Der widerspenstige Ritter (German Edition)
ein gemeinsames Problem, aber das schien er nicht so zu sehen. Wenigstens im Augenblick nicht, da er sie für ein Problem hielt, wie seine Worte ahnen ließen.
„Euch mangelt es ganz offensichtlich an einer gehörigen Portion Verstand.“
Das war ein Urteil, das er in seinen Gedanken nicht zum ersten Mal traf. Aber für den Fall, dass sie schon vergessen haben sollte, warum sie ihn aufgesucht hatte, half er ihrem Gedächtnis gerne ein wenig nach.
„Was denkt Ihr, was passiert, wenn wir zusammen in einem Raum entdeckt werden, der noch dazu mit einem Bett ausgestattet ist, Mylady? Glaubt Ihr, man lässt einen von uns beiden noch eine Wahl, ob und mit wem wir vermählt werden möchten?“
Das war natürlich nicht das angestrebte Ziel. Aber daran hatte Rebekka eben nicht gedacht, als sie sich so waghalsig einen Sitzplatz auf dem Fenstersims gesucht hatte. Sie wollte dem Ritter nur einen kleinen Schrecken einjagen. Er sollte sich darüber beunruhigen, dass sie aus dem Fenster fallen könnte. Sie war enttäuscht, dass ihm der Gedanke an ihre Sicherheit nicht in den Sinn gekommen war. Obwohl er vorhin noch befürchtet hatte, dass sie sich zu Tode stürzen könnte, wenn er sie in den Garten abseilen würde.
Der Mann ließ einem wirklich nicht das kleinste bisschen Vergnügen. Alles sah er so nüchtern, immer dachte er vernünftig, dieser Spielverderber. Jetzt war Rebekka doch einigermaßen betrübt.
Allerdings nur ganze fünf Sekunden lang. Dann kam ihr ein Gedanke, der sie wieder aufrichtete. Sir Aaron Danber, dieser gefasste, anständige und vernünftige Ritter, verhielt sich eigentlich nicht so gefasst, anständig oder gar vernünftig. Wenn Rebekka sein Verhalten genau analysierte, dann traf keine dieser Beschreibungen auf ihn zu.
Seine Fassung kam ganz eindeutig nicht damit klar, dass sie vom Fenster aus gesehen werden könnte. Es war ganz und gar nicht anständig, wie er seinen Vater darüber belog, dass er ihr zugetan war, und sich durch ihre angeblich Zurückweisung verletzt fühlte. Wenn er zudem mit so etwas wie Vernunft an diese Sache herangegangen wäre, hätte ihm auffallen müssen, dass für alle seine Probleme mit seinem Vater, sie als Braut die beste Lösung wäre.
Um ein Fazit zu ziehen, konnte Rebekka zusammenfassen, dass Sir Aaron die besten Ansätze dazu zeigte, sich wie ein aufbrausender, unritterlicher und ganz und gar unvernünftiger Kerl zu benehmen. Auch wenn ihm das offensichtlich nicht klar war, so musste sich die Maid jedoch eingestehen, dass sie diese Seite an dem Ritter mochte.
8
Lord Waldo Danber sah stirnrunzelnd seinem Sohn dabei zu, wie er wieder einmal versuchte, Lady Rebekka zu unterhalten. Ein Vorhaben, das nur von begrenztem Erfolg gekrönt war. Denn obwohl es zuerst so schien, als hätte er das richtige Thema getroffen, zeigte sich schon bald das Temperament der jungen Lady und sie rauschte davon.
Langsam dürfte sein Sohn einen kleinen Erfolg bei der Maid verbuchen können. Denn sonst sah Lord Danber seine Hoffnungen schwinden, das Mädchen als Schwiegertochter in seiner Familie zu behalten. Selbst wenn Aaron sein Ziel bisher noch nicht erreicht hatte, musste er ihm zugestehen, dass er sich redlich Mühe gab. Und sollte ihn der Eindruck von dem Fräulein nicht trügen, dann war der Junge gar nicht mehr so weit davon entfernt, eine Eroberung zu machen. Auch wenn Worte Aaron zurückwiesen, sprachen die Augen des Mädchens doch eine ganz andere Sprache.
Lord Danber hatte es gesehen, jedes Mal, wenn bei Aaron das Danber-Temperament durchzubrechen drohte. Dann leuchtete das Antlitz der Lady hoffnungsvoll auf. Es sah ganz danach aus, als ob sie nur darauf wartete, den Mann hinter seiner Fassade zu finden, den er niemanden zeigen wollte.
Vielleicht brauchte der Junge nur den richtigen Hinweis, wie er bei dem Eroberungsfeldzug um das Herz einer Frau vorgehen musste. Er selbst setzte dabei auf die gute alte Danber-Strategie. Eine Methode, die schnell und einfach dazu führte, sich eine Maid zu sichern: das Mädchen verführen, und ihr ein Kind machen.
So wie Aaron sich anstellte bezweifelte Waldo, dass er es bisher auch nur zu einem Kuss gebracht hatte. Zumindest nicht hier auf der Burg. Der scheinbar einzige Zeitpunkt, an dem er Lady Rebekka wohl so nahe gekommen war, reichte ganz offensichtlich bis zu dem Tag zurück, an dem er sie zum ersten Mal auf die Burg gebracht hatte. Denn dafür, dass im Haar einer Frau Heu und Stroh zu finden war, gab es nur einen logischen Grund,
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