Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
ist auch ein Zwerg, deshalb passen sie bestimmt.) Rivets nahm die Kleider und verzog sich in eine Ecke, um sich anzuziehen.
Dann wandte sich Odette wieder Burlesque zu. »Et maintenant, Burlesque, occupons-nous de toi. J’ai l’impression que tu est blessé.« (Und jetzt zu dir, Burlesque. Ich glaube, du bist verletzt.)
Ehe er protestieren konnte, packte Odette ihn am Arm – bei ABBA , war die Frau kräftig! – und bugsierte ihn zum Tisch neben der Lampe. Mit einem Ruck drückte sie ihn hinunter, sodass er über den Tisch gebeugt war, mit dem Hintern in der Luft. »Non, non« , protestierte er. »Hör auf, Odette, c’est bon . Is doch nur ’ne FAÄ -Wunde …«
Odette ignorierte sein Geschrei, streifte die Hosenträger von seinen Schultern und zog ihm die Hose bis zu den Knien herunter. Es war nicht leicht, Burlesque Bandstand in Verlegenheit zu bringen, aber das vernarrte französische Flittchen brachte es fertig. Zum Glück war heute Sonntag, das war der Tag, an dem er seine Unterwäsche wechselte. Wäre es Samstag, er wäre vor Scham gestorben.
Er spürte, wie sie ihm die Unterhose herunterzog und sich bückte, um den Schaden, den Zolotow angerichtet hatte, zu begutachten. Kurz darauf richtete sie sich wieder auf. »Ce n’est q’une égratignure.« (Es ist nur ein Kratzer), erklärte sie und verpasste Burlesque unnötigerweise einen Klaps aufs Hinterteil. »Oh! Quelles jolies fesses tu as!« (Oh, was für herrliche Arschbacken!) Kichernd hauchte sie Burlesque ins Ohr: »Un moment«, und verschwand erneut im Schlafzimmer.
»Du bist ja echt fein raus, mein Freund«, erklärte Rivets, während er sich eine alte Zeitung in die Stiefel stopfte, die ihm Odette gegeben hatte, damit sie besser passten. »Die Schlampe konnte dir die Hosen gar nich schnell genug runterziehn.«
Der Schmerz in seinem Hintern und seine lächerliche verwundbare Position veranlassten Burlesque zu einem Schwall von Flüchen. Mitten in der Tirade holte er Luft und merkte, wie verletzlich er tatsächlich war, denn in diesem Moment sprang die Tür auf, und ein kalter Windstoß strich über seinen entblößten FAÄ .
Er warf einen Blick über die Schulter und wusste zum zweiten Mal an diesem Abend, dass es um ihn geschehen war. In der Tür standen zwei Kumpel von Maurice Merriment aus den Rookeries. Der größere war ein echter Schweinehund, der auf den Namen Stan Shoreham hörte. Er schlenderte in den Raum und zielte mit einem schweren Revolver auf Burlesques Arsch.
»Hallo Burlesque, wie geht’s, wie steht’s? Graf Zolotow lässt grüßen und fragt, ob du nich Lust hättest, ihn zu ’ner Beerdigung zu begleiten. Deiner Berdigung. Das heißt, wenn du mit dem Tisch hier fertig bist.« Shoreham lachte. »Bei Gott, Burlesque, bist ja mächtig auf’n Hund gekommen, wenn du’s jetzt schon mit den Möbeln treibst. Was soll denn dabei rauskommen? Zwei kleine Nachttischchen etwa?«
Überglücklich kramte Odette in dem kleinen Medizinschrank, der an der Wand des Schlafzimmers hing, in der Hoffnung, ihr Onkel bewahrte dort das Fläschchen mit Jodtinktur auf. Es war genau das Richtige, um Burlesques Wunde zu verarzten.
Überglücklich, weil ihr Leben plötzlich so aufregend geworden war. Einen Metzgerstand in Les Halles zu betreiben war schön und gut, aber nicht besonders romantisch, und Odette war trotz ihres leicht abschreckenden Äußeren eine echte Romantikerin. Jedenfalls hatte sie nicht vor, ein Leben lang knietief im Fleischabfall zu stehen, Hühnchen auszunehmen und Kühen das Fell abzuziehen. O nein, sie wollte Abenteuer erleben, Ungerechtigkeit bekämpfen und die Schwachen beschützen, sie wollte Drachen zur Strecke bringen, von einem hübschen Prinzen erobert werden und all die anderen Dinge tun, die echte Heldinnen taten.
Nun ja, Burlesque war nicht ganz der charmante Prinz, den sie sich erhofft hatte, doch der Gedanke, mit einem Gesetzlosen liiert zu sein, der den Bösewichten auf die Pelle rückte und nebenbei Damen aus der Patsche half, wenn sie in Bedrängnis gerieten, gefiel ihr durchaus.
Nicht, dass Odette jemals in Bedrängnis geraten wäre. Niemand legte sich mit Odette Aroca an, es sei denn, es zog ihn unbewusst ins Krankenhaus. Sie wusste, dass Männer Frauen vorzogen, die empfänglich für Schmeicheleien und Rettungsaktionen waren, statt solche wie Odette, die mit einem Schlagstock umzugehen wussten und notfalls auch nicht davor zurückschreckten, einen GenDarmen mit einem einzigen Fausthieb
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