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Der Wind bringt den Tod

Der Wind bringt den Tod

Titel: Der Wind bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Wenigstens behaupten das ihre Eltern. Und für den Fernen Osten bin ich noch viel weniger zuständig als für Hamburg.«
    »So schnell geht das hier?« Hoogens schürzte in gespielter Verblüffung die Lippen. »Aus den Augen, aus dem Sinn?«
    »Mir war nicht klar, dass Kirsten etwas mit Ihrem Fall zu tun hat«, sprang Ute Mangels zur Seite. »Sonst hätte ich selbstverständlich etwas über sie gesagt, auch wenn es da nun wirklich nicht viel zu sagen gibt. Es ist ein trauriges Thema für die Leute hier, das ich nicht gerne anschneide.«
    »Hm.« Hoogens rieb sich nachdenklich die lange Nase. »Dann sind Sie damals also bei Kirstens Verschwinden nicht enger zusammengerückt? Komisch. Bei dem Feuer auf dem Hof der Nissens war das doch noch anders. Da waren Sie auf den festen Zusammenhalt Ihrer Gemeinde noch ganz stolz, Frau Pastorin.«
    Mangels steckte die Hände in die Jackentaschen, damit der Kommissar nicht bemerkte, wie sehr sie ihm mit einem Mal zu zittern begannen. Verfluchte Scheiße! Was hatte Ute nur angerichtet? Diese widerliche Schlange! Sie war dazu bereit, ihn ans Messer zu liefern. Aber was versprach sie sich davon?
    »Mir ist übrigens auch etwas nicht klar«, fuhr Hoogens fort. »Nämlich, warum Sie diesen Brand überhaupt erwähnt haben. Wenn ich ein misstrauischer Mensch wäre, könnte ich ja fast meinen, Sie wollten mich auf eine falsche Spur locken.«
    »Das ist eine unverschämte Unterstellung.« Ute sah aus, als würde sie jeden Augenblick die Tür zuschlagen. »Ich verbitte mir das.«
    »Was glauben Sie, warum mir die Frau Pastorin das erzählt hat?«, wandte sich Hoogens an Mangels. »Sie waren doch bei den Löscharbeiten dabei, oder? Gibt es da etwas, was ich wissen sollte? Etwas, das mir hilft, einen Mörder zu fangen?«
    Mangels kochte vor Wut. Ob er wollte oder nicht, er musste Ute decken, wenn er nicht selbst in die Bredouille kommen wollte. »Ich war damals der Zugführer unserer Freiwilligen Feuerwehr.« Er ballte die Fäuste. »Sie müssen verstehen, dass dieses Unglück das Schlimmste war, was unser Dorf in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Ich bin mir sicher, die Frau Pastorin hat nur davon geredet, um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln, was für eine furchtbare Stimmung damals bei uns geherrscht hat. Eine Stimmung wie heute. Schock, Unglaube, Fassungslosigkeit. Aber wir Odisworther sind zäh, und wir stehen zueinander. Wir werden mit allem fertig. Ob mit Bränden oder Morden. Das wolltest du doch sagen, Ute. Oder?«
    Ute nickte und wagte sich einen Schritt aus der Tür heraus. »Es tut mir leid, wenn das bei Ihnen irgendwie anders angekommen ist, Herr Hoogens.«
    Hoogens achtete nicht weiter auf die halbherzige Entschuldigung. Stattdessen fragte er Mangels: »War es schwierig, die Leichen der Nissens zu bergen? Unter dem ganzen Gebälk und Schutt –«
    »Nein«, antwortete Mangels. Er sagte die Wahrheit, und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – hatte er dabei das Gefühl, einen schweren Fehler zu begehen. »Warum?«
    »Auf einer der Aufnahmen von der Brandstelle sahen die Beine von Klaas Nissen aus wie gebrochen«, erläuterte Hoogens wie beiläufig.
    Mangels tat das, was ihm manchmal auch bei schwierigen Sitzungen im Gemeinderat aus der Klemme half: Er flüchtete sich in eine Aussage, in der das Tatsächliche mit dem Möglichen verschmolz. »Wir mussten die Schlafzimmertür, hinter der die Nissens lagen, mit den Äxten aufbrechen. Wir konnten nicht wissen, wie nah die Leichen an der Tür waren. Ich …« Wieder hörte Mangels das schreckliche Geräusch, wie Jette Nissens verbrannte Hand unter seiner Stiefelsohle zermalmt worden war. »Ich bin auf die Leichen getreten und ins Stolpern geraten. Es kann schon sein, dass ich auf Klaas’ Beinen gelandet bin und sie gebrochen habe.« Er zwang sich, Hoogens’ forschendem Blick standzuhalten. »Es … es war eine grausame Situation. Wir standen alle noch unter Schock.«
    »Aha.« Hoogens nickte bedächtig. »Verstehe. Gut, dann wäre das ja geklärt.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Ich müsste dann auch demnächst weiter. Sind Sie sicher, dass Sie nicht noch etwas vergessen haben, das mich interessieren könnte? Noch ein paar verschwundene blonde Frauen vielleicht?«
    Mangels und die Pastorin schwiegen.
    »Nicht? Na dann …« Hoogens wandte sich zum Gehen. Nach drei Schritten drehte er sich noch einmal um. »Ach ja, Frau Jannsen. Ich hatte eben eine kleine Unterhaltung mit Marko Assmuth.«
    Mangels sah, wie Utes

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