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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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angeblich der Prinzessin von Condé ähnlich sehe, denn deshalb stellt mir seit einem Monat der König nach! Aber in einer Weise, die mit seiner Bewunderung für
Astrée
wahrlich nichts zu tun hat. Als ich mir keinen anderen Rat mehr wußte, warf ich mich der Königin zu Füßen und habe ihr alles gesagt. Wie hätte ich mich sonst gegen so soldatische Angriffe auf meine Tugend wehren sollen? Die Königin war sehr gütig. Sie hob mich auf, küßte mich und versprach mir eine Mitgift, wenn ich mich einmal vermähle. Aber ihr Spruch ist unwiderruflich: morgen muß ich die Heimreise ins Périgord antreten zu meinen Eltern. Ich liebe sie wirklich sehr, aber, mein lieber Cousin, nach dem Gepränge des Hofes und nach dem schönen Paris werde ich mir doch wie in einer Wüste vorkommen! Wer, ich bitte Euch, wird mich denn in so weiter Ferne noch besuchen?«
    »Ich werde Euch besuchen, Cousinchen! Ich verbringe den Sommer immer in Mespech. Und Mespech ist nicht weit von Castelnau. In wenigen Stunden zu Pferde kann ich bei Euch sein!«
    Sie fiel mir um den Hals und küßte mich auf beide Wangen, dann aber errötete sie und entschuldigte sich für ihr Ungestüm.
    »Chevalier«, fragte sie glücklich aufgeregt, »ist das wahr? Ist das wirklich wahr? Ihr wollt mich besuchen kommen? Schwört Ihr mir das?«
    »Versprochen ist versprochen!« sagte ich und hob zum Eide die Hand.
    Als ich meinem Vater abends von dieser Begegnung erzählte, verdüsterte er sich.
    »Ihr solltet bei Mademoiselle de Fonlebon nicht so weit vorpreschen. Ihre Familie trägt die Nase hoch, und wenn Ihr Euch nach Euren Avancen zurückziehen wolltet, könnten ihre Eltern es sehr übelnehmen.«
    »Aber ich fand sie so reizend und so ursprünglich, als sie mir aus ihrem Schrecken um den Hals fiel.«
    »Ursprünglich? Solche Regungen sind bei Jungfern auch immer ein wenig Berechnung, nur erfolgt die Berechnung so geschwinde, daß die Regung ganz nach Ursprünglichkeit aussieht.«
    »Komisch!« sagte La Surie, »da verfällt der König auf eine bloße Ähnlichkeit hin plötzlich in eine neue Leidenschaft!«
    »Komisch kann ich das nicht finden«, sagte mein Vater. »Mir flößt es eher Mitleid ein, wie dieser sechzigjährige Liebhaber sich aus Verzweiflung auf ein Ebenbild stürzt und eine glatte Abfuhr erhält.«
    Wie ich schon sagte, ging mein Vater nicht oft in den Louvre, trotzdem war er stets über alles Neue dort auf dem laufenden, und so teilte er La Surie eines Tages mit, daß der Hauptmann de La Force, ein Hugenotte und langjähriger Diener Henris, seinen Sohn, Monsieur de Castelnau, soeben zum Leutnant der Gardekompanie ernannt hatte, die er befehligte. Wie mein Vater es wohl erwartet hatte, spitzte ich bei dem Namen Castelnau sofort das Ohr und fragte, ob es ein Castelnau aus dem Périgord sei?
    »Gewiß«, sagte mein Vater.
    »Ist es etwa auch ein Caumont?«
    »So wie sein Vater, Monsieur de La Force.«
    »Dann wären wir also Verwandte?«
    »Wir sind in der Tat Vettern«, sagte mein Vater mit einem Blick zu La Surie.
    »Und wie ist dieser junge Castelnau?«
    »So alt wie Ihr, und er hat auch ungefähr Eure Statur, nur sind seine Augen schwarz, und seine Haut ist braun. Ihr könnt ihn am Tor zum Louvre sehen, denn dort wird er als Gardeleutnant jetzt oft für seinen Vater Dienst tun.«
    »Verbringt er den Sommer in Castelnau?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte mein Vater lächelnd. »Vielleicht fragt Ihr ihn selbst, wenn Ihr Euch dort meldet? Er soll ja, wie ich hörte, ein liebenswürdiger junger Mann sein.«
    »Ist er auch Hugenotte?«
    »Gewiß, so wie sein Vater. Monsier de La Force entkam der Bartholomäusnacht nur wie durch ein Wunder. Er war noch blutjung, als sein Vater und sein Bruder damals am 24. August von guten Christen niedergemetzelt wurden.«
    Als mein Vater einige Tage darauf in den Louvre gerufen wurde, bat ich, ihn begleiten zu dürfen, was ihn nur deshalb verwunderte, weil er zur Zeit meiner Siesta dorthin mußte und ich diese also zu opfern bereit war. Doch ohne ein Wort oder ein Lächeln willigte er ein.
    Und ich hatte Glück, denn am Tor zum Louvre sagte mein Vater: »Wie ich sehe, hat Monsieur de Castelnau gerade Dienst. Am besten, ich stelle Euch gleich einander vor.«
    Beim ersten Hinsehen beneidete ich Monsieur de Castelnau ein wenig um sein blaues Leutnantskleid mit den roten Tressen. Es hätte mir, dachte ich, bestimmt ebenso gut gestanden wie ihm. Doch verging diese Regung so schnell, wie sie gekommen war, denn ich wußte,

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