Der Widerstand
Hauptsache, diese Shongair-Shuttles mussten am Boden bleiben, die bei irgendwelchen Zwischenfällen sofort losgeschickt wurden.
Aber dazu würde es nicht kommen. Zusammen mit dem Rest des Internets war seine Google-Wettermeldung verschwunden, aber das Internet und den mittlerweile nicht mehr aktiven Nationalen Wetterdienst hatte er ohnehin nicht benötigt, denn ihm war auch so klar gewesen, dass schlechtes Wetter kommen würde – wenn auch nicht so schlecht, wie er es gern gehabt hätte.
Dann müssen wir eben das Beste aus dem machen, was wir haben, hatte er sich schließlich gesagt und seine Frau aus seiner Umarmung entlassen, die Hände auf ihre Wangen gelegt und ihren Kopf leicht nach hinten gedrückt, damit er ihr wieder in die Augen sehen und ihr wunderschönes Gesicht betrachten konnte.
Sie war mit eigenen Vorbereitungen beschäftigt gewesen – Vorbereitungen, von denen sie beide hofften, dass sie sie nicht in die Tat würde umsetzen müssen –, und die Waffe ihrer Wahl lag auf dem Küchentisch: ein PSN90, die zivile, halbautomatische Version des vollautomatischen P90. Entwickelt worden war das Gewehr von F. N. Herstal in Belgien auf der Grundlage der 5,7-Millimeter-Kartusche. Das Ergebnis war eine als Kurzgewehr konfigurierte Waffe, die sich allen traditionellen Definitionen entzog. Der Hersteller hatte sie zumindest anfangs als ein Sub-Maschinengewehr bezeichnet, als eine Art Notfallwaffe für Fahrzeugbesatzungen und andere Militärangehörige, die normalerweise kein konventionelles Gewehr mit sich führen. Letztlich hatte man sich dann aber für die Bezeichnung »Persönliche Verteidigungswaffe« entschieden, was angesichts ihrer vorgesehenen Funktion durchaus zutreffend war. Dennoch wurde sie von den meisten Militärangehörigen stattdessen als Sturmgewehr benutzt, und obwohl das PSN90 für ein für Zivilpersonen zulässiges Magazin mit dreißig Schuss ausgelegt war, konnte man mit der Version für Militär und Polizei auch fünfzig Schuss verschießen.
Viele Details machten es nach Dvoraks Meinung zu einer ansprechenden Waffe, auch wenn er seine Gewehre lieber eine Nummer größer hatte, da sie besser zu seiner größeren Statur passten. Außerdem war es ihm ziemlich egal, wo die Patronenhülse ausgeworfen wurde. Zugegeben, die Öffnung an der Unterseite anzubringen machte das PSN90 zu einer wirklich beidhändig zu benutzenden Waffe, aber ihm gefiel die Vorstellung nicht, in einer beengten Stellung auf den eigenen Hülsen liegen zu müssen. Außerdem hatte er so seine Zweifel, was die mannstoppende Wirkung der Patronen anging, obwohl die zweifellos eine exzellente Durchschlagkraft besaßen.
Aber er musste auch zugeben, dass Sharon mit tödlicher Präzision schießen konnte. Eigentlich war sie schon immer eine hervorragende Schützin gewesen, und das erste richtige Geschenk, das er ihr gemacht hatte, als beide noch das College besuchten (sie das Furman, er Clemson, was insgesamt viel zu viele Gelegenheiten für gegenseitige Schmähungen geboten hatte), war eine Taurus PT-92 Automatik gewesen. Er hatte sie ihr zum Valentinstag überreicht, was längst nicht so verrückt war, wie es sich wohl anhörte. (Obwohl … ein bisschen verrückt war es schon, das musste er selbst zugeben. Aber im Lauf der Jahre hatte er einigen Frauen eine Waffe geschenkt, was es dann eigentlich doch wieder ziemlich normal machte.) Jedenfalls war etwas Wahres an Sharons Worten gewesen, als sie daraufhin sagte, er habe die Waffe nur gekauft, damit sie ihn nicht weiter in die Verlegenheit bringen konnte, mit seinen eigenen Pistolen besser umgehen zu können als er selbst – und das, nachdem sie das Schießen überhaupt erst von ihm gelernt hatte!
Trotz allem lag dem Wunsch, ein P90 haben zu wollen, die Fernsehserie Stargate zugrunde. Sie war ein ausgesprochener Fan der Serie und besaß alle Episoden auf DVD – einschließlich aller Ablegerserien, auch wenn ihr das Original immer noch am besten gefiel. Die furchtlosen Mitglieder des Abenteurerteams benutzten eben das P90, das Sharon »so niedlich« fand. Dvorak hatte jedes Mal das Gesicht verzogen, wenn sie das sagte, doch als sie dann herausfand, dass es nicht nur eine zivile Ausgabe des P90 gab, sondern auch eine der FN Five-seveN, da hatte sie von beiden je ein Exemplar haben wollen. Und da hatte es auch alles nichts geholfen, dass Dvorak darauf hinwies, der Name des Gewehrs sei ganz offensichtlich ein außer Kontrolle geratener, auf den Niedlichkeitsfaktor abzielender
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