Der widerspenstige Highlander
machen.
Aber als er sie anschaute und ihre erwartungsvolle Miene sah, konnte Ewan ihr den Wunsch nicht abschlagen. »Nur, wenn Ihr schwört, mich nicht auszulachen.«
Nora blickte über ihre Schulter zu ihm, um sich davon zu überzeugen, dass es sein Ernst war. Wer hätte gedacht, ein Mann wie er würde den Spott anderer fürchten?
Wer würde es schon wagen, sich über ihn lustig zu machen? Lieber den Teufel auslachen als Ewan MacAllister.
»Ich verspreche, nicht zu lachen.«
Er sang ein paar Worte und bewies damit, dass er Recht hatte. Es klang entsetzlich.
Aber sie lachte nicht.
Sie hörte ihm lächelnd zu, bis sie genug gelernt hatte, um das Lied selbst zu singen.
»Ihr habt eine schöne Stimme, Mylady«, erklärte er fast zärtlich.
Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal ein Kompliment so gefreut hatte. »Danke.«
Ewan hörte ihr weiter zu und ließ sich von dem Klang ihrer Stimme besänftigen.
Ehe er es sich versah, fuhr er ihr mit den Fingern durch das Haar.
Sie protestierte nicht.
»Wer seid Ihr wirklich, Nora?«, fragte er leise, während er ihre Kopfhaut massierte und gegen den Wunsch ankämpfte, seine Lippen auf ihren Nacken zu drücken.
Ihre Haut würde bestimmt wie Honig schmecken und sein Verlangen noch weiter anfachen.
»Ich kann es Euch nicht sagen, Ewan. Ihr ruft meinen Vater, wenn Ihr seinen Namen erfahrt.«
Ewan ließ seine Finger von ihrem Haar über ihr Gesicht zu ihrer zarten Wange gleiten. Ihre Haut war so weich und glatt.
Er war zu lange ohne Frau gewesen. So lange ohne die i Linderung, die ein warmer, weicher Körper dicht an seinem spenden konnte, dass es wehtat, ihr so nahe zu sein.
Und doch konnte er sich nicht dazu bringen, sie loszulassen, aufzustehen und wegzugehen. Sie verlockte ihn auf eine Art und Weise, wie er es zuvor nie erlebt hatte.
Es lag ihm schon auf der Zunge, sie zu fragen, ob sie sich von ihm lieben lassen würde. Aber er wusste es besser. Sie mochte kühn sein, doch sie war immer noch ein wohlerzogenes Edelfräulein.
Eine Jungfrau, deren Unschuld ihn erschütterte.
Sie hatte nie die Berührung eines Mannes kennen gelernt. Kannte nicht die Schönheit, die dem Augenblick innewohnte, wenn zwei Menschen nackt und ineinander verschlungen lagen, sich gegenseitig Trost spendeten, während sie zusammen höchste Lust erlebten.
Isobail war es gewesen, die ihm zum ersten Mal diese Lust gezeigt hatte. Dort, einen kleinen Moment lang, hatte er sich gefühlt, als wäre er ein anderer als der MacAllister, der immer wieder übersehen oder vergessen wurde.
Von den Brüdern war Braden der Gutaussehende und Lochlan der Kluge. Kieran war der Charmante und er ...
Er war der Stille gewesen.
Derjenige, den ihr Vater kopfschüttelnd ansah und dabei vor sich hin murmelte: »Niemand kann sagen, was mal aus ihm werden soll, Aisleen. Vielleicht sollten wir ihn einfach als Priesterkandidat der Kirche überlassen - sollen die doch mit seiner Verdrießlichkeit fertig werden.«
»Pass auf und senk deine Stimme, sonst hört er dich noch. Ewan ist ein guter Junge und wird einmal ein feiner Mann werden.«
»Er ist schwach. Siehst du nicht, wie er sich seinen Brüdern beugt? Selbst Braden, der jünger ist. Es ist eine Schande. Er hätte genauso gut eine Tochter werden können. Wenigstens könnte ich dann begreifen, warum er sich immer in seinem Zimmer versteckt. Er ist den anderen nicht gewachsen. Und das wird er auch niemals sein.«
Diese verdammenden Worte seines Vaters hatten sich tief in seine Seele gefressen. Er hatte nie Angst vor seinen Brüdern gehabt. Er hatte nur nicht verstanden, warum er wegen jeder Kleinigkeit mit ihnen kämpfen sollte. Schließlich konnte ein Mann sich nicht pausenlos prügeln.
Anders als seine Brüder hatte er stets Alleinsein und Ruhe einer Faust im Gesicht vorgezogen.
Vielleicht hätte er doch Mönch werden sollen.
Aber während er Nora beim Üben des Liedes zuschaute, erkannte er, dass die Priesterschaft für ihn ein schwerer Fehler gewesen wäre. Es wäre ihm unmöglich, den Schwur zu halten.
Nora lehnte sich in seinen Armen zurück und erschreckte ihn dadurch.
»Wie alt wart Ihr, als Ihr zu spielen gelernt habt?«, fragte sie.
»Zwölf.«
Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und drehte sich halb um, sodass sie zu ihm aufsehen konnte. »Wieso habt Ihr damit angefangen?«
Er zuckte die Achseln.
Sie verdrehte die Augen. »Ich wünschte, Ihr würdet ab und zu mal eine meiner Fragen beantworten, Ewan. Wovor habt Ihr
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