Der widerspenstige Ritter (German Edition)
Ganzen mit dem Verlauf dieses Nachmittages zufrieden. Er hatte nicht Farbe bekennen müssen, dass jede anständige Maid einen großen Bogen um ihn machte, weil er ein Danber war. Und vor allem hatte er nicht zugeben müssen, dass er nicht einfach ein Edelfräulein in seine Gewalt brachte, um sie zu einer Ehe zu zwingen.
Obwohl seinem Vater diese Vorgehensweise wohl genauso gut gefallen hätte, wie das, was er ansonsten angenommen hatte. Das Stroh im Haar der Lady hatte ihn ganz eindeutig dazu verleitet anzunehmen, er, Aaron, hätte das Fräulein mit ganz anderen Dingen von sich überzeugt, als nur mit Worten. Ein Verhalten, das einem Danber sicherlich entsprechen würde.
Aaron war nur nicht sicher, ob er froh darüber sein sollte, dass sein Vater ihm dieses Verhalten zutraute. Ein Edelfräulein ins Heu zu zerren, bevor man sie zu Hause vorstellte, kam seiner Empfindung eines anständigen Verhaltens nämlich nicht entgegen.
Seit früherster Jungend bemühte Aaron sich, Ritterlichkeit an den Tag zu legen. Die Vermutung, er würde sich mit einer vornehmen Maid im Heu wälzen, würde sein Bestreben nach Anstand schnell zunichtemachen. Auch sein Plan, eine Frau durch seine Manieren und seine Zuverlässigkeit zu überzeugen, könnte an so einem Gerücht scheitern
Der Ruf eines Danber war kein Empfehlungsschreiben. Auch wenn die Männer seiner Familie, seines Clans, es immer irgendwie geschafft haben, die Maid, die sie haben wollten, auch zu bekommen. Sehr wahrscheinlich durch mehr Druck, als Überzeugungskraft. Auch wenn so überwiegend glückliche Verbindungen zustande kamen.
Aaron setzte nicht auf diese Strategie. Selbst wenn er zugeben musste, dass der Trick, mit dem er seinen Vater hinters Licht geführt hatte, durchaus als Danber-tauglich eingestuft werden konnte. Da die Idee allerdings nicht auf seinem Mist entstanden war, weigerte er sich, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen. Er konnte also sein Danber-Erbe gar nicht dafür verantwortlich machen. Er hatte nur den Rettungsanker ergriffen, den ihm das Fräulein zugeworfen hatte.
* * *
Drei Tage später wünschte Aaron, der Rettungsanker der Maid hätte nicht ihm gegolten. Denn das, was er dachte, so meisterhaft gehändelt zu haben, kam auf unangenehme Weise auf ihn zurück.
Eine Lüge machte sich sehr schnell selbstständig, und zog damit einen ganzen Rattenschwanz weiterer Lügen hinter sich her. Denn Aaron blieben nicht einmal die erhofften sechs Monate, um sich eine plausible Lüge dafür auszudenken, warum eine Vermählung mit Lady Rebekka nun doch nicht zu Stande kommen würde.
Lord Waldo Danber hatte nämlich beschlossen, zusammen mit Aaron, die Familie des Mädchens zu besuchen, welches er ihm als seine mögliche Braut vorgestellt hatte. Aus diesem Grund stand der Lord jetzt in dem Wohnraum der kleinen Burg, die Aaron für seinen Vater verwaltete, und verlangte den Wohnort der Maid zu erfahren.
So schnell konnte aus einer guten Lüge eine bedrängende Situation entstehen. Was für Aaron nichts anderes hieß, als sofort damit aufzuwarten, dass die Lady ihn nun doch nicht nehmen wollte. Der erste Gedanke, der Aaron in den Sinn kam, wurde ohne vorherige Überprüfung weitergegeben.
„Das Mädchen hat sich dazu entschieden, lieber in ein Kloster einzutreten, als sich zu vermählen“, fand er seine eigene Erklärung gar nicht einmal so schlecht.
Gegen einen anderen Bewerber, hätte er in den Augen seines Vaters in den Kampf ziehen müssen. Und gegen die Ablehnung ihrer Familie, hätte er sich mit einer Entführung zur Wehr setzen müssen. Einer geistlichen Berufung zu folgen war hoffentlich nobel genug, um jeglichen Protest zu ersticken.
Jeden Protest, außer dem seines Vaters natürlich. Waldo Danber nahm es nicht einmal hin, dass sein Sohn gegen die Kirche den Kürzeren ziehen sollte, er tobte.
„Kloster? Ist sie denn von allen guten Geistern verlassen? Niemals passt die Kleine in ein Kloster, zwischen betende Nonnen!“
Dieser Ansicht hätte sich Aaron gerne angeschlossen. Nur würde das für seinen Zweck nicht besonders hilfreich sein. Er musste den enttäuschten Zurückgewiesenen mimen.
„Wenn es ihr Herzenswunsch ist“, gab sich Aaron resigniert einsichtig.
„Ha! Herzenswunsch!“, poltert sein Vater. „Denkt sie etwa, sie kann alles einmal ausprobieren? Das Kloster, einen Mann…Das lassen wir uns nicht gefallen, Aaron. Du wirst sie zur Rede stellen, sie zwingen, ihr Versprechen einzulösen.“
Das hätte sich Aaron ja denken
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