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Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Titel: Der Winter tut den Fischen gut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Weidenholzer
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Maria, meine kleine Schwester hat ein Kind geboren. Nein, sagt Angelika, ich wusste gar nicht, dass sie schwanger ist. Habe ich das nicht erzählt, fragt Maria, sie denkt: Angelika hört nie zu. Aber Martha und Angelika schütteln ihre Köpfe, und Martha sagt, Tante Maria, ich gratuliere. Julia heißt sie, sagt Maria, sie ist noch sehr klein. Hast du sie schon gesehen, fragt Martha, nein, antwortet Maria, nein. Ich werde am Wochenende zu ihnen fahren. Maria, ich gratuliere dir, sagt Martha und legt ihre Arme um sie, das ist schön.
    Als Martha, Maria und Angelika an diesem Novembermittwochabend das
Bistro Brigitte
verlassen, sind sie ein wenig betrunkener als an herkömmlichen Mittwochen, aber es ist noch nicht spät. Beim Aufschließen der Haustür muss Maria den Schlüssel drei Mal ansetzen. Maria denkt, Herr Popovic sollte das Licht reparieren, morgen werde ich bei ihm klopfen. In der Wohnung geht sie, ohne die Schuhe auszuziehen, ins Schlafzimmer. Sie öffnet die oberste Schublade des Nachttischs und nimmt die Schachtel heraus. Abgelaufen, denkt Maria und trägt die Packung hinüber in die Küche, um sie in den Müll zu werfen. Sie überlegt zwischen Restmüll und Plastikmüll, entscheidet sich für den Plastikmüll, weil der Plastikmüll außerhalb des Hauses gesammelt und nicht von Herrn Popovic stichprobenartig überprüft wird. Dann geht Maria zurück ins Schlafzimmer, nimmt die neuen Präservative und legt sie in die Schachtel. Gründlichkeit ist die halbe Miete, sagt Herr Willert, und Maria denkt: Nicht schon wieder.

21 Am See
    Dein Rücken ist rot, sagt die Schwester, dreh dich um. Ich möchte nicht, sagt Maria, es ist angenehm, so zu liegen. Dein Rücken ist rot, sagt die Schwester, wir haben keine Sonnencreme eingepackt, dreh dich um, sonst verbrennt deine Haut. Maria setzt sich auf, sie sagt: Wenn ich auf dem Rücken liege, kann ich kein Kreuzworträtsel lösen. Es ist ungesund, auf dem Bauch zu liegen, du solltest das wissen, du mit deinen Bandscheiben, sagt die kleine Schwester und schraubt eine Wasserflasche auf. Was du alles weißt, sagt Maria, sie zieht die Träger ihres Badeanzugs über die Schultern, steht auf: Ich gehe schwimmen, kommst du mit. Der Badestrand ist an Ferientagen gut besucht. Maria und ihre Schwester haben einen Platz in der Mitte der Wiese gefunden, sie haben einen Sonnenschirm mitgebracht, unter dem die Schwester liegt, weil ihre Haut empfindlich ist. Nein, sagt die Schwester, ich lese noch eine Weile, geh du nur. Die Schwester wird den ganzen Nachmittag sagen, dass sie noch eine Weile liest, bis die Wiese sich leert, dann wird sie sagen: Jetzt ist es zu kalt, um in den See zu gehen. Es ist wegen der Fische, sagt Maria, wenn sie ihre Schwester ärgern möchte, du fürchtest dich. Du hast Angst vor den Forellen, den Hechten, den Aalen, du hast Angst, dass sie dich in die Füße beißen, dass sie sich um dich schlingen, dich in den Untergrund ziehen. Das stimmt nicht, sagt die Schwester dann und hält eine Zeitschrift vor ihr Gesicht. Du bist wie ein kleines Kind, sagt Maria. Nein, ich komme gleich nach.
    Zum See sind es wenige Meter, Maria geht barfuß und achtet dabei darauf, auf keine Biene zu steigen. Bienen sind zu langsam, um vor Füßen zu flüchten, denkt Maria. Können Bienen sein, wo keine Blumen sind, überlegt sie und wendet ihren Blick nicht vom Boden ab. Ein Kind läuft ein Stück vor Maria zum See, Maria sieht es laufen, und sie sieht es fallen, sie bleibt stehen. Im zweiten Augenblick beginnt das Kind zu weinen, ein Mann kommt und hebt es auf, Maria geht weiter. Der See liegt ruhig zwischen Bergen, er ist glatt und Maria steigt in das Wasser, geht hinein in den See, ohne stehenzubleiben. Sie zieht den Fuß zurück, wenn sie auf einen spitzen Stein tritt, aber wenn sie schnell genug geht, spürt sie selbst die spitzen Steine nicht. Maria überholt zwei Frauen am Ufer, die ihre Zehen ins Wasser halten, sie überholt einen Mann, der zuerst die Arme und dann den Oberkörper abkühlt, bevor er sich ganz ins Wasser lässt. Maria mag kaltes Wasser. Dass Sie keinen Herzinfarkt bekommen, sagt der Mann, als Maria ihn überholt, man muss seinen Körper langsam an das Wasser gewöhnen. Das mache ich, sagt Maria, das mache ich mit jedem Schritt. Man soll bei den Beinen beginnen, von rechts nach links, dann die Arme langsam an die Wassertemperatur heranführen, dann den Oberkörper, dann den Rücken, immer in Richtung des Herzens. Was Sie alles wissen, sagt Maria und geht

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