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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf dem Hügel und kalt. Und man durfte sich einfach nicht unterkriegen lassen. Man konnte schreien, weinen und mit den Füßen stampfen, aber damit hielt man sich nur warm; ansonsten nützte es nichts. Man könnte sagen, dass das unfair war, und das stimmte, aber das Universum scherte sich nicht darum, denn es wusste nicht, was »fair« bedeutet. Das war das große Problem dabei, eine Hexe zu sein. Es kam immer auf einen selbst an.
    Silvester brachte noch mehr Schnee und einige Geschenke. Allerdings keine von zu Hause, obwohl es ein paar Kutschen durch den Schnee schafften. Tiffany versuchte, sich einzureden, dass es sicher einen guten Grund dafür gab.
    Es war der kürzeste Tag des Jahres, was praktisch war, denn dadurch passte er perfekt zur längsten Nacht. Dies war das Herz des Winters, doch das Geschenk, das am nächsten Tag eintraf, hatte Tiffany nicht erwartet.
    Es hatte stark geschneit, aber der Abendhimmel war rosarot und blau und sehr kalt.
    Es fiel mit einem lauten Pfeifen vom rosaroten Himmel und landete in Nanny Oggs Garten, wo es die Erde aufspritzen ließ und ein tiefes Loch in den Boden grub.
    »Damit wäre der Kohl hin«, sagte Nanny, als sie aus dem Fenster sah.
    Dampf stieg aus dem Loch auf, und als sie nach draußen gingen, roch es stark nach jungen Trieben.
    Tiffany spähte durch den Dampf. Erde und Kohlstrünke bedeckten das Objekt, aber darunter konnte sie etwas Rundes ausmachen.
    Durch Erde und Dampf rutschte sie in das Loch hinunter, hin zu dem rätselhaften Gegenstand. Er war nicht mehr
    sehr heiß, und als sie den Dreck abkratzte, hatte sie das scheußliche Gefühl zu wissen, was das war.
    Es musste das von Anoia erwähnte Dingsbums sein. Rätselhaft genug wirkte es ja. Und als es unter dem Schlamm zum Vorschein kam, wusste Tiffany, dass sie es schon einmal gesehen hatte...
    »Alles klar mit dir da unten?«, rief Nanny Ogg. »Ich kann in dem dichten Dampf überhaupt nichts sehen!« Nach den Geräuschen zu urteilen waren die Nachbarn herbeigeeilt; aufgeregtes Geschnatter war zu hören.
    Tiffany kratzte rasch noch mehr Erde und zermatschten Kohl von dem Ding ab und rief nach oben: »Ich glaube, es könnte explodieren! Sag allen, dass sie ins Haus gehen sollen! Und dann bück dich und reich mir die Hand, ja?«
    Die Stimmen oben wurden lauter, und dann entfernten sich schnelle Schritte. Nanny Oggs Hand tauchte auf und tastete im Dampf umher. Tiffany griff danach und ließ sich aus dem Loch ziehen.
    »Sollen wir unterm Küchentisch in Deckung gehen?«, fragte Nanny, während Tiffany versuchte, Dreck und Kohlreste von ihrem Kleid zu klopfen. Dann zwinkerte Nanny. »Falls es tatsächlich explodieren sollte?«
    Ihr Sohn Shawn kam ums Haus gelaufen, einen Eimer Wasser in jeder Hand. Er blieb stehen und machte ein enttäuschtes Gesicht, weil er es umsonst geholt hatte.
    »Was ist los, Mama?«, schnaufte er.
    Nanny sah Tiffany an, die sagte: »Äh... ein großer Felsbrocken ist vom Himmel gefallen.«
    »Große Felsbrocken können sich am Himmel doch gar nicht halten, Fräulein!«, erwiderte Shawn.
    »Ich schätze, deshalb ist er heruntergefallen, Junge«, sagte Nanny munter. »Wenn du dich nützlich machen willst, halt hier Wache und sorg dafür, dass niemand dem Ding zu nahe kommt.«
    »Was soll ich machen, wenn es explodiert, Mama?«
    »Dann kommst du und berichtest mir davon, ja?«, antwortete Nanny.
    Sie scheuchte Tiffany ins Haus, schloss die Tür hinter ihnen und sagte: »Ich bin eine grässliche alte Lügnerin, Tiff, und deshalb erkenne ich sofort, wenn jemand lügt. Was befindet sich dort unten?«
    »Nun, ich glaube nicht, dass es explodieren wird«, erwiderte Tiffany. »Und wenn doch, so geschieht vermutlich nichts Schlimmeres, als dass wir unter Krautsalat begraben werden. Ich glaube, in dem Loch liegt das Cornucopia.«
    Draußen erklangen Stimmen, und dann wurde die Tür aufgerissen.
    »Gesegnet sei dieses Haus«, sagte Oma Wetterwachs, während sie sich den Schnee von den Stiefeln trampelte. »Dein Sohn meinte, ich sollte nicht herkommen, aber ich  glaube, da liegt er falsch. Ich hab mich so sehr beeilt wie möglich. "Was ist passiert?«
    »Wir haben Cornucopias«, sagte Nanny Ogg. »Was auch immer das sein mag.«
    Es war später am Abend. Sie hatten gewartet, bis es dunkel war, bevor sie das Cornucopia aus dem Loch holten. Es war viel leichter, als Tiffany erwartet hatte. Es kam ihr sogar so vor, als wäre es eigentlich sehr, sehr schwer und sei aus irgendeinem Grund für eine Weile

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