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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ich nicht!‹«
    »Und was sagte Eure Patin?«
    »Sie tröstete ihren großen Säugling, und als sie sein schönes Gesicht ganz verweint sah, schickte sie ihn erst einmal in ihr Zimmer, damit er Wasser hole und sich frisch mache. Dann hieß sie Monsieur de Réchignevoisin dem König ausrichten, sie flehe ihn an, zu ihr in die alte Kemenate zu kommen. Réchignevoisin aber, der ja alles sah, war es nun nicht entgangen, daß der König bei seinem Geschäft in der ›Kammer der Bequemlichkeiten‹ war, wo auch ich mich befand, da ich gewissermaßen aus den gleichen Gründen dorthin eilte, kaum daß der Passe-pied zu Ende war. Als ich eintrat, sah ich den König auf dem einzigen Thron sitzen, der allen Menschen gemein ist. Und allem Anschein nach fühlte er sich sehr wohl, da er sich seiner üblen Säfte bereits entledigt hatte. Er schwatzte vergnügt mit drei seiner alten Gefährten, Roquelaure, Vitry und Dummenfürst.«
    »Dummenfürst?«
    »Angoulevent, ein Edelmann, den der König so nannte und der eine Pension dafür bezog, daß er ihn mit seinen altbackenen Witzen erheiterte.«
    »Den Hauptmann de Vitry kenne ich schon. Sie zeigten ihn mir im Gespräch mit Concino Concini, aber Roquelaure? Wer war das?«
    »Oh, Roquelaure! Er war ein Getreuer unter den Getreuen. Obwohl guter Katholik, hatte er mit Henri schon gekämpft, als der noch Hugenotte war. Gewiß ein guter Soldat, und wenn man nur seine dicke, vom Wein gerötete Rübe sah, spürte man, er war wie ein unangenagter Ecu. Bei seinem Einzug in das befreite Paris machte ihn Henri zu seinem Oberkämmerer.«
    »Eine magere Ehre.«
    »Eine riesige Ehre, Madame! Und eine höchst einträgliche dazu, auf Grund der liebreichen Beziehungen, die er zu Tuchmachern, Schuhmachern, Hutmachern und den Schneidern der Hauptstadt unterhielt.«
    »Wie? Man schmierte dem Oberkämmerer die Pranke?«
    »Selbstverständlich, und Roquelaure stand sich dabei glänzend, zumal er so gutmütig war, einen kleinen Teil dieser Schmiergelder zu verlieren, wenn er mit dem König Karten spielte.«
    »Anscheinend gewann der König oft im Spiel. Was machte er mit dem ganzen Geld?«
    »Ein Teil ging an die Favoritinnen, einen anderen steckte er in die geheimen Missionen, die er als ›auswärtige Affären des Reiches‹ bezeichnete.«
    »Dafür hätte er doch Gelder von Sully fordern können.«
    »Er hielt diese Missionen vor allen geheim, sogar vor Sully.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das sage ich im Fortgang meiner Memoiren.«
    »Wie sind Sie plötzlich verschlossen und zugenäht, mein Freund! Zurück zu unserer Rede. Was war mit jenem Gespräch des Königs und Madame de Guises in der alten Kemenate?«
    »Es war höchst pathetisch. Madame de Guise warf sich dem König weinend zu Füßen und schrie: ›Ach, Sire! Verbannt meinen Sohn nicht! Das wird er nicht überleben! Tötet lieber mich!‹«
    »War das nicht ein bißchen theatralisch?«
    »Meine liebe Patin neigte zu Übertreibungen. Sie mögen es beobachtet haben.«
    »Was tat der König?«
    »Er lachte aus vollem Halse. ›Madame‹, sagte er, ›ich habe noch nie eine Frau getötet und wüßte auch nicht, wie ich das anfangen sollte!‹«
    »Wie nett. Und als der König ermordet wurde und die Moret geschieden war, hielt Joinville da sein Eheversprechen?«
    »So wenig wie Bassompierre dasjenige hielt, das er der Schwester der Verneuil gegeben hatte.«
    »Aber ihre Ehre als Edelleute hätte sie doch dazu verpflichtet.«
    »Sie wären höchst erstaunt gewesen, Madame, hätten Sie ihnen in dieser Hinsicht von Ehre gesprochen. In jenem barbarischen Jahrhundert waren alle Kriegslisten erlaubt, um den Widerstand einer Dame zu brechen, einschließlich des Sturmangriffs. Wissen Sie, wie es der Marquis de Braignes anstellte, um bei Mademoiselle de Sennecterre ans Ziel zu gelangen, einer reifen Schönheit, deren herbstlichen Garten er vergeblich begehrte? Er schlich sich bei Nacht ins Hôtel de Nemours, erbrach die Tür der Schlafkammer, und ohne ein Wort vergewaltigte er die Schöne. Tags darauf rühmte er sich dessen urbi et orbi.«
    »Entsetzlicher Mensch! Und die Moret, blieb sie nach der Ehetrennung allein?«
    »Nur kurze Zeit. Sie heiratete Roquelaure.«
    »Roquelaure? Den Oberkämmerer?«
    »Sein Amt entfiel mit dem Tod des Königs, aber die Königin, nunmehr Regentin geworden, machte ihn zum Marschall von Frankreich, um sich seiner Treue zu versichern.«
    »Und war er ihr treu?«
    »Gewiß.«
    »Und war er es seiner Frau?«
    »Ich glaube. Die

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