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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Akkila übernommen, doch Jiris Beschwerde war als so unbedeutend eingestuft worden, dass interne Ermittlungen ausreichten. Anne Merivaara hatte mich am Montag angerufen, als wäre ich ihre persönliche Vertrauenspolizistin.
    Diese Konstellation gefiel mir nicht. Die Schutzpolizei hatte Jiri im Anschluss an seine Festnahme vernommen und noch am selben Abend auf freien Fuß gesetzt. Sein Vater hatte versucht, ihn von der Beschwerde gegen Akkila abzubringen, er fand, als Sohn eines Unternehmers hätte Jiri wissen müssen, dass es grundsätzlich falsch war, jemanden an der Ausübung seiner Geschäftstätigkeit zu hindern oder Widerstand gegen die Staatsgewalt zu leisten.
    »Juha meint, Jiri müsste an einem ganz anderen Ende ansetzen, um die Hamburgerkultur zu verändern. Er sollte bei McDonald’s einen Job annehmen und versuchen, in eine führende Position aufzusteigen, um von dort aus auf die Geschäftsstrategie des Unternehmens einzuwirken. Natürlich würde das Jahre dauern, aber nach Juhas Meinung ist die Veränderung der Strukturen von innen heraus der einzige Weg, die Welt zu verbessern. Er selbst hat es genauso gemacht.«
    Obwohl ich Besseres zu tun gehabt hätte, als mir die ideologischen Auseinandersetzungen der Familie Merivaara anzuhören, hatte ich mit Anne und Jiri einen Termin für den Dienstagnach-mittag vereinbart. Anne machte sich Sorgen um den Ruf der Merivaara AG. Trotz der umweltfreundlichen Bootslacke würde das Unternehmen bei naturliebenden Sonntagsseglern womöglich auf Ablehnung stoßen, wenn bekannt wurde, dass einer der Firmenerben ein angehender Ökoterrorist war.
    Ich hatte beschlossen, die Voruntersuchung selbst zu übernehmen. Wang saß als Zeugin mit mir im Vernehmungsraum zwei. »Von meiner Seite aus können wir die Vernehmung beenden«, sagte ich, nachdem wir ausgiebig darüber geredet hatten, ob Jiri oder Akkila als Erster zugeschlagen hatte. Die beiden beschuldigten sich gegenseitig, und ich wusste nicht, wem ich glauben sollte. Es war Jiri durchaus zuzutrauen, dass er einen Polizisten attackierte, um vor seinen Freunden als Held dazustehen.
    »In ein paar Tagen schicke ich dir das Protokoll der Voruntersuchung, du musst es unterschreiben, und dann geht es an den Staatsanwalt.«
    »Willst du mir weismachen, ihr hättet keinen Einfluss darauf, ob dieses brutale Schwein angeklagt wird? Haha! Man weiß doch, wie ihr Bullen zusammenhaltet! Du bist auch nicht besser, du verdammte Leberpastetenfresserin!«, zeterte Jiri.
    Über das eigenwillige Schimpfwort musste ich unwillkürlich lachen. Da Jiri noch zur Toilette wollte, blieb ich mit Anne Merivaara allein auf dem Korridor.
    »Wenn ich nur wüsste, wie der Junge zur Vernunft zu bringen ist. Riikka und ich haben es vergeblich versucht. Zu seinem Vater hat er gar keinen Draht mehr, und Tapsa beschimpft er als Opernclown. Mikke ist der Einzige, von dem er sich vielleicht noch etwas sagen ließe, aber der segelt gerade vor Dagö.«
    »Ist Mikael Sjöberg mit euch verwandt?«
    »Er ist Juhas Halbbruder, trägt aber den Familiennamen seiner Mutter.«
    In dem Moment stolzierte Jiri wortlos an uns vorbei. Anne Merivaara verabschiedete sich hastig und lief ihm nach. Ich stellte in aller Eile das Protokoll der Voruntersuchung zusammen und hoffte, von nun an nichts mehr mit der Familie Merivaara zu tun zu haben.
    Gegen Akkila wurde keine Anklage erhoben. Jiri Merivaara erhielt eine Geldstrafe von 700 Finnmark wegen tätlichen Widerstands gegen einen Polizeibeamten, das Mädchen, das den Stein geworfen hatte, wurde zu insgesamt 10000 Finnmark Geldstrafe und Schadenersatz verurteilt, weigerte sich jedoch zu zahlen.
    Der Herbst senkte sich über Espoo wie ein muffiger Vorhang.
    Allmählich fand ich mich wieder in die Alltagsroutine ein und lernte meine neuen Kollegen im Dezernat, Anu Wang und Petri Puustjärvi, kennen. Puustjärvi war aus Kirckonummi zu uns gestoßen, ein stämmiger, blonder Vierzigjähriger mit den Hobbys Go und Fliegenfischen. Allmählich gewöhnte ich mich auch daran, zu organisieren und Aufgaben zu verteilen. Es gelang mir sogar, die Dauer der Führungsbesprechungen um ein Drittel zu verkürzen, indem ich die anderen Dezernatsleiter bei ihren Jagdgeschichten ungeniert unterbrach und sie bat, zur Sache zu kommen.
    Was ich vermisste, war die tägliche Zusammenarbeit mit Taskinen. Wir gewöhnten uns an, montags und freitags gemeinsam zu essen, und schon Ende September kursierten im Präsidium Gerüchte, deren Urheber leicht zu

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