Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
passiert. Für dich wurde der Tanz real, und etwas ist passiert. Und jetzt sucht dich der Winterschmied.«
    »Warum?«, brachte Tiffany hervor.
    »Ich weiß es nicht. Hast du beim Tanzen etwas gesehen oder gehört?«
    Wie soll man das Gefühl beschreiben, überall und alles zu sein?, fragte sich Tiffany. Sie versuchte es gar nicht erst.
    »Ich... habe eine Stimme gehört, oder vielleicht zwei Stimmen«, murmelte sie. »Äh, sie fragten mich, wer ich bin.«
    »In-te-res-sant«, sagte Fräulein Verrat. »Zwei Stimmen? Ich werde darüber nachdenken, was das bedeutet. Was ich noch immer nicht verstehe: Wie hat er dich gefunden? Auch darüber werde ich nachdenken. In der Zwischenzeit halte ich es für eine gute Idee, warme Kleidung zu tragen.«
    »Ja«, sagte Rob Irgendwer. »Der Winterschmied erträgt keine Wärme. Meine Güte, ich vergesse noch meinen eigenen Kopf! Wir ham einen Brief aus dem hohlen Baum im Wald mitgebracht. Gib ihn der großen kleinen Hexe, Wullie. Wir ham ihn unterwegs mitgenommen.«
    »Einen Brief?«, fragte Tiffany, während der Webstuhl hinter ihr klackte und der Doofe Wullie einen schmutzigen, zusammengerollten Umschlag hervorzog.
    »Er is' von dem kleinen Rotzlöffel im Schloss daheim«, fuhr Rob fort, während sein Bruder den Brief ablieferte. »Er schreibt, dasses ihm gut geht und dassa hofft, dasses dir ebenfalls gut geht, un' er freut sich auf deine möglichst baldige Heimkehr, und dann schreibt er viel über Schafe und so, eher langweiliger Kram, meiner Meinung nach, und unten drunter hat er S.W.A.L.K. geschrieben, aber wir ham noch nich' herausgefunden, was das bedeutet.«
    »Du hast den Brief an mich gelesen?«, fragte Tiffany entsetzt.
    »O ja«, bestätigte Rob stolz. »Null Problemo. Billy Breitkinn hier hat mir bei den längeren Wörtern den einen oder anderen Tipp gegeben, aber das meiste habe ich ganz allein rausgekriegt, ja.« Er strahlte, aber das Grinsen verging ihm, als er Tiffanys Gesicht sah. »Oh, ich verstehe, du bist ein bisschen verärgert, weil wir den Umschlag geöffnet ham«, sagte er. »Keine Sorge, wir ham ihn mit Schneckenschleim wieder zugeklebt. Du hättest gar nich' gemerkt, dass wir den Brief gelesen ham.«
    Er hüstelte, weil Tiffany ihn noch immer finster anstarrte. Den Größten waren alle Frauen ein wenig unheimlich, und das galt insbesondere für Hexen. Als er richtig nervös geworden war, fragte Tiffany schließlich: »Woher habt ihr gewusst, wo der Brief lag?«
    Sie schaute den Doofen Wullie an, der am Saum seines Kilts kaute. Das machte er nur, wenn er sich wirklich fürchtete.
    »Äh... würdest du eine klitzekleine Lüge gelten lassen?«, fragte Rob.
    »Nein!«
    »Sie is' interessant, mit Drachen un' Einhörnern drin...«
    »Nein, ich will die Wahrheit hören!«
    »Ach, aber die is' langweilig. Wir gehn immer zum Schloss des Barons un' lesen die Briefe, die du ihm schickst, un' darin hast du geschrieben, dass der Postbote die Briefe an dich in den hohlen Baum am Wasserfall legen soll«, sagte Rob.
    Selbst wenn der Winterschmied hereingekommen wäre, hätte die Luft nicht kälter werden können.
    »Er bewahrt die Briefe von dir in einem Kasten unter seinem...«, begann Rob und schloss die Augen, als Tiffanys Geduldsfaden riss, mit einem noch lauteren Pling! als Fräulein Verrats sonderbare Spinnweben.
    »Weißt du denn nicht, dass es sich nicht gehört, die Briefe anderer Leute zu lesen?«, fragte sie.
    »Äh...«, begann Rob Irgendwer.
    »Und ihr seid ins Schloss des Barons eingebrochen...«
    »Oh, ah, ah, nein, nein, nein«, widersprach Rob und hüpfte auf und ab. »Das kannst du uns nich' anhängen! Wir sin' einfach hineingegangen, durch einen der kleinen Schlitze, durch die man Pfeile abschießen kann...«
    »Und dann habt ihr meine privaten Briefe gelesen, die nur für Roland bestimmt waren?«, fragte Tiffany. »Die waren privat!«
    »Oh, ja«, sagte Rob Irgendwer. »Aber mach dir keine Sorgen, wir erzählen niemandem, was drinstand.«
    »Wir erzählen ja auch niemandem, was du in deinem Ta gebuch schreibst«, fügte der Doofe Wullie hinzu. »Nich' mal die Dinge, um die du Blumen malst.«
    Bestimmt grinst Fräulein Verrat hinter mir in sich hinein, dachte Tiffany. Das weiß ich genau. Aber inzwischen waren ihr die gehässigen Tonfälle ausgegangen. Das passierte, wenn man längere Zeit mit den Größten sprach. Du bist ihre Kelda gewesen, erinnerten sie ihre Zweiten Gedanken. Sie halten es für ihre heilige Pflicht, dich zu beschützen. Es spielt

Weitere Kostenlose Bücher