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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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gerunzelten Brauen den bisherigen Kassenstand durchzählende Flusenkopf automatisch.
    »Also noch mal«, sagte Schisser, links von Hoho, zu dem Dicken, der ihm gerade eine Bestellung hingenuschelt hatte. Genuschelt deshalb, damit nicht der halbe Laden rüberschielte und dachte: Kuck nur, wie sich der Dicke wieder voll stopft. »Das wären jetzt drei McBurger, vier Frank - MacFurter und zwei ErdbeerMacSofties und eine große McCola mit Eis?«
    Von der Durchreiche des McIn-Drive kam die genervte Stimme eines Taxifahrers, wo denn sein Kaffee bleibe. D.O. schulterte einen Techniker beiseite und gab der streikenden Kaffeemaschine eins mit der Faust, woraufhin sie zumindest schon mal ein gurgelndes Spotzen von sich gab.
    »Kaffee kommt gleich«, brüllte er.
    »Und das heißt >McCoffee kommt gleich<, Jürgen. Ist das so schwer?«
    »Dat Schokozeugs is leider nachem Zehnten alle gegangen«, erklärte Hoho.
    »Mehr als zehn ChocoMacSlurpy-Shakies sind im Moment leider nicht verfügbar«, korrigierte Flusenkopf und ging weiter zur nächsten Kasse.
    »Nein«, raunte der Dicke, »nein, nein, nein«, und schüttelte ungeduldig den Kopf dazu, »das waren vier Frank-MacFurter und drei McMacBurger, also die doppelten. Verstehen Sie? Nicht McBurger, sondern McMacBurger. Die großen. Jesus, kennen Sie Ihre eigene Speisekarte nicht? Oder haben Sie was an den Ohren?«
    »Ich hatte gesagt, ohne Tomate«, rief Pit Bull in die Küche hinein und knallte wütend ein Tablett voll reklamierter McBurger auf die Theke. »Sieben der Kinder mögen keine Tomate und neun mögen keinen Senf. Außerdem wollen sie wissen, wo ihre elf ChocoMacSlurpy-Shakies bleiben.«
    »Da haben Sie es!«, heulte die Mutter. »Wollen Sie vielleicht, dass ich mit zehn ChocoMacSlurpy-Shakies plus einem einzigen VanilleMacSlurpie-Shakie nach oben gehe und bei einem dieser armen Würmchen ein Desintegrations-Trauma auslöse?«
    Ich konnte sehen, dass die dauernde Wiederholung der blödsinnigen Namen plus die Stimmlage der Dame Hoho allmählich an die Substanz gingen. Selbst ihm, sollte ich sagen. Mich machten sie schon seit geraumer Zeit kirre.
    »Aber die zwei ErdbeerMacSofties sind korrekt?«, wollte Schisser wissen.
    »Wo bleibt mein Kaffee?«, schrie der Taxifahrer und begleitete sich selbst auf der Hupe dabei.
    »Wir könnten aus jedem der zehn Becher ein bisschen was in einen elften kippen«, schlug Hoho vor. »Dann hätten wir elf. Und keiner von Ihren Würmern krichten Trauma.«
    Und jetzt gib Ruhe, las ich aus seinem Blick. Oder du kriegst gleich ein Trauma.
    »Wo bleibt mein verdammter Kaffee?!«, brüllte der Taxifahrer und verlängerte die Intervalle seines begleitenden Hupens, sehr unangenehm bei dem widerwärtigen Schrillen, das Mercedes-Benz-Hörner so produzieren. Dieses eingebaute Organ hysterischer Rechthaberei. Dieser akustische Wurmfortsatz des Sterns auf der Haube.
    »Zwei ErdbeerMacSofties«, bestätigte der Dicke. »Aber die McCola ohne Eis. Und wissen Sie was? Machen Sie doch drei FrankMacFurter. Oder nein, doch nicht.«
    »Habe ich recht gehört«, blaffte die Mutter, in höchsten Tönen das Hupen überschreiend, »Sie wollen die Geburtstagsgetränke meines Sohnes Lukas-Daniel panschen?«
    Draußen vor dem Eingang hielt ein Reisebus.
    »Und nach ihren McFrenchFries haben sie mich auch schon achtmal gefragt«, schrie Pit Bull in die Küche. »Mindestens!«
    »Kaffee kommt gleich«, brüllte D.O., dem es nach wiederholtem Draufschlagen mit der Faust gelungen war, dem Apparat eine fadendünnen, bräunlichen Strahl zu entlocken.
    »Sie möchten wohl, dass man sich anschließend überall erzählt, auf der Geburtstagsparty meines Sohnes hätte es nur gepanschte und bestenfalls halb volle ChocoMacSlurpy-Shakies gegeben?«
    Geschäftsführer Flusenkopf wieselte geschäftig hinter der Theke hervor und eilte dem Fahrer des Reisebusses entgegen, der ausgestiegen war und mit einem Falk-Plan kämpfte. Ich las nur >Feyenoord Rotterdam< auf einem Schild hinter einer der Scheiben des Busses und eilte hinterher.
    Noch im Rausgehen hörte ich, dass der Taxifahrer auf Dauerhupen umgestellt hatte, trotzdem aber noch von der Mutter übertönt wurde. Dann schloss sich die Türe hinter mir, und meine Zähne stellten erleichtert das knirschende Mahlen ein.
    Verfahren, das hatte er sich, der Busfahrer. Hatte im Duisburger Spaghetti-Knoten die Orientierung verloren, und hier war er nun, in Mülheim-Saarn anstelle von Dortmund-Westfalenhalle, wo er hingewollt hatte. Ich

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