Der widerspenstige Ritter (German Edition)
Kammer zu hören war, wenn er seine Stimme senkte, hatte Aaron wenig Hoffnung, dass gerade dieses Detail der Unterhaltung dem Fräulein entging.
Das einzig Gute an den Worten seines Erzeugers war, dass er damit seine Mission erst einmal als beendet ansah, und Aaron alleine ließ. Oder, um die Tatsache mit einzubeziehen, von der der Lord nichts ahnen konnte, mit Lady Rebekka zusammen alleine ließ.
Aaron, der während der Unterhaltung mit seinem Vater dem Bett den Rücken gekehrt hatte, wandte sich um, als er die Kammertür zufallen sah. Da er an diesem Tag bereits tätlich, wie auch verbal angegriffen worden war, und er schon Bekanntschaft mit dem Temperament der Lady gemacht hatte, rechnete er mit neuen Vorwürfen.
Natürlich verblüffte das Fräulein ihn auch dieses Mal mit einer Reaktion, mit der er nicht gerechnet hatte. Kaum hatte sie sich aus ihrer unbequemen Position unter seiner Schlafstätte hervorgekämpft, richtete sie sich auch schon auf und versuchte erfolglos den Staub aus ihren Kleidern zu schütteln. Während sie noch mit dieser Säuberungsaktion beschäftigt war, erfolgte auch schon der Kommentar zu Lord Waldos Besuch.
„Euer Vater spielt dieses Spiel mit, als ob er in alles mit eingeweiht wäre“, strahlte Rebekka Sir Aaron an, und klopfte weiter den Stoff ihres Gewandes sauber. Aber nicht nur der Lord erhielt von ihr eine positive Beurteilung. „Und Ihr, Sir Aaron, habt genau die richtige Dosis Widerwillen und Zustimmung mit einfließen lassen. Ich bin überzeugt, mit meiner Phantasie und Euren schauspielerischen Leistungen, werden wir aus dieser Sache herauskommen.“
* * *
Herauskommen war das Stichwort, an dem Rebekka aber zunächst scheiterte. Lord Danber hatte absichtlich, oder auch einfach aus einem Reflex heraus, die Kammertür seines Sohnes von außen verriegelt. Damit scheiterte auch Rebekkas zweiter Versuch, den Raum zu verlassen.
„Ich denke, wir haben gerade ein klitzekleines Problem“, eröffnete die Maid ihrem Mitverschwörer, nachdem sie an der Tür scheiterte. Aarons Kammer auf die herkömmliche Weise zu verlassen, war ganz offensichtlich im Augenblick nicht möglich.
„Probleme scheinen an Euch zu haften, wie Harz an einem Baum“, warf der Ritter der Lady uncharmant vor. „Gibt es in Eurem Leben irgendetwas, was ohne Schwierigkeiten seinen Lauf nimmt?“
Diese Frage würde Rebekka bestimmt nicht beantworten. Sie hatte schließlich nichts damit zu tun, das Lord Danber seinen Sohn eine Lektion erteilen wollte. Eine Tatsache, die sie ohne große Anstrengung auch in Worte fasste.
„Ich wurde nicht in meiner Kammer eingeschlossen“, rieb sie Aaron genüsslich unter die Nase. „Ich bin hier nur zufällig das Opfer, das mit fest sitzt.“
„Zufällig?“
Dieses Verdrehen der Tatsachen würde er ihr nicht durchgehen lassen.
„An Eurem Erscheinen im Schlafzimmer eines unverheirateten Ritters, ist absolut nichts Zufälliges“, warf er Rebekka vor. „Sagt Mylady, dringt Ihr öfter ungefragt in die privaten Räume eines Mannes ein?“
„Nur in die, bei denen ich den Bewohner auch zu heiraten gedenke“, schoss sie giftig zurück.
So kamen sie nicht weiter, vor allem, da sie sich noch vor wenigen Minuten darauf geeinigt hatten zusammenzuarbeiten. Diese Einsicht brachte beide dazu, ihre Streitereien erst einmal beiseite zu schieben.
Rebekka durchmaß den Raum ohne zu zögern und blickte aus dem einzigen Fenster, das es hier gab. Sie wollte feststellen, ob sich diese Möglichkeit als Alternative anbot, um den Raum zu verlassen.
Ein zweifelnder Blick in einen gut sechs Meter tiefer gelegenen Garten, hielt sie nicht davon ab, einen Vorschlag zu machen.
„Ich könnte mich an einem Laken abseilen“, war sie um keinen Ausweg verlegen.
Aaron kannte die Lage seiner Kammer in der Burg gut genug, um diesen Vorschlag sofort abzuschmettern. Er glaubte nicht, dass eine Abseilaktion aus dieser Höhe in Frage kam, um eine Lady aus seinem Gefängnis zu schleusen. Aber bevor er diese Überzeugung laut aussprach, versicherte er sich erst, dass seine Erinnerungen, die Höhe betreffend nicht trogen.
Neben dem Fräulein in die Tiefe zu blicken, bestätigte was er schon angenommen hatte. Die Idee war absolut blödsinnig, ein Edelfräulein dort hinunter zu bringen.
„Hätte nicht gedacht, dass Ihr einen Hang zum Melodramatischen habt, Mylady. Ihr denkt vielleicht, ein zerschmetterter Frauenkörper am Fuße einer Burg, spricht von unerfüllter Liebe. Aber ich kann Euch versichern,
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