Der widerspenstige Ritter (German Edition)
betäubten Zustand befreite. Weshalb auch ganz automatisch ihre Hand in dem Gesicht des Ritters landete.
„Darauf wäre ich noch gekommen“, nahm dieser die Ohrfeige trocken hin.
Besser konnte es seiner Meinung nach gar nicht laufen. Das Fräulein sah eindeutig so aus, als ob er gerade ein wenig sein Danber-Temperament spielen hätte lassen. Wogegen er sicherlich nach dieser spontanen Reaktion der Maid so aussah, als ob er für seine Dreistigkeit bezahlt hätte.
„Ich denke, jetzt sind wir beide so weit, uns dem Lord zu stellen“, eröffnete Sir Aaron und ließ dieser Ankündigung die Tat folgen, indem er sich auf den Weg in die Halle machte.
„Das ist jetzt nicht Euer Ernst“, fing sich Rebekka erst wieder, als sie auf den Rücken des Ritters blickte. Im Moment war sie über dessen dreistes Benehmen so ärgerlich, dass sie ganz vergaß, dass die Demonstration eines Kusses zu ihrem Spiel gehören sollte. Der Ritter war allerdings ungalant genug, sie darauf aufmerksam zu machen.
„Das war eigentlich der Plan, Mylady. Ich mache Euch auf Danber-Manier den Hof, und Ihr könnt darauf reagieren wie auch immer Ihr wollt. Ihr werdet Euch aber auf keinen Fall davor drücken, meine Bemühungen öffentlich zu machen.“
Das war eine deutliche Ansage. Außerdem gab es noch etwas, was er ihr begreiflich machen wollte, auch wenn sich das ausgesprochen dreist anhörte.
„Ich habe Euch eben durch diese kleine Aktion davor bewahrt, die halbe Burg als Zuschauer zu haben. Also könnt Ihr mir ruhig dafür danken, dass ich diese leidige Angelegenheit so gehändelt habe.“
Die Begegnung zwischen ihnen beiden als leidige Angelegenheit zu bezeichnen, war vielleicht nicht die beste Wortwahl. Vor allem nicht, wenn diese leidige Angelegenheit Lady Rebekka einer Ohnmacht nahe gebracht hatte. Aber Aaron fand langsam Gefallen daran, sich nicht ritterlich zu benehmen, wenn es um dieses Edelfräulein ging.
Dass diese Sache, Rebekka weigerte sich, sie als leidige Angelegenheit zu bezeichnen, so ungeahnte Nebenwirkungen hatte, und sie ganz durcheinander brachte, war schnell vergessen. Sie hatte keineswegs das Verlangen, diesem Kerl für irgendetwas zu danken. Sie würde ihm auch ganz sicher nicht wie ein Hündchen in die Halle folgen, damit sie jeder begaffen konnte.
„Vergesst es, Sir Aaron. Ich habe mir das Ganze gerade anders überlegt“, wollte sich Rebekka vor der Konfrontation mit den Burgbewohnern drücken. Doch die Flucht zurück in ihre Kammer brachte sie kaum ein paar Schritte weit. Schon wurde sie am Arm gepackt, herumgerissen und von dem Ritter in die Halle geschleift, wo das Abendmahl aufgetragen wurde.
Rebekkas leise Drohungen, was sie Aaron alles antun würde, wenn er sie nicht sofort gehen ließ, bildete die eindrucksvolle Kulisse für das richtige Danber-Benehmen. Eine Wendung des Pans, die so zwar nicht vorgesehen war, an der Aaron aber mehr und mehr Gefallen fand. Sich wie ein Danber zu benehmen, bekam für ihn langsam einen ganz besonderen Reiz.
* * *
Das Abendmahl war nur für Rebekka eine Qual. Lord Danber und sein Sohn amüsierten sich königlich. Und alle anderen in der Halle ließen sich sowieso nicht von der Stimmung am Tisch des Hausherren beeinflussen.
Lord Waldo hatte mit sichtlicher Genugtuung das Schauspiel verfolgt, das ihm die beiden jungen Leute boten. Er würdigte nicht nur die geschwollenen Lippen der Maid mit einem Grinsen, sondern auch den Handabdruck im Gesicht seines Sohnes, der während des Essens mehr und mehr verblasste.
Endlich zeigte Aaron den Einsatz, der für die Eroberung einer Maid von Nöten war. Deshalb stand für Lord Danber auch fest, dass die Bemühungen seines Sohnes von Erfolg gekrönt sein würden. Wer ein Fräulein dazu brachte eine Ohrfeige auszuteilen, hatte meist schon gewonnen. Denn warum sollte man sich mit einem Freier so handfest beschäftigen, wenn dessen Aufmerksamkeiten nicht etwas ausgelöst hatten, was man nicht zugeben wollte?
Der Junge durfte seiner Auserwählten jetzt nur keine Möglichkeit mehr lassen, sich ihm zu entziehen. Einer Frau sollte man in so einer Angelegenheit sowieso keine eigene Entscheidungsfreiheit zugestehen. Wenn sich ein Ritter für ein Edelfräulein entschieden hatte, dann sollte sie für diese Gunst dankbar sein. Eine Einstellung die Lord Danber aber lieber nicht laut aussprach, da die Reaktion darauf vielleicht nicht so positiv ausfallen würde.
Was dem Lord jedoch auffiel waren die tödlichen Blicke, die Lady Rebekka auf Aaron
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