Der widerspenstige Ritter (German Edition)
hieß, dass er die Gelegenheit, sie hier unter die Haube zu bringen, wirklich nicht wahrnehmen würde. Was sie zu der Frage brachte, ob sie sich überhaupt vorstellen konnte, Sir Aaron als Gemahl zu bekommen. Eine Überlegung, die sie dann doch erst einmal weit von sich schob.
10
Dem Ritter aufzulauern, wie ein Dieb in der Nacht, hätte vielleicht Abenteuerlust aufkommen lassen können. Rebekka war aber viel zu erbost darüber, was ihr Sir Aaron jetzt wieder eingebrockt hatte. Der Mann machte sie noch verrückt mit seinen seltsamen Einfällen. Zuerst beförderte er sie durch die Lüge von unsterblicher Liebe in diese vertrackte Situation, und jetzt stimmte er auch noch der Anwesenheit ihres Vaters auf der Danber-Burg zu.
Sie hatte kein Verlangen danach, sich gleich mit zwei alten Männern zu beschäftigen, die sie entweder zu einer Ehe drängen wollten oder sich gegenseitig an die Gurgel gingen. Der Ritter sollte also schnellstens dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kam, Lord Goodwind hierher einzuladen.
Um diese Forderung zu stellen, hatte sich Rebekka in einer dunklen Türöffnung auf die Lauer gelegt. Doch ein leises Pst , als der Ritter in ihrem Sichtfeld auftauchte, reichte leider nicht, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das ihr Versuch nicht von Erfolg gekrönt war, hob Rebekkas Stimmung nicht gerade. Sie gab jedoch nicht so schnell auf und versuchte es erneut. Auch jetzt erreichte sie mit dieser vorsichtigen Art nichts. Ihr nächster Versuch viel dann aber positiver aus. Schließlich konnte sie es nicht riskierten, dass der Ritter seinen Weg fortsetzte, ohne sie gesehen zu haben.
Bei einem halblauten Hey , hatte sie zumindest die Genugtuung, dass Sir Aaron endlich stehen blieb. Da sie in dem dunklen Gang, im Schatten der Türöffnung wohl nicht auszumachen war, reichte auch dieser Versuch nicht aus, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Natürlich hätte sie sich einfach zeigen können, aber sie wollte nicht zufällig dabei gesehen werden, wie sie Kontakt zu dem Mann suchte, dessen Werbung sie ablehnen sollte.
„Verdammt, Aaron!“, fuhr Rebekka schwerere Geschütze auf, auch wenn das Grollen einer Mädchenstimme nicht besonders bedrohlich wirkte. Es erfüllte aber zumindest den angestrebten Zweck … so mehr oder weniger.
„Aaron?“, fragte der Ritter mit hochgezogener Augenbraue, als er der Stimme folgte und zu dem Mädchen trat. „Bitte keine Vertraulichkeiten, nur weil ich Euch gestattet habe mich zu küssen, Mylady.
Normalerweise hätte sich Rebekka dieser frechen Bemerkung angenommen, doch im Augenblick wollte sie genau an diesen Aspekt der Geschichte nicht bildlich erinnert werden. Trotzdem strich sie unwillkürlich mit ihrem Zeigefinger über ihre Lippen, die sich weigerten, dieses Ereignis zu vergessen. Sie hatte jedoch nicht aus den Augen verloren, was sie Sir Aaron vorwerfen wollte.
„Habt Ihr komplett den Verstand verloren, meinen Vater hierher zu bitten? Was macht Ihr, wenn er sich der Meinung Eures Vaters abschließt? Dann haben wir zwei Gegner, die uns im Nacken sitzen und eine Verbindung wünschen.“
Aaron nahm diesen Einwand nicht ernst und lachte. Seiner Meinung nach war diese Befürchtung vollkommen aus der Luft gegriffen.
„Kein liebender Vater stimmt einer Verbindung zu, wenn er das hitzige Temperament eines Danber mitverfolgen kann, der seine Tochter bedrängt. Was bei meinem Vater Begeisterung für mein forsches Vorgehen auslöst, wird bei Eurem Vater das Gegenteil bewirken. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er einen Schwiegersohn begrüßen wird, der seine Tochter bedrängt.“
Ein ausgezeichnetes Argument. Rebekka konnte sich tatsächlich nicht vorstellen, dass ihr Vater es schätzte, wenn man sie zu etwas nötigte. Genauso wenig, wie er es hinnehmen wird, von Lord Danber das Recht abgesprochen zu bekommen, den Gemahl für seine Tochter zu wählen. Um sich über die Motive und die weiteren Pläne des Ritters klarzuwerden, wollte sie sich lieber alles noch einmal Detail für Detail erklären lassen.
„Wieso bedrängt? Was genau wollt Ihr damit sagen, Sir Aaron?“
Aaron konnte sich nicht helfen, aber seit er nicht mehr versuchte, sich ritterlich zu benehmen, hatte er an der ganzen Komödie seinen Spaß gefunden. Jede Bemerkung, mit der er dieses Gör, das sich ein Edelfräulein schimpfte, übertrumpfen konnte, war für ihn ein Erfolg. Sie in Verlegenheit zu bringen, war sogar noch besser, da er ihr dabei auch körperlich näher kommen
Weitere Kostenlose Bücher