Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
bestickten Weste ab. Danach schlitzte er ihm die Hosenträger durch. Als der Junge schließlich anfing, ihm den Hosenschlitz aufzuknöpfen und es schaffte, dabei einerseits besänftigend auf ihn einzureden und ihm gleichzeitig zu drohen, weiteten sich Pascals Augen vor Panik. »Ich stell dir’n paar Fragen, und immer, wenn du je se pa antwortest, schnibbel ich dir ’ne Scheibe von dei’m Willi ab. Haste kapiert? Comprenez die Chose ? «
Entsetzt über das, was er zu verstehen glaubte – er spürte bereits, wie sein Hodensack schrumpfte –, nickte Pascal verzweifelt. »Monsieur, bitte …«, bat er, wurde aber unterbrochen, als der Junge den Finger an die Lippen legte und ihm zuzwinkerte. Dann steckte er lächelnd die Hand in Pascals Hosenschlitz und zog seinen Penis raus. Es war peinlich, ja erschreckend, vor allem, als die Frau, die ihn von draußen angeschrien hatte, näher kam, um einen Blick auf seine Männlichkeit zu erhaschen.
»C’est très petit« , bemerkte sie, und Pascal errötete vor Schmach. Er hatte sich immer für einen Mordskerl gehalten.
»C’est vrai« , pflichtete ihr der Kerl bei, den sie Burlesque nannten.
»Und er wird noch petitter, wenn ich durch bin«, fügte der Zwerg hinzu. »Ich mein’, nach vier Fragen is nichts mehr übrig zum Schnibbeln. Na ja … wenn die Wurst alle is, mach ich mit den Eiern weiter. Dann biste eben ’n NoN, Mon-siu.«
Zu Tode erschrocken beobachtete Pascal, wie Rivets die Spitze des Messers so anlegte, dass sie am Übergang zwischen Penis und Hodensack kratzte. Dann ging seine Phantasie mit ihm durch. Eine Zuckung, und der Kerl hätte ihn kastriert. Fast schreiend vor Panik versuchte er, das Zittern zu unterdrücken. Nicht, dass er sich durch eine falsche Bewegung noch selbst entmannte.
»Ich glaub, vous parlez ganz gut le lingo Anglo, Mon-siu Franzmann. Jedenfalls kapierste, was Sache is, oder?«
Pascal nickte. Auch wenn er Mühe hatte, das Kauderwelsch zu verstehen, konnte er sich denken, was gemeint war. Und was die Worte nicht vermittelten, sagte die Spitze des Messers, auf dem seine Eier balancierten, deutlich genug.
» Kestjon un : Où est Ella Thomas? «
So sehr er seine Stellung im Kloster schätzte, auf keinen Fall wollte Pascal Leroy ein NoN werden, bloß um seine Karriere zu retten. »Der Marquis de Sade hat sie in die Galerie des Anciens gebracht, um sich ein höchst seltenes Artefakt anzusehen«, antwortete er so widerwillig, wie er sich gerade noch traute.
» Kestjon dö : Wann genau hat’se das Kloster heute verlassen?«
Pascal warf einen Blick auf die Wanduhr über dem Kaminsims. »Monsieur … ich bitte Sie.« Das Messer piekste ein bisschen. »Heute Nachmittag um zwei.«
»Sehr gut, Mon-siu Franzmann. Kestjon tra : Wann kommen sie wieder?«
Pascal Leroy zögerte kurz, und als das Messer wieder zustach, antwortete er hastig: »Das weiß ich nicht, Monsieur, ich habe nur gehört, dass man sie anschließend in den Palast der Dogaressa bringen wird.«
»Mist! Da sind wir gelackmeiert, Burlesque«, sagte der Junge, während sich sein Gesicht wütend verzerrte. »Wir können nich hier rumsitzen und die ganze Nacht auf Miss Ella warten. Womöglich tauchen noch mehr von denen Vampirschlampen auf.«
Der bärtige Kerl – Burlesque? – wusste nicht so recht, was sie als Nächstes tun sollten. Es war die große Frau, Odette, die ihm aus der Patsche half. Sie hatte sich durch die Papiere auf dem Schreibtisch gewühlt und offensichtlich etwas von Interesse gefunden, denn sie winkte Burlesque zu sich. Nachdem sie sich kurz etwas zugeflüstert hatten, kam Burlesque lächelnd auf den Zwerg zu. »Ich glaub’ nich, dass wir warten müssen, Kumpelchen.« Dann schaufelte er sämtliche Papiere vom Schreibtisch in einen daneben liegenden Ranzen. »Das wär’s, ich glaub’, wir könn’ uns jetz aussem Staub machen.«
»Und was soll aus dem Mon-siu hier wern?«, fragte der Zwerg.
Pascal bekam den Kerzenhalter, den der Dicke schwang, nur ganz kurz zu sehen, dann senkte sich eine ziemlich schmerzhafte Dunkelheit über ihn.
28
Sala del Maggior Consiglio: Venedig
Demi-Monde:
28. Tag im Frühling des Jahres 1005
In der Geschichte des WhoDoo gibt es unzählige faszinierende Gestalten, doch keine ist so umstritten wie Marie Laveau. Um 800 VG geboren, gilt Marie Laveau als die Reinkarnation von Lilith und soll daher über eine gewaltige Macht verfügt haben, als WhoDoo-Mambo und als Seidrkona (Praktizierende der Seidr-Magie). Es heißt, sie sei
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