Der widerspenstige Ritter (German Edition)
abfeuerte. Nur war Wut nicht das Einzige, was in ihren Augen zu lesen war. Auch ein anderes Detail ihres Verhaltens interpretierte er zu Aarons Gunsten. Denn die Finger des Fräuleins tasteten immer wieder über ihre geschwollenen Lippen. Was den Schluss zuließ, dass sie sich des Gefühls erinnerte, das zu diesem Zustand geführt hatte. Denn wenn sie nur prüfen hätte wollen, ob sich der Schaden schon verringerte, hätte sie bei ihrem Tun nicht so gedankenverloren ausgesehen, sondern eher wütend.
Vielleicht war es ja ein wenig zu früh, schon auf den Abschluss dieser Werbung zu hoffen. Aber Lord Waldo war ungeduldig, wollte sehen, wie weit sein Sohn mit dieser Aktion bereits gekommen war. Er wollte sich einen Eindruck davon verschaffen, wie die Maid wirklich auf Aaron ansprach.
„Um die Sache ordentlich vorbereiten zu können, sollten wir schon einmal einen Termin festsetzen“, entschied der Lord bestimmt. Eine Ankündigung, die erst einmal Verwirrung auslöste. Zumindest solange, bis er etwas mehr von seinen Überlegungen preisgab.
„Ich nehme stark an, dass Lord Goodwind seine Tochter selbst zum Altar führen will“, überlegte er, und richtete diese Worte nicht an Rebekka, sondern an seinen Sohn. „Sicher würde es ihn betrüben, wenn wir die Hochzeit ohne ihn über die Bühne bringen. Väter können sich bei so etwas leicht übergangen fühlen, wenn man sie nicht vorher um Erlaubnis fragt.“
Daran war ein wahres Wort. Doch der Lord sollte sich nicht über die Gefühle eines Mannes Gedanken machen, der im Augenblick gar nicht da war. Denn wie es aussah, war es Rebekka, die dieser unverhofften Ankündigung nicht positiv gegenüberstand.
Das Fräulein wollte gleich hier und jetzt einen Streit mit diesem diktatorischen Lord anzufangen. Sie machte sich dazu bereit, sich wie eine Furie auf ihn zu stürzen, ihm klarzumachen, dass sie und Sir Aaron kein Paar waren, das nach einer Vermählung strebte. Nicht sind, nicht waren und niemals sein würden!
Wenn man es so wollte, dann waren sie Komplizen, Verschwörer, die versuchten sich aus einer Situation zu befreien, in die sie geschlittert waren. Als ihr Verbündeter war es die Aufgabe des Ritters etwas zu unternehmen, um seinen Vater zu stoppen. Wenn er das nicht tat, dann würde sie wohl zum ersten Mal in ihrem Leben in hysterisches Geschrei ausbrechen.
Ein Vorhaben, das sie erst einmal nicht umsetzen musste. Denn Sir Aaron übernahm es, seinem Vater eine Antwort zu geben. Auch wenn diese leider nicht zu Rebekkas Zufriedenheit ausfiel.
„Eine ausgezeichnete Idee, Vater. Lord Goodwind sollte wirklich so bald als möglich hier erscheinen. Ich würde es wirklich begrüßen, Lady Rebekka mit seiner Zustimmung zu ehelichen.“
Das war ja jetzt wohl die Höhe! Wollte Sir Aaren tatsächlich ihren Vater mit in diese Geschichte ziehen? Was wenn sich die beiden Väter in dem Bestreben verbündeten, ihre Sprösslinge unter die Haube zu bekommen? Das konnte sie auf keinen Fall zulassen.
„Ich denke“, fuhr Sir Aaron bereits fort, ehe sich auch nur die richtigen Worte in Rebekkas Gehirn bildeten, mit denen sie diese Wendung verhindern konnte. „Lord Goodwind sollte sich wirklich mit eigenen Augen davon überzeugen, was seine Tochter als Danber-Braut erwartet.“
Was für eine Dreistigkeit. Was sollte sie hier schon erwarten, außer einer Burg voller Männer, die so von sich eingenommen sind, dass sie sich über jede andere Meinung einfach hinwegsetzen. Das war…Das war genau das, was ihr Vater mit eigenen Augen sehen sollte!
Rebekka schielte zu Aaron. War ihm bewusst, dass es so jemanden geben würde, der Lord Danber widersprach? Sie hatte ihre Zweifel. Schließlich hatte er nicht miterlebt, wie energisch sich ihr Vater gegen eine Verbindung mit einem Danber ausgesprochen hatte, nachdem ihm der Gedanke gekommen war, dass man Rebekka mit einem Trick überlistet hatte.
Obwohl sie das Verhalten Sir Aarons im Augenblick auch nicht einordnen konnte. War es vielleicht möglich, dass er plötzlich seine Meinung geändert hatte, und aus dieser Scheinwerbung eine echte machen wollte? Wenn das so war, dann brauchte sie wirklich jede Hilfe, die sie bekommen konnte. Auch wenn sie wenig Hoffnung hatte, dass ihr Vater es mit zwei entschlossenen Männern aufnehmen konnte, die den Namen Danber trugen.
Gut, irgendwann würde ihr Vater ihr einen Ehemann besorgen. Aber sie war sich sicher, dass sie dann bei dieser Entscheidung ein Mitspracherecht bekam. Was natürlich nicht
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