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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Ihr in meinen Memoiren nachlesen«, sagte er ungeduldig. »Wir sprachen von Épernon: wie reagierte er, als die Königin ihm die Erwägungen dieses widerlichen Schuftes ins Ohr sagte?«
    »Zuerst warf er einen raschen Blick in die Runde, natürlich auch hinter sich, sah dort aber nichts Auffälliges, denn ich beugte mich zu Mademoiselle de Fonlebon und erzählte ihr etwas über das Périgord. Dann hörte er der Königin von Anfang bis Ende stumm und, wie ich durch mehrmalige Blicke feststellte, mit gespannter Aufmerksamkeit zu, wobei er manchmal wie bekräftigend nickte, aber ohne sich sonst zu äußern.«
    »Anders gesagt, Épernon hat Concinis schändliche Thesen unausgesprochen gebilligt.«
    Mein Vater wechselte einen Blick mit La Surie, der unserem Gespräch mit erschrockener Miene beigewohnt hatte, dann überlegte er.
    »Nun«, fragte La Surie nach einer Weile, »wollt Ihr dem König nicht eine Mitteilung darüber machen?«
    »Wie sollte ich es Henri sagen, ohne daß er mich verspottet und mir ins Gesicht lacht? Ihr wißt doch, mit welcher Verachtung er jegliche Warnung wegwischt. Er hat eine gute Geheimdiplomatie, aber seine persönliche Bewachung ist nach wie vor unzulänglich. Im Gegensatz zu Heinrich III., der sichmit fünfundvierzig Schwertern umgab, erlaubt er Vitry oder Praslin ja kaum, ihn zu beschützen.«
    »Trotzdem verhinderten diese fünfundvierzig Schwerter nicht, daß Heinrich III. von der Liga ermordet wurde.«
    »Weil er eine Achillesferse hatte: er war zu vernarrt in die Kuttenbrüder. Die Ligisten schickten ihm einen fanatischen kleinen Dominikaner, und Heinrich ließ ihn an sich heran, ohne daß er auch nur durchsucht worden wäre.«
    »Aber warum schützt sich unser Henri so schlecht?« sagte La Surie. »Versteht Ihr das?«
    »Er sagt, er steht in Gottes Hand, und wenn Gott will, daß er stirbt, dann stirbt er.«
    »Eine solche Redeweise hätte ich von ihm nicht erwartet.«
    »Es ist nicht nur eine Redeweise«, sagte mein Vater. »In Wahrheit ist er ein Spieler. Bassompierre macht das Spielen zu einem Beruf. Aber beim König ist es ein Geisteszustand. In seiner abenteuerlichen Existenz hat er so viele Dinge dem Zufall anheimstellen müssen, daß er sich auch da auf ihn verläßt, wo es um sein Leben geht.«

ELFTES KAPITEL
    Mitte Juni – der Hof weilte immer noch in Fontainebleau – kam Bassompierre wiederum wegen einer Dame nach Paris, die ihm wohl mehr am Herzen lag als drei andere an dem Ort, den er soeben verlassen hatte. Und wie stets während seiner Eskapaden speiste er abends mit uns in der Rue Champ Fleuri. Konnte er uns armen Parisern doch mit den neuesten Nachrichten aus Fontainebleau aufwarten, die jedoch alles andere als erheiternd waren.
    So erfuhren wir, daß die Königin sich plötzlich weigerte, jene besonders guten Stücke anzunehmen, die der König ihr von seinem Mahl zu schicken pflegte, und daß sie ihm hatte ausrichten lassen, er solle sie doch seiner
Hurre
senden, womit die Prinzessin von Condé gemeint war. Zuerst lachte der König darüber, doch als er erfuhr, daß die Königin sich ihre Speisen nur noch von Leonora Galigai bereiten ließ, und nun begriff, was hinter der Verweigerung steckte, geriet er in großen Zorn, und manche Höflinge raunten sogar, er habe gewettert, ob diese Törin ihn etwa für einen Medici halte?«
    »Aber so unvorsichtig Henri in seinen Ausbrüchen auch sein mag«, sagte Bassompierre, »das glaube ich nicht!«
    Und in der Tat, wie mein Vater mir erklärte, wäre dies sehr taktlos gewesen, denn einem Gerücht zufolge waren der Vater der Maria von Medici und seine schöne Geliebte Bianca am selben Tage vergiftet worden, und zwar, wie es hieß, von dem Kardinal von Medici, welcher danach das geistliche Gewand ablegte, heiratete und die Nachfolge seines Bruders als Großherzog der Toskana antrat.
    »Neuerdings aber«, fuhr Bassompierre fort, »wird am Hofe nur über die schreckliche Szene zwischen dem König und dem Prinzen von Condé getuschelt. Letzterer war über die vielen Aufmerksamkeiten, die Seine Majestät der Prinzessin heimlich und öffentlich erwies, derart aufgebracht, daß er den König für sich und seine Gemahlin um Urlaub bat, um sich mitihr in eines seiner Häuser zurückzuziehen. Sein Ersuchen wurde heftigst abgelehnt, und er bekam sein Päckchen ungefähr in den gleichen Begriffen, wie sie Madame de Guise im Laufe unserer nächtlichen Unterhaltung gebraucht hatte.
    »Eure Frau ist meine Untertanin!« schrie Henri mit

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