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Der Windsänger

Titel: Der Windsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Nicholson
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Fischen? Und glotz mich nicht so an, Kind!« Er wurde wieder ungeduldig. »Ich dachte, das hätten wir schon geklärt.« 
    »Warum hat sie dann noch nie jemand zurückgeholt?« 
    »Warum? Glaubst du, das ist so einfach?« Doch er verbesserte sich hastig: »Na ja, ich will damit nicht sagen, dass es unbedingt schwierig werden muss. Und natürlich muss es jemand tun. Aber weißt du, lange Zeit schien einfach alles in bester Ordnung zu sein. Die Saren waren verschwunden und der Wandel vollzog sich so allmählich, dass es niemand so richtig mitbekam. Erst meinem Großvater wurde klar, dass das Ganze ein furchtbarer Fehler gewesen war. Und da war er schon sehr alt. Also gab er die Karte meinem Vater. Doch mein Vater wurde krank. Vor seinem Tod gab er mir die Karte, aber da war ich noch ganz klein. Und jetzt bist du gekommen und ich gebe dir die Karte. Ganz einfach.« 
    Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und schloss all die kleinen Schubladen, die er geöffnet hatte: klack, klack, klack. 
    »Aber jetzt sind Sie doch nicht mehr klein«, sagte Kestrel. 
    »Natürlich bin ich jetzt nicht mehr klein.« 
    »Warum können Sie dann nicht gehen?« 
    »Weil ich nicht kann, basta. Du musst es machen.« 
    »Tut mir Leid«, entgegnete Kestrel. »Das Ganze ist ein Missverständnis. Ich bin niemand Besonderes.« 
    Der Kaiser schaute sie vorwurfsvoll an. »Wenn du niemand Besonderes bist, wieso hast du dann als Einzige hierher gefunden?« 
    »Ich bin weggelaufen.« 
    »Vor wem?« 
    »Vor den Prüfern.« 
    »Ha! Siehst du! Das ist etwas sehr Ungewöhnliches in Aramanth. Niemand läuft vor den Prüfern weg. Also musst du doch jemand Besonderes sein.« 
    »Ich hasse einfach nur Prüfer, ich hasse die Schule und ich hasse Prüfungen.« Sie war den Tränen nahe. 
    »Na«, sagte der Kaiser, »das beweist, dass du genau die richtige Person bist. Wenn du die Stimme erst mal hast und in den Windsänger zurücksteckst, wird es nie wieder Prüfungen geben.« 
    »Nie wieder Prüfungen?« 
    »Deshalb musst du es machen, verstehst du?« 
    »Sie sollten gehen, wenn Sie der Kaiser sind.« Er schaute sie traurig an. »Ich würde ja gehen«, antwortete er. »Wirklich. Es gibt da nur ein Problem.« Er ging von einer Tür zur anderen und öffnete sie alle. Hinter drei Türen befanden sich Treppenabsätze, von denen Stufen nach unten führten. 
    »Manchmal denke ich daran zu gehen«, fuhr er fort. »Ich könnte mir zum Beispiel diese Tür da aussuchen und mich einfach auf den Weg machen.« Er ging ein paar Schritte auf die Tür zu und blieb dann stehen. »Nur noch ein Schokoladenbonbon, bevor ich gehe.« Er kehrte zur Glasschale in der Mitte des Zimmers zurück. »Nehmen Sie doch eine Hand voll mit«, schlug Kestrel vor. »Dann brauchen Sie nicht zurückzukommen.« 
    »Das hört sich so leicht an«, seufzte der Kaiser. Doch er befolgte ihren Rat und nahm eine Hand voll Schokoladenbonbons aus der Schale. Dann näherte er sich wieder der Tür und aß die Bonbons beim Gehen. Auf der Schwelle blieb er erneut stehen. »Was mache ich, wenn sie alle sind?« Er begann die Schokoladenbonbons in seiner Hand zu zählen. »Eins, zwei, drei…« 
    »Nehmen Sie die ganze Schale mit«, riet ihm Kestrel. 
    Also kehrte er zum Tisch zurück und nahm die Schale mit. Doch kurz vor der Tür blieb er wieder stehen. »Es sieht nach ziemlich viel aus«, stellte er fest, »aber irgendwann werde ich alle aufgegessen haben.« 
    »Das werden Sie sowieso.« 
    »Ja, aber genau das ist es ja. Die Schale wird jeden Tag aufgefüllt. Aber wie sollen sie die Schale auffüllen, wenn ich sie mitnehme?« Er ging zum Tisch zurück und setzte die Glasschüssel darauf ab. »Am besten lasse ich sie hier.« 
    Kestrel blickte ihn ungläubig an. »Warum essen Sie so gern Schokoladenbonbons?« 
    »Ach, ich kann eigentlich nicht sagen, dass ich sie besonders gern esse. Sie scheinen mir nur irgendwie notwendig.« 
    »Notwendig?« 
    »Müssen wir unbedingt darüber reden? Es ist schwer zu erklären. Ich muss sie haben, auch wenn ich sie nicht esse. Um die Wahrheit zu sagen, manchmal esse ich tagelang kein einziges.« 
    »Sie haben pausenlos davon gegessen.« 
    »Nur weil ich nervös bin. Ich bekomme nicht oft Besuch. Eigentlich nie.« 
    »Wie lange leben Sie schon so?« 
    »Oh, mein ganzes Leben.« 
    »Ihr ganzes Leben? Sie haben Ihr ganzes Leben in diesem Zimmer verbracht?« 
    »Ja.« 
    »Aber das ist ja furchtbar stumpfsinnig!« 
    »Ich weiß.« Plötzlich hob er

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