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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Natur der Sache lag, dass niemand auch nur daran denken würde,
ihm zu helfen. In dieser Welt war Gewalt etwas ganz Normales und der Tod eines Menschen war allein seine Angelegenheit. Es würde keine Untersuchung geben. Der Hausmeister würde am Morgen einfach das ganze Durcheinander aufräumen, die letzten Spuren wegwischen und das Zimmer würde wieder vermietet werden.
    Die Tür war unpassierbar. Seine einzige Möglichkeit bestand darin, über das Bett zu springen und durch das geschlossene Fenster. Wenn er richtig sprang, dann würde er gegen das hüfthohe Geländer der Feuertreppe fallen. Wenn er zu viel Schwung haben sollte, würde er über das Geländer rollen und drei Stockwerke tief hinab auf die Straße stürzen.
    Der Stuhl stieß ihn an die Schulter und das Bett rumpelte weiter vor, um ihn an der Wand festzunageln. Blaine schätzte blitzschnell Winkel und Entfernungen ab, krümmte sich zusammen und warf sich gegen das Fenster.
    Er traf es genau richtig, aber er hatte nicht mit den Fortschritten der modernen Technik gerechnet. Das Fenster bog sich nach außen wie eine Gummischicht und schnepperte wieder zurück. Er wurde gegen die Wand geschleudert und stürzte halb betäubt zu Boden. Als er hochblickte, sah er einen schweren Schrank, der auf ihn zutaumelte und sich über ihn zu neigen begann.
    Während der Poltergeist seine Wahnsinnskraft auf den Schrank richtete, wurde die unbewachte Tür aufgestoßen.
    Smith kam ins Zimmer, sein derbes Zombiegesicht war ausdruckslos und er lenkte den stürzenden Schrank mit seiner Schulter ab.
    »Kommen Sie!«, sagte er.
    Blaine stellte keine Fragen. Er raffte sich auf und packte in letzter Sekunde die sich schließende Tür. Mit Smiths
Hilfe riss er sie auf und die beiden Männer schlüpften nach draußen. Aus dem Zimmer hörte er einen wütenden Schrei der Überraschung.
    Smith eilte durch den Gang, seine kalte Hand umfasste Blaines Handgelenk. Sie gingen die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus. Das Gesicht des Zombies war bleigrau bis auf die purpurne Stelle, wo Blaine ihn getroffen hatte. Der Bluterguss hatte sich mittlerweile über das ganze Gesicht ausgebreitet und es zu einer scheckigen, grotesken Harlekinmaske werden lassen.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Blaine.
    »An einen sicheren Ort.«
    Sie kamen zu einem alten U-Bahn-Eingang und stiegen hinunter. Ein Stockwerk tiefer standen sie vor einer kleinen Eisentür, die in den geborstenen Betonboden eingelassen war. Smith öffnete die Tür und bedeutete Blaine, ihm zu folgen.
    Blaine zögerte und nahm einen Hauch von Gelächter wahr. Der Poltergeist verfolgte ihn, so wie die Erinnyen einst ihre Opfer durch die Straßen des antiken Athen verfolgt hatten. Er konnte in der hellen Oberwelt bleiben, wenn er wollte, von einem wahnsinnigen Gespenst heimgesucht und bedroht. Oder er konnte mit Smith hinabsteigen, durch die Eisentür in die Dunkelheit, die dahinter lag, in ein unbestimmtes Schicksal in der Unterwelt.
    Das schrille Lachen wurde lauter. Blaine zögerte nicht länger.
    Er folgte Smith durch die Eisentür und schloss sie fest hinter sich.

    Der Poltergeist hatte sich wohl dazu entschlossen, ihn im Augenblick nicht weiterzuverfolgen. Sie folgten jetzt ungestört einem Tunnel, der von vereinzelten nackten Birnen
erleuchtet wurde, an gerissenen Mauerwerkröhren vorbei und an dem schillernd-grauen Skelett einer Untergrundbahn, vorbei an rostigen Kabeln, die, zu riesigen Knäueln schlangengleich zusammengerollt, den Boden bedeckten. Die Luft war feucht und roch übel und eine dünne schleimige Schicht machte das Gehen zu einem gefährlichen Vorhaben.
    »Wohin bringen Sie mich?«, fragte Blaine.
    »Dorthin, wo ich Sie beschützen kann«, antwortete Smith.
    »Können Sie das denn?«
    »Gespenster sind nicht unangreifbar. Exorzismus ist möglich, sofern man die wahre Identität eines Gespenstes kennt.«
    »Dann wissen Sie also, wer mich heimsucht?«
    »Ich glaube ja. Es gibt eigentlich nur eine Person, die es sein könnte.«
    »Und wer ist das?«
    Smith schüttelte den Kopf. »Ich möchte seinen Namen lieber noch nicht nennen. Es hat keinen Sinn, ihn zu rufen, wenn er nicht da ist.«
    Sie schritten eine Reihe von bröckelnden alten Treppen hinab in eine größere Kammer und umrundeten dort einen kleinen schwarzen Teich, dessen Oberfläche so hart und schwarz wie Obsidian wirkte. Auf der anderen Seite des Teichs befand sich ein Durchgang. Ein Mann stand davor und hielt Wache.
    Es war ein großer, stämmiger

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