Der widerspenstige Ritter (German Edition)
Dieb war, der etwas nahm. Vielmehr war er ein Eroberer, der sich einen Preis erkämpfte. Denn kämpfen musste er um das, was er haben wollte, da ihm die Maid doch einigen Widerstand entgegen brachte.
Verdammt sollte er sein, aber er genoss jede Sekunde, in der sie sich wehrte, da ihm das seinen Sieg um so süßer erscheinen ließ, als sie sich ihm schließlich ergab. Jeder züchtige Kuss, denn er zuvor einer Maid abgeschmeichelt hatte, verblasste mit dem Gefühl dieser zarten Lippen unter den seinen.
Wenn es nach ihm ginge, dann würde er sich Lady Rebekkas Lippen noch öfter bemächtigen. Aber die Lady sollte dabei vielleicht nicht auf die Idee kommen, dass er das, was er tat, mit Vergnügen vollbrachte. Darum erfolgte das Ende dieser kleinen Demonstration in derselben nüchternen Art, wie er sie begonnen hatte. Ein halber Schritt nach hinten und das Mädchen stand alleine an die Wand gelehnt da, und musste sich mit den Worten des Ritters auseinandersetzen.
„Es sieht so aus, als ob Ihr das Prinzip der Überwältigung begriffen habt“, lautete der Kommentar, der Rebekka aus einem Zustand weckte, für den sie selbst keine Worte fand. Trotzdem dauerte es noch einen weiteren halben Satz, bis sie auf sein Vorgehen angemessen reagieren konnte.
„Wenn Ihr jetzt auch noch mit dem Bedrängen zurechtkommt, dann…“
Das Dann fand Anwendung in Form von Rebekkas Hand, die in Aarons Gesicht klatschte. Da er immer noch sehr nahe stand, konnte sie jedoch nicht genügend Kraft in diesen Schlag investieren und richtete keinen vernichtenden Schaden an.
Aaron sah, ob dieses tätlichen Angriffes nicht beunruhigt aus. Er zollte Rebekka sogar für ihre Reaktion Beifall.
„Ausgezeichnet, Mylady. Ihr habt ganz klar das Prinzip verstanden, mit dem wir die ganze Angelegenheit in Zukunft händeln werden. Wenn ich Euch bedränge, dann müsst ihr Euch gegen mich wehren, oder mir sogar eine Ohrfeige geben. Und wenn ich versuche Euch zu überwältigen, dann müsst ihr in meinen Armen dahinschmelzen.“
„Ihr seid…Ihr seid…“
Rebekka wollte einfach keine passende Beschreibung einfallen. Allerdings hatte Sir Aaron das gleiche Problem nicht. Er war gerne bereit, ihr eine plausiblen Erklärung zu liefen, die noch dazu nichts von seinen wahren Beweggründen verriet.
„Ich bin ein Mann, der sich seine Braut selbst wählen wird.“
Damit war wohl alles gesagt. Um seinen vorherigen Status als Ritter ohne Braut wiederzuerlangen, war er sogar bereit, zu solch drastischen Mitteln zu greifen. Wenn Sir Aaron sein Ziel so deutlich vor sich sah, würde ihm niemand Steine in den Weg legen können.
* * *
Rebekka spähte vorsichtig um die nächste Ecke, bevor sie bereit war, ihren Weg fortzusetzen. Sie hatte das Gefühl, sich auf einem Hindernislauf durch die Burg zu befinden. Wobei das Hindernis unvermittelt vor ihr auftauchen konnte.
Am Tag nach Sir Aarons deutlicher Ansage, wie er sich die Täuschung zukünftig vorstellte, hatte sie noch keine Ahnung, was das für sie genau bedeuten würde. Was sich jedoch bereits beim ersten Zusammentreffen mit dem Ritter zeigte.
Sie war sich gar nicht bewusst, dass sie sich vorsehen hätte sollen. Und diese Unwissenheit rächte sich bei der Begegnung mit Sir Aaron. Als sie ihm an jenen Morgen über den Weg lief, merkte sie schnell, dass sie in der Zwickmühle steckte.
Als Morgengruß, unter den Augen der Bediensteten, in die nächste Ecke gezogen zu werden, war erst einmal ungeheuerlich. Selbst dann, wenn der Ritter nichts anderes tat, als sie mit seinem Körper vor den Schaulustigen abzuschirmen. Da er sich dabei über sie beugte und den Kopf zu ihr neigte, war unschwer zu erraten, was für die Zuschauer offensichtlich sein sollte.
Die größte Frechheit bei dieser Aktion bestand aber darin, ihr ein paar sanfte, aber auch drohende Worte ins Ohr zu flüstern. Wenigstens empfand Rebekka das so.
„Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, Mylady. Ihr bekommt heute sicher noch die Gelegenheit, Euer schauspielerisches Geschick zum Besten zu geben, wenn Ihr in meinen Armen dahinschmelzt“, fing er bei diesen ungeheuerlichen Worten ihre Hände ein, die ihn zur Seite stoßen wollten. „So ein Auftritt gebührt natürlich dem Burgherren, also geduldet Euch einfach noch ein wenig.“
Dieser Mann war unmöglich. Auch wenn Rebekka wusste, dass er nur seine Rolle spielte, hatte sie doch den leisen Verdacht, dass er diese Situation genoss. Oder vielleicht auch die Tatsache, dass er sie damit in
Weitere Kostenlose Bücher