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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Schwarzer, in Lumpen gekleidet und mit einem Eisenrohr bewaffnet. Blaine erkannte ihn an seinem Aussehen als Zombie.
    »Das ist mein Freund«, sagte Smith. »Kann ich ihn mitnehmen?«
    »Du bist sicher, dass er kein Schnüffler ist?«
    »Absolut sicher.«

    »Wartet hier«, sagte der Wächter. Er verschwand in dem Gang.
    »Wo sind wir?«, fragte Blaine.
    »Unter New York, in einem System unbenutzter U-Bahn-Tunnel, alter Abwasserkanäle und Gänge, die wir selbst gegraben haben.«
    »Aber warum sind wir ausgerechnet hierhergekommen?«, fragte Blaine.
    »Wo hätten wir denn sonst hingehen sollen?«, fragte Smith erstaunt. »Das ist mein Zuhause. Wussten Sie das nicht? Sie befindet sich in New Yorks Zombiekolonie.«
    Blaine war nicht der Ansicht, dass eine Zombiekolonie sehr viel besser war als ein Gespenst, aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Schwarze war wieder zurück. Ein alter Mann mit einem Gehstock begleitete ihn. Das Gesicht des Mannes war durch seine tausend Falten und Runzeln zu einem netzartigen Gespinst geworden. Seine kleinen Augen waren in der Ziselierung seiner schlaffen Haut kaum zu erkennen und sogar seine Lippen waren verrunzelt.
    »Ist das der Mann, von dem Sie mir erzählt haben?«, fragte er.
    »Jawohl, Sir«, antwortete Smith. »Das ist der Mann. Blaine, ich will Ihnen Mr. Kean vorstellen, den Chef unserer Kolonie. Darf ich ihn mit hineinnehmen, Sir?«
    »Sie dürfen«, sagte der Alte. »Und ich werde Sie eine Weile begleiten.«
    Sie schritten den Gang entlang, wobei Mr. Kean sich schwer auf den Arm des Schwarzen stützte.
    »Normalerweise«, sagte Mr. Kean, »dürfen nur Zombies die Kolonie betreten. Die Anderen haben keinen Zutritt. Aber da ich schon seit Jahren mit keinem der Ihren mehr geredet habe, dachte ich mir, dass ein Versuch gut sein könnte. Deshalb habe ich Smiths Drängen nachgegeben und bei Ihnen eine Ausnahme gemacht.«

    »Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte Blaine und hoffte, dass er auch Grund dafür hatte.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nichts dagegen, Ihnen behilflich zu sein. Aber zunächst einmal und in erster Linie bin ich verantwortlich für die Sicherheit der elfhundert Zombies, die unter New York leben. Um ihretwillen müssen die Anderen ferngehalten werden. Eine klare Trennung ist unsere einzige Hoffnung in einer unwissenden Welt.« Mr. Kean machte eine Pause. »Aber vielleicht können Sie uns ja helfen, Mr. Blaine.«
    »Und wie?«
    »Indem Sie zuhören und verstehen lernen und das, was Sie erfahren, weitergeben. Aufklärung ist unsere einzige Hoffnung. Sagen Sie, was wissen Sie über Zombies?«
    »Sehr wenig.«
    »Ich werde Sie unterrichten. Der Zombieismus, Mr. Blaine, ist eine Krankheit, die seit langem von einer Aura des Aberglaubens umgeben ist, genau wie manche andere Krankheiten, beispielsweise Epilepsie, Lepra oder Veitstanz. Die Neigung der Leute, diese Krankheiten zu erhöhen, genauer: auf eine geistige Ebene zu bringen, ist weit verbreitet. Die Schizophrenie, müssen Sie wissen, wurde früher für eine Besessenheit durch Dämonen gehalten und Wasserköpfe galten als besonders heilig. An Zombies knüpfen sich ähnliche Fantasien.«
    Einen Augenblick gingen sie schweigend weiter. Dann sagte Mr. Kean: »Der Aberglaube in Bezug auf Zombies stammt ursprünglich aus Haiti. Die Krankheit des Zombies ist jedoch weltweit verbreitet, wenn sie auch selten vorkommt. Doch im öffentlichen Bewusstsein sind Krankheit und Aberglaube hoffnungslos miteinander vermischt. Der Zombie des Aberglaubens gehört zu den Eigenarten des Vodoo-Kults auf Haiti, er ist ein menschliches Wesen, dessen Seele durch Magie gestohlen wurde. Der Körper eines
Zombies wurde von Magiern nach Belieben eingesetzt, er konnte sogar geschlachtet und auf dem Markt als Nahrungsmittel verkauft werden. Wenn der Zombie Salz aß oder das Meer erblickte, dann wurde ihm bewusst, dass er tot war, und er kehrte in sein Grab zurück. Für all das gibt es jedoch nicht genug Material für Forschungszwecke. Der Aberglaube entstand durch die äußerlich völlig gleiche Krankheit. Früher war sie sehr selten. Doch heute, da die Techniken des Geistaustausches und der Reinkarnation immer mehr zugenommen haben, ist der Zombieismus weiter verbreitet, tritt häufiger in Erscheinung. Die Erkrankung des Zombies erfolgt dann, wenn ein Geist in einen Körper eindringt, der zu lange unbewohnt war. Dann sind Geist und Körper nicht so vollkommen eins wie bei Ihnen, Mr. Blaine. Stattdessen existieren

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