Der Widerstand

feststellen konnten.«
    Er ließ diese Worte eine Zeit lang wirken, dann beugte er sich wieder vor und legte die Hände gefaltet auf die Tischplatte.
    »Anscheinend haben wir es hier in mehrfacher Hinsicht mit einer höchst sonderbaren Spezies zu tun«, fuhr er leise fort. »Ihr Unvermögen, die effektivsten Waffen einzusetzen, die ihnen zur Verfügung stehen, lässt den Schluss zu, dass sie zumindest in einzelnen Aspekten keine große Weiterentwicklung durchgemacht haben, seit die Barthoni diese Welt zum ersten Mal erkundet hatten. Man könnte fast meinen, dass es ihnen genauso an … militärischem Pragmatismus mangelt wie vielen Unkrautfressern der Hegemonie. Angesichts dieser Beobachtung bin ich der Meinung, dass sie doch eine brauchbare Dienstspezies abgeben könnten.«
    Im Konferenzraum machte sich völlige Stille breit, da Thikairs übrige Zuhörer zu verstehen begannen, was Thairys bereits erahnt hatte.
    »Mir ist bewusst«, redete der Flottenkommandant schließlich weiter, »dass eine Fortführung dieser Operation dem Geist der Genehmigung widersprechen würde, die der Rat uns erteilt hat. Allerdings habe ich nach gründlichem Studium eben dieser Genehmigung feststellen müssen, dass sie keinen ausdrücklichen Hinweis auf die von den lokalen intelligenten Wesen erreichte Entwicklungsstufe enthält. Mit anderen Worten: Die Formulierung der Genehmigung verbietet es uns nicht, unsere Operation fortzusetzen. Ganz bestimmt werden Rassen wie die Barthoni oder die Liatu anschließend irgendeinen formalen Protest äußern, doch meine Vermutung ist, dass sie in diesem Fall weniger Verbündete als erwartet finden würden.«
    Ahzmer legte fragend ein Ohr schräg, woraufhin Thikair als Antwort darauf mit beiden Ohren zuckte.
    »Was ich nun sagen werde, darf ohne meine ausdrückliche Erlaubnis mit niemandem besprochen werden, der nicht gegenwärtig an diesem Tisch sitzt«, sagte er. »Ist das klar?«
    Mit jedem Ohrenpaar wurde von den Anwesenden Zustimmung signalisiert, und er ließ die Spitzen seiner Fangzähne hervorlugen.
    »Die Wahrheit ist«, vertraute er dann seinen Senioroffizieren an, »dass der Rat sich wegen dieser ›Menschen‹ Sorgen macht. Oder vielleicht sollte man es so formulieren, dass die ach so erhabenen Ratsmitglieder sich von ihnen angewidert fühlen. Ich weiß, Sie alle kennen die Aufzeichnungen, die das erste Erkundungsteam von KU-197-20 mitgebracht hatte. Ich bin mir sicher, jeder von Ihnen empfand diese Zurschaustellung von militärischer Unfähigkeit als abstoßend. Die Unkrautfresser haben sich im Gegensatz zu uns aber über die Wildheit dieser Bewohner ereifert, nicht über deren mangelndes kämpferisches Geschick. Zweifellos sind zahlreiche Ratsmitglieder davon überzeugt, dass sie es nicht bis zur Erlangung der Hyper-Fähigkeit schaffen, weil sie sich vorher selbst in die Luft jagen werden. Andere dürften dagegen befürchten, dass es ihnen sehr wohl gelingen wird und dass die Hegemonie sich dann mit einem zweiten Shongair-Imperium konfrontiert sieht.«
    Er ließ mehr von seinen Fangzähnen sehen, um so seine Reaktion auf diesen Gedanken zu unterstreichen. Seine Untergebenen zeigten auf die gleiche Weise, dass sie seine Meinung teilten. Das Shongair-Imperium war nicht daran interessiert, irgendwelche Rivalen neben sich aufsteigen zu lassen, auch wenn keiner der Anwesenden einen Rivalen in einer Spezies sehen konnte, der so kläglich mit seinen eigenen militärischen Ressourcen umzugehen wusste.
    »Bevor wir zu dieser Mission aufgebrochen sind, ließ der Imperiale Kolonisierungsminister durchblicken, dass der Rat die Genehmigung, KU-197-20 zu kolonisieren, als eine günstige Gelegenheit ansieht, zwei Beutetiere mit einer Kralle zu erlegen. Zum einen bekommen wir ein Spielzeug, mit dem wir armen primitiven Geschöpfe für die nächste Zeit zufrieden und beschäftigt sind, zum anderen könnten wir die zu erwartende Selbstauslöschung der Spezies vermutlich beschleunigen und damit jegliche Gefahr bannen, die von ihr irgendwann einmal für den Frieden der Hegemonie ausgehen könnte. Auch wenn der Rat das nie zugeben würde, hat kein Geringerer als Vizesprecherin Koomaatkia gegenüber Kolonisierungsminister Vairtha verlauten lassen, dass der Rat entschlossen ist, etwas gegen diese Kreaturen zu unternehmen, und dass man weniger Fragen als üblich stellen wird, was unsere Strategien im Fall von KU-197-20 angeht.«
    Etliche seiner Untergebenen spitzten bei diesen Worten die Ohren, sein eigenes