Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
überlegen, hob er sie auf und knallte sie dem Vampir auf den Kopf. Die Urne zerbarst in tausend Stücke, und das Knoblauchpulver darin ergoss sich in einer riesigen Wolke über das Ungeheuer. Glücklicherweise hatte Rivets eins der Gefäße mitgehen lassen, mit denen die Visuellen Jungfrauen sich vor den Grigori schützten. Die Frau krümmte sich, lockerte den tödlichen Griff um Rivets Hals und fiel keuchend und würgend auf die Knie, während bereits die ersten roten Pusteln in ihrem Gesicht aufblühten. Als Burlesque ihre Hilflosigkeit sah, fackelte er nicht lange und trat sie kräftig gegen den Kopf. Monster hin, Monster her, sie sackte bewusstlos auf den Teppich und schnappte nur noch matt nach Luft.
»Mannomann, danke, Burlesque, alter Kumpel«, keuchte Rivets und massierte seinen malträtierten Hals. »Hab’ mich schon im Himmel gesehn, wirklich. Was für’n Ungeheuer.« Und als wollte er das unterstreichen, trat er ihr mit der Spitze seiner eisenbeschlagenen Stiefel wuchtig in den Bauch.
Burlesque hob den Dolch des Vampirs auf und reichte ihn Rivets. »Vergisses. Schneid’ dir’n Stück Kordel vom Vorhang ab und wickel sie ein. Die wird sich wundern, wenn’se wieder aufwachen tut.«
»Wieso legen wir’se nich einfach um?«
Burlesque dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. »Nee, könn’ wir nich machen. Is doch ’ne Frau, Odette könnte sauer wern.«
Achselzuckend machte sich Rivets daran, Burlesques Anweisungen zu befolgen, und nach einer Minute hatte er den Vampir wie ein Postpaket verschnürt. Nachdem sich Burlesque davon überzeugt hatte, dass die Frau, wie Rivets es nannte, ohr de combat war, schlich er auf Zehenspitzen zur Tür und warf einen vorsichtigen Blick in den Gang. Zu seiner Überraschung stand der Butler immer noch an der Eingangstür Wache und schrie Odette an, die nach wie vor gegen das Tor hämmerte. Burlesque konnte sich nur denken, dass der Krach, den die beiden veranstalteten, den Lärm in der Bibliothek übertönt hatte. Er zog seine Waffe und hielt sie dem Kerl an die Schläfe. » Ouvrez la porte« , befahl er, und der Butler leistete seiner Anweisung anstandslos Folge.
Pascal Leroy war noch nie im Leben auf einen Stuhl gefesselt worden und hatte auch noch nie jemanden vor sich gehabt, der so verrückt aussah. Der fette Kerl mit dem Bart war eine Sache, aber der Knabe, der finster dreinblickend im Raum auf und ab ging, sich den blau angelaufenen Hals massierte und dabei gegen die Möbel trat, war ein ganz anderes Kaliber. Dieser Zwerg war ein heimtückischer kleiner Vandale, der die ganze Sammlung von Silbertellern des Klosters mit seinen Stiefeln platt getrampelt hatte, um sie besser in den Taschen seines viel zu großen Mantels unterbringen zu können. Noch schlimmer, der Kerl glotzte Pascal derart furchterregend an, dass er das deutliche Gefühl hatte, er wolle ihm an den Kragen.
Und der Anblick von Mademoiselle Amaros, die bewusstlos auf dem Boden lag, trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Wie die beiden Spinner mit ihr hatten fertig werden können, war ihm ein Rätsel. Man hatte ihm versichert, dass Mademoiselle Amaros eine hervorragende Assassinin sei. Schließlich war sie ein Grigori. Als er sich bereit erklärt hatte, die Frau für eine angemessene Summe von zehntausend Guineen ins Kloster zu schmuggeln, hatte man ihm versichert, dass sie Lady IMmanual mit Leichtigkeit um die Ecke bringen würde. Er musste nur warten, bis Machiavellis Signori di Notte Lady IMmanual zur Galerie eskortiert hätten, und Mademoiselle dann durch den Hintereingang hineinlassen. Es wären die am leichtesten verdienten zehntausend Guineen seines Lebens gewesen, doch jetzt lag sie auf dem Boden der Bibliothek, grün und blau geprügelt und wie ein Paket verschnürt.
All diese Gedanken traten in den Hintergrund, als sich der fette Kerl vor ihm aufbaute und fragte: »Où est Ella Thomas?«
Pascal Leroy schüttelte mutig den Kopf und entgegnete: »Je ne sais pas.«
»Où est la Dame IMmanual?« , fragte der Mann weiter, und sein Tonfall klang etwas gefährlicher als vorher.
»Je ne sais pas.«
Der bärtige Kerl schüttelte traurig den Kopf. »Was meinste, Rivets?«, fragte er den Zwerg.
Der Knabe blieb stehen und starrte Pascal an. »Wenn du schon fragen tust, wir müssten wohl was nachhelfen, das is meine Meinung, Burlesque.« Er ließ ein verdammt gefährlich aussehendes Klappmesser aufschnappen, kam auf Pascal zu und schnippte die Knöpfe seiner edel
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