Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
Vom Netzwerk:
hängt davon ab!«
    »Aber der Kessel …!«
    »Zum Teufel mit dem Kessel, schaufeln Sie, Mann!«
    Kurz darauf sausten die Kolben noch schneller hin und her. Da er sich jetzt erheblich sicherer fühlte, wandte Greene seine Aufmerksamkeit wieder der Mannschaft zu, die dabei war, die halb aufgefressene Dampfraupe 37 zu verlassen. Sechs Mann rannten über das kurze Stück offenes Feld auf Greenes Fahrzeug zu. Armeesprüchen zufolge fraßen nanoBites keine laufenden Menschen, da der Kontakt ihrer Füße mit dem Boden so schnell vonstattenging, dass nicht einmal Zeit blieb, um zu reagieren. Doch genau wie Seemannsgarn erwiesen sich auch diese Armeegerüchte als Humbug.
    Was mit den rennenden Soldaten passierte, war schrecklich, aber zugleich auch faszinierend. Plötzlich hielten die Männer mitten in der Bewegung inne und schienen wie vom Erdboden verschluckt zu werden, noch während sie sich die Kehle aus dem Hals schrien. Die nanoBites waren erstaunlich schnell. Greene schätzte, dass sie nur zwanzig Sekunden brauchten, um ein lebendes, atmendes Geschöpf in einen kleinen Flecken auf dem Boden zu verwandeln.
    Nachdem sie die Mannschaft der Dampfraupe 37 verputzt hatten, wachten ihre übrigen Genossen mit einem Schlag auf, und auch wenn Greenes Raupe nun mit zwanzig Sachen in der Stunde durch das Hub wetzte, war sie keineswegs vor Angriffen gefeit. Als sie nur noch hundertfünfzig Meter von der rettenden Porte Saint-Martin trennten, kam die Raupe stockend zum Stehen – ihre Ketten waren weggefressen worden. Das Mampfen der Knabberer beim Abendessen ließ das ganze Fahrzeug erzittern.
    »Von Bord, Männer!«, schrie Greene gänzlich unbeeindruckt von der Panik in seiner Stimme. Fest entschlossen, nicht der Kapitän zu sein, der mit seinem Schiff unterging, sprang er zu Boden und raste, so schnell ihn seine Füße trugen, auf die Porte Saint-Martin zu.
    Als seine Mutter erfuhr, dass er zu einem Einsatz im Hub verdonnert worden war, hatte sie ihrem geliebten Sohn ein Paar »Antiknabberstiefel« besorgt, die laut Werbung ihrem Träger eine zehnminütige Immunität vor den kleinen Viechern garantierten. Die Stiefel besaßen eine zehn Zentimeter dicke Stahlsohle, die, wie Greene nun feststellte, das Laufen ungemein erschwerte. Er konnte nur hoffen, dass die Werbung ihr Versprechen hielt.
    Und er schaffte es, allerdings nur knapp.
    Als der völlig erschöpfte, schweißtriefende und fast umnachtete Captain Greene durch die Porte Saint-Martin ins sichere Paris torkelte, stellte er fest, dass die Stahlsohlen seiner Stiefel und zwei seiner Zehen verschwunden waren. Doch er war mit dem Leben davongekommen.
    Greene war der einzige Überlebende des Angriffs der nanoBites auf den zweiten Dampfraupenkonvoi.
    17:30: Champ de Mars
    Für Beria war es eine extrem lange, extrem langweilige und extrem qualvolle Feier.
    Die Prozession, die sich durch Paris schlängelte, war ein Albtraum gewesen. Aus Sicherheitsgründen hatte Havelock darauf bestanden, dass die kugelsicheren Scheiben der Dampfwagen volle zwei Stunden geschlossen blieben, sodass die Fahrgastkabinen sich in einen mit Asche und Rauch gefüllten Schwitzkasten verwandelten. Als Beria an der Champ de Mars endlich ausstieg, war er hundemüde und schmutzig, seine Uniform nur noch ein von Schweiß durchnässter Lumpen, der ekelhaft am Körper klebte. Dass er länger als eine Stunde mit einem mürrischen Heydrich und einem nahezu hysterischen Robespierre eingeschlossen gewesen war, hatte seine Laune nicht besser gemacht.
    Beria bereute auch, dass er den Eimer, den Havelock in die Kabine gestellt hatte, nicht benutzt hatte, ehe er die Privatsphäre des Dampfwagens verlassen hatte, aber die Vorstellung, vor Robespierre zu urinieren, war ihm einfach zuwider gewesen. Beria war der Ansicht, dass es sich nicht schickte, wenn Vorgesetzte vor ihren Untergebenen bestimmte Körperfunktionen verrichteten, doch im Nachhinein war es wahrscheinlich ein Fehler gewesen, den Eimer zu verschmähen. Er konnte nur hoffen, dass er seine Blase während der restlichen Feierlichkeiten im Griff behielt.
    Die Events vor den Reden zogen sich ins Unendliche. Der Aufmarsch der Rotröcke verlief wie erwartet makellos und wie erwartet sterbenslangweilig. Nachdem er eine halbe Stunde zugesehen hatte, wie sie vor der VIP -Tribüne ihre Runden drehten und dabei dem ohrenbetäubenden Lärm ihrer Blaskapelle ausgesetzt gewesen war, erstarrte das Lächeln in seinem Gesicht, und sein Kopf platzte förmlich vor Schmerz. Doch

Weitere Kostenlose Bücher