Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman
und sein Gesicht hellte sich auf.
»Wie ich hörte, schlägt er vor, wenn Mademoiselle d’Au male Euch nicht zusagt, Euch Mademoiselle de Chemillé zur Gemahlin zu geben und das Land Beaupré zu Euren Gunsten wieder zum Herzog- und Pairstum zu erheben.«
»Wenn der König mir wohlwill«, sagte Bassompierre erhaben, »dann besser nicht mehr durch eine Vermählung, da er mir damit nur weh getan hat!«
»Mein Freund«, sagte mein Vater lächelnd, »das klingt galant, aber ist das der wahre Grund, weshalb Ihr so schmeichelhafte Verbindungen ablehnt?«
»Es ist einer von drei Gründen«, sagte Bassompierre, nun ohne den noblen Ton und indem er meinen Vater mit einverständiger Miene anblickte. »Den ersten habe ich genannt; der zweite ist: ob ich Mademoiselle d’Aumale oder Mademoiselle de Chemillé nähme – nachdem ich davon geträumt habe, mir das Schönste zu erobern, was es in Frankreich gibt –, käme in meinen Augen wie in den Augen des Hofes einem Scheitern gleich. Und mein dritter Grund, da ich ihn denn nennen muß: ich befinde mich ziemlich gut dabei, an so vielen Orten verliebt und meistens so wohlgelitten zu sein, daß ich weder die Muße noch das Bedürfnis habe, an eine Einschränkung zu denken.«
»Ihr sollt ja«, sagte mein Vater, in dem scherzenden Ton fortfahrend, »als Ihr Mademoiselle de Montmorency zu heiraten gedachtet, von nicht weniger als drei Damen des Hofes Abschied genommen haben, und alle drei sollen, ohne einander zu kennen, ganz untröstlich gewesen sein.«
»Das ist die reine Wahrheit«, sagte Bassompierre, »sofern die Wahrheit jemals rein ist.«
»Wäre es nicht an der Zeit, dieser dreifachen Untröstlichkeit abzuhelfen?«
»Offen gesagt, Marquis, daran habe ich auch schon gedacht, und wäre es nur, um nicht müßig zu bleiben und mich für meinen Verlust zu entschädigen.«
»Ich bin überzeugt«, fuhr mein Vater fort, »wenn Ihr Euchmit diesen edlen Damen wieder aussöhnen könntet, würden sie Euer Herz so ausfüllen, daß Ihr von besagter großer Durchbohrung nichts mehr verspürt.«
»Ach, Marquis, Ihr verspottet mich!«
»Ganz und gar nicht! Ich will Euch mit alledem nur drängen, schnellstmöglich an den Hof zurückzukehren. Ihr glaubt ja nicht, wie sehr Eure schmerzliche Blässe und Eure Leidensmiene das schöne Geschlecht zu Euren Gunsten beschäftigen wird. Sonderbar, nicht wahr? Man beklagt Euch. Man beklagt Condé. Aber den König beklagt keiner.«
»Gäbe es dazu einen Grund?« fragte Bassompierre mit einem Stich von Eifersucht.
»Unbedingt: er ist der einzige Geköderte. Ihr seid es nicht mehr. Und auf Grund seiner Sitten wird es Condé niemals sein, auch wenn er sie heiratet.«
»Ich hörte, er macht große Schwierigkeiten, in diese Ehe einzuwilligen.«
»Ah, Comte! Ihr seid doch nie so eingemauert, daß Ihr im Louvre nicht noch Freundesohren hättet.«
»Und was ist wirklich daran?«
»So wenig Condé auch ein Hengst ist, bäumt er sich tatsächlich auf, er stampft, schlägt aus und beißt! Am Hofe hat man Wetten abgeschlossen. Die einen wetten, er werde nachgeben, die anderen, er werde nicht.«
»Ha! Wieso bin ich nicht dabei!« sagte Bassompierre, dessen Spielernatur im Galopp die Oberhand gewann. »Ich weiß genau, wie ich wetten würde.«
»Und wie?«
»Daß er aufgibt. Condé kann sich den Luxus des Ungehorsams nicht leisten. Er besitzt keinen blanken Sou. Alles, was er hat, kommt vom König.«
»Wir werden ja sehen, ob Ihr recht behaltet. Alsdann, seid Ihr morgen im Louvre?«
»Ich werd es mir überlegen. Meinen großen Dank jedenfalls, daß Ihr mich Kummer und Enttäuschung entrissen habt.«
Nach Umarmungen und Komplimenten bestiegen wir unsere Kutsche, und kaum saßen wir, da fragte ich: »Mein Vater, wie begreift Ihr es, daß dieser deutsche Graf aus einem kleinen Fürstentum keinen Wert darauf legt, durch eine Heirat Herzog und Pair eines mächtigen Königreiches zu werden?«
»Bassompierre hat Euch drei Gründe genannt. Es gibt noch zwei weitere. Unser Freund kennt den König, daher hält er es nicht für weise, auf Versprechen zu bauen, die vielleicht nur Schall und Rauch sind. Aber vor allem will er nicht, daß der Hof sagt, er lasse sich für seinen Verzicht mit einem Herzogtum bezahlen.«
»Er ist ein geschickter Mann.«
»Mehr noch!« sagte mein Vater lachend. »Er ist ein Diplomat. Bei ihm ist alles wohldosiert. Sogar, was er seine ›Ent täuschungen und Kümmernisse‹ nennt. Nie übersteigen sie die Grenzen der
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