Soviel ich mich erinnern kann, nicht. Aber um ehrlich zu sein, könnte ich Ihnen das auch gar nicht sagen. Ich bin schon lange dabei und habe einige Jahre auf dem Buckel. Da stehen einem gewisse Privilegien zu, wenn ich es mal so nennen darf. Beim Schichtwechsel laufe ich normalerweise als Erster ein. Ich werde bei der Urlaubsvergabe bevorzugt behandelt, lauter solche Dinge. Ich fehle bei vielen Dienstbesprechungen. Ich war schon in viel zu vielen und kann es einfach nicht mehr ab, mich da oben in diesen Raum zu zwängen und mir Abend für Abend den gleichen Quatsch anzuhören. Aber mein Partner, der erst ganz kurz dabei ist, versäumt keinen Besprechung, und er erzählt mir, was ich wissen muss. Deshalb könnte also durchaus mal so eine SRA verlesen worden sein. Nur habe ich es nicht mitbekommen.«
    »Aber Ihr Partner hat Ihnen nie etwas Derartiges erzählt?«
    »Nein, aber weil wir deswegen sowieso schon die Augen offen gehalten haben, wäre das auch gar nicht nötig gewesen. Ich hatte gleich nach dieser Party angefangen, genauer auf Taxifahrer zu achten. Deshalb hätte er es mir nicht eigens zu erzählen brauchen, wenn es beim Appell zur Sprache gekommen wäre. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ja.«
    Bosch zog sein Notizbuch aus der Tasche und schlug es auf. Er hatte sich darin nichts über Mason notiert, aber er wollte Zeit gewinnen, um seine Gedanken zu sammeln und zu überlegen, was er ihn als Nächstes fragen sollte. Er begann in seinen Notizen zu blättern.
    »Sehr schön«, sagte Mason. »Ist das Ihre Nummer auf der Dienstmarke?« Er deutete auf das Notizbuch. »Wo kann man sich so was machen lassen?«
    »In Hongkong. Wussten Sie, dass Ihr Freund George Irving ein Taxiunternehmen vertrat, das auf die Lizenz von Black& White spekulierte? Wussten Sie, dass die DUI s, die Sie gegen die Fahrer von Black&White erstattet haben, George sehr gelegen kamen?«
    »Wie bereits gesagt, damals nicht. Letzten Sommer nicht.«
    Mason strich mit den Handflächen nervös über seine Oberschenkel. Jetzt kamen sie in einen Bereich, wo es problematisch für ihn wurde.
    »Aber irgendwann haben Sie es erfahren?«
    Mason nickte, sagte aber nichts.
    »Wann?«, hakte Bosch nach.
    »Ähm, das dürfte vor etwa sechs Wochen gewesen sein.«
    »Ich höre.«
    »Eines Abends habe ich ein Taxi angehalten. Der Fahrer hatte ein Stoppschild nicht beachtet. Er war von Black&White und fing auch prompt an, mir was von ›Ist ja alles nur Schiebung‹ vorzujammern, und ich denke mir bloß, ja, ja, jetzt quatsch hier mal nicht lange rum, sondern sieh einfach zu, ob du mit dem Zeigefinger deine Nasenspitze triffst. Aber dann fängt er plötzlich an: ›Das haben wir alles nur Ihnen und dem jungen Irving zu verdanken‹, und ich erst mal, wie bitte? Ich frage ihn also, was er damit meint, und so komme ich dann drauf, dass mein sauberer Freund Georgie ein Taxiunternehmen vertritt, das Black&White die Lizenz abjagen will.«
    Bosch beugte sich weiter zu Mason vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Langsam kamen sie der Sache näher.
    »Und was haben Sie daraufhin gemacht?«
    »Ich habe ihn deswegen zur Rede gestellt. Ich bin zu George gegangen. Erst habe ich noch gedacht, das Ganze wär ein Missverständnis. Nur dass es leider

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