Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman
Papst! Warum nicht gleich gegen Gottvater, da man einmal dabei war!
»Mariette!« sagte ich in großem Zorn, »ich werde meinem Vater diese schmutzige, dumme und böse Fabel berichten, und dann wirst du erfahren, was er davon hält. Einstweilen, das merke dir, will ich solche widerwärtigen Reden nicht mehr von dir hören. Es sind Feinde des Königs, die sich diese Abscheulichkeit ausgedacht haben, und Feinde des Königs sind keine Freunde dieses Hauses.«
»Aber, Monsieur! Monsieur!« rief sie vor Schreck, »das war doch nicht böse gemeint! Ich hab doch nur wiederholt, was der gute Sakristan gesagt hat.«
»Dein guter Sakristan ist ein Tollkopf und du eine unverbesserliche Tratsche!«
Hochrot und mit japsender Brust kehrte sie in ihre Küche zurück, und über meinen Ärger betrübt, aber kein bißchen überzeugt, brummelte sie im Gehen zwischen den Zähnen: »Weihnachten ist ja nicht weit. Da werden wir schon sehen, was daran ist.«
Am nächsten Morgen saß ich in der Bibliothek über meinen Studien, denn während der Abwesenheit meines Vaters hatte ich dort meine Zelte aufgeschlagen, weil ich diesen Raum wegen der Bücher und der Täfelung und seiner schönen Glasfenster sehr liebte, da kam Franz und sagte mir, eine Dirne mit einem Bündel verlange, mich zu sprechen.
»Es wird eine Bettlerin sein«, sagte ich, »oder eine Wahrsagerin. Schick sie weg, Franz.«
»Ich glaube nicht, Monsieur«, sagte Franz. »Für eine Wahrsagerin ist sie zu jung und für eine Bettlerin zu reinlich und geputzt. Niemand würde ihr etwas geben.«
»Meinst du damit, es ist eine Person von Stand?«
»Auch nicht, Monsieur. Sie ist ganz allein und nicht maskiert. Und sie ist zu Fuß hergekommen, in Galoschen, die sie vor der Haustür abgestellt hat. Trotzdem muß sie in sehr gutem Hause gewesen sein, das sieht man. Sie kann sich ausdrücken, und wenn Ihr sie empfangt, Monsieur, werdet Ihr mit ihrer Art zufrieden sein.«
Franz mußte an sich gedacht haben, als er dies sagte, da auch er einst in sehr großem Hause war, bevor er nach der Einnahme von Paris in das unsere gekommen war.
»Na schön! Führ sie herauf, Franz, wir werden sehen.«
Ich erkannte sie auf den ersten Blick. Ach! Bassompierre,lieber Bassompierre! dachte ich, du trickst, damit ich gewinne!
»Philippote!« sagte ich und stand auf, sowie Franz die Tür hinter ihr geschlossen hatte. »Philippote, meine Freundin, wie ist es dir ergangen, seit wir uns in Saint-André-des-Arts leider nur so kurz gesehen haben?«
»Ich bitte tausendmal um Vergebung, Herr Chevalier«, sagte das Mädchen mit einem sehr anmutigen Knicks, »ich bin nicht Philippote, ich bin ihre Schwester Louison.«
»Du bist nicht Philippote?« sagte ich und glaubte meinen Ohren und Augen nicht.
»Nein, Monsieur. Sicher sehe ich ihr sehr ähnlich, aber ich habe keine zweifarbigen Augen. Meine sind blau.«
»Wahrhaftig, es stimmt!« sagte ich, nachdem ich sie von nahem betrachtet hatte. »Aber wenigstens schickt dich Monsieur de Bassompierre zu mir, nicht wahr, Louison?«
Sie machte große Augen.
»Nein, Monsieur«, sagte sie, »Monsieur de Bassompierre habe ich erst zweimal in meinem Leben gesehen, als er bei dem Herrn Konnetabel gespeist hat, weil ich derzeit bei der Frau Herzogin von Angoulême in Stellung war, aber ich habe noch nie mit ihm gesprochen.«
»Und wer schickt dich dann zu mir?«
»Aber Philippote, Monsieur, Euch zu dienen.«
»Meine Freundin, wo willst du Philippote denn gesehen haben, wenn nicht bei Monsieur de Bassompierre?«
»Dort war sie nicht mehr, als ich sie traf, Monsieur, sie war am Hof in Fontainebleau, bei der Frau Prinzessin von Condé, die sie wieder eingestellt hat.«
»Wie! Obwohl der Herr Gemahl sie entlassen hatte?«
»Die Frau Prinzessin hat dem Herrn Prinzen gedroht, sie springe aus dem Fenster, wenn sie ihre Zofe nicht wiederbekäme, und er hat nachgegeben.«
»Wäre sie gesprungen?«
»Nein, Monsieur. Aber der Herr Prinz glaubte es, er kennt doch Frauen nicht.«
Dies wurde mit einem kleinen Blitzen in den blauen Augen gesagt, das mir deutlich machte, daß es dem Schwälbchen nicht an Finesse fehlte.
»Und du, Louison, was hattest du in Fontainebleau vor?«
»Philippote um Hilfe zu bitten, weil die Frau Herzogin von Angoulême mich entlassen hat.«
»Was für eine Missetat hast du denn begangen?«
»Mit Verlaub, Monsieur«, sagte Louison munter, »von meiner Missetat kann nicht die Rede sein. Bei der Frau Herzogin von Angoulême bekam jeder mehr
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