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Der Windsänger

Titel: Der Windsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Nicholson
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untersuchten das Gefährt, um den Schaden festzustellen. »Ist die Korvette zerstört?« 
    »Ja, Sir.« 
    »Sperrt sie ein! Dafür werden sie hängen!« 
    Damit schritt er davon, gefolgt von einem Trupp Untergebener. Bowman, Kestrel und Mumpo wurden in einen Käfig am Rand des Decks gestoßen. Ihre Wächter kamen zu ihnen in den Käfig und riefen: »Runter! Ganz nach unten!« Daraufhin wurde der Käfig in einem Schacht bis zur untersten Etage hinuntergelassen, während die Wächter die Kinder voller Hass und offener Verachtung anstarrten. 
    Schließlich kam der Käfig mit einem Ruck zum Stehen und die Kinder wurden durch einen dunklen Gang zu einer verschlossenen Tür geführt. Mit einem unsanften Stoß landeten sie in einem kleinen Raum, der offensichtlich eine Gefängniszelle war. Die Tür fiel hinter ihnen zu und sie hörten, wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. 
    Die Zelle war leer – es gab nicht einmal eine Bank, auf die sie sich hätten setzen können. Ein Fenster ging auf einen Exerzierplatz hinaus. Als die Kinder sich umsahen und versuchten sich über ihre neue Situation klar zu werden, hörten sie laute rhythmische Schritte. Durch das Fenster beobachteten sie, wie sich eine Truppe bärtiger Männer in wallenden Gewändern auf dem Platz aufstellte. Ihr Anführer brüllte einen Befehl, woraufhin alle lange Schwerter zogen und sie vor sich ausstreckten. 
    »Tötet die Chaka-Spione!«, schrie der Anführer. 
    »Tötet die Chaka-Spione!«, wiederholten seine Männer. 
    Eine Folge grimmiger Rufe und Gebärden schlossen sich an, die wie eine Art Kriegstanz wirkten. Der Anführer rief mit kräftiger Stimme »Baraka!« und die Soldaten schwangen ihre Schwerter durch die Luft und antworteten aus vollem Halse »Raka ka ka ka!« und »Tötet die Chaka-Spione!«. Dies wurde viele Male wiederholt, immer lauter und grimmiger, bis die Männer mit wutentbrannten roten Gesichtern aufstampften und bereit waren, alles und jeden zu bekämpfen. 
    Kestrel und Bowman sahen mit wachsender Bestürzung zu, doch Mumpo verfolgte diesen Kriegstanz voller Bewunderung. Am meisten war er vom Haar der Männer beeindruckt. 
    »Seht ihr, wie sie das machen?«, fragte er und befingerte sein eigenes strähniges Haar. »Sie flechten rote und blaue Fäden in jeden Zopf. Und grüne und gelbe. Und bunte.« 
    »Sei still, Mumpo.« 
    Das Schloss rasselte und die Tür wurde geöffnet. Ein Mann trat ein, der genau wie die anderen draußen aussah, nur war er älter und etwas stämmiger. Er atmete schwer und trug ein Tablett mit Essen. 
    »Ich weiß zwar nicht, wozu das gut sein soll«, sagte er und setzte das Tablett auf dem Fußboden ab. »Wo ihr doch sowieso gehängt werdet. Aber es soll sein, wie es der Morah will.« 
    »Der Morah!«, rief Kestrel aus. »Sie kennen den Morah?« 
    »Warum denn nicht?«, gab der Wächter zurück. »Der Morah wacht über uns alle. Auch über mich.« 
    »Um Sie zu beschützen?« 
    »Beschützen!« Darüber musste er lachen. »O ja, und wie er mich beschützt. Mit Stürmen und Krankheiten und guten Milchkühen, die grundlos sterben. So beschützt mich der Morah. Aber wartet nur ab. Jetzt steht ihr hier noch gesund und munter, aber morgen werdet ihr gehängt. O ja, der Morah wacht über jeden Einzelnen von uns.« 
    Auf dem Tablett war Brot, Käse und Milch. Mumpo setzte sich und begann sofort zu essen. Nach kurzem Zögern folgten die Zwillinge seinem Beispiel, sie aßen jedoch langsamer. Ihr Wächter blieb an der Tür stehen und beobachtete sie misstrauisch. 
    »Für Spione seid ihr ziemlich klein«, stellte er fest. 
    »Wir sind keine Spione«, entgegnete Kestrel. 
    »Ihr seid doch Chaka-Pack, oder nicht?« 
    »Nein, sind wir nicht.« 
    »Wollt ihr mir weismachen, dass ihr Barakas seid?« 
    »Nein…« 
    »Wenn ihr keine Barakas seid, dann seid ihr Chakas«, erklärte der Wächter entschieden. »So einfach ist das.« 
    Kestrel wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. 
    »Und Chakas töten wir«, fügte der Wächter hinzu. 
    »Ihr Haar gefällt mir«, sagte Mumpo, der inzwischen aufgegessen hatte. 
    »Wirklich?« Der Wächter war überrascht, aber offensichtlich auch erfreut. Er zupfte an seinen Zöpfen. »Ich probiere diese Woche Grün- und Blautöne aus.« 
    »Ist es schwierig?« 
    »Schwierig würde ich nicht sagen. Aber um die Zöpfe fest und trotzdem gleichmäßig hinzubekommen, braucht man schon ein bisschen Übung.« 
    »Sie sind bestimmt gut

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