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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Nanny Ogg. »Vom Himmel geschickt. Vermutlich bestehen die Leckereien aus rohem Firmament.«
    Es ist nur eine gegenständliche Metapher für die grenzenlose Fruchtbarkeit der Natur, flüsterte Professor Hetzig in Tiffanys Kopf.
    »Der Himmel schickt nichts«, sagte Oma Wetterwachs.
    »In diesem Fall schon. Das Hörn ist ganz klar vom Himmel gefallen.« Nanny wandte sich an Tiffany. »An deiner Stelle würde ich es morgen in den Wald tragen und herausfinden, was es alles kann. Andererseits... Ich könnte gerade ein paar frische Weintrauben gebrauchen, wenn du gestattest.«
    »Gytha Ogg, du kannst das Füllhorn der Götter doch nicht als... als Speisekammer benutzen!«, sagte Oma. »Das mit den Füßen war schon schlimm genug!«
    »Aber es ist eine Art Speisekammer«, erwiderte Nanny Ogg unschuldig. »Es ist die Speisekammer. Das Hörn enthält all die Dinge, die darauf warten, im nächsten Frühling aus der Erde zu sprießen.«
    Tiffany legte das Füllhorn behutsam auf den Tisch. Es  hatte etwas... Lebendiges. Sie war ganz und gar nicht sicher, ob es nur ein magisches Werkzeug war. Es schien zu lauschen.
    Als es den Tisch berührte, begann es zu schrumpfen, bis es nur noch so groß war wie eine kleine Vase. »Tschuldigung?«, ließ sich Rob Irgendwer vernehmen. »Macht es auch Bier?«
    »Bier?«, fragte Tiffany, ohne nachzudenken.
    Ein Gluckern war zu hören. Alle Blicke richteten sich auf die Vase. Eine braune Flüssigkeit schäumte über den Rand.
    Dann richteten sich all die Blicke auf Oma Wetterwachs, die mit den Schultern zuckte.
    »Seht mich nicht an«, sagte sie mürrisch. »Ihr trinkt es ohnehin.«
    Das Hörn ist tatsächlich lebendig, dachte Tiffany, als Nanny Ogg forteilte, um mehr Becher zu holen. Es hat meine Sprache gelernt...
    Gegen Mitternacht erwachte Tiffany, weil ein weißes Huhn auf ihrer Brust stand. Sie schob es beiseite und tastete nach den Pantoffeln, fand aber nur weitere Hühner. Als sie die Kerze angezündet hatte, sah sie ein halbes Dutzend Hühner am Ende des Bettes. Überall auf dem Boden hockten Hühner. Und auf der Treppe. Die Zimmer unten waren ebenfalls voller Hühner. In der Küche quollen sie sogar bis in die Spüle.
    Sie waren ziemlich leise und machten nur gelegentlich »gack«, wie Hühner es tun, wenn sie sich unsicher fühlen, was so gut wie immer der Fall ist.
    Die Hühner trippelten ohne zu murren beiseite, um Platz zu machen. »Gack.« Das taten sie, weil das Füllhorn -jetzt  etwas größer als ein voll ausgewachsenes Huhn - alle acht Sekunden ein Huhn hervorbrachte. »Gack.«
    Tiffany beobachtete, wie ein weiteres auf dem Berg aus Schinken-Sandwiches landete. »Gack.«
    Du saß oben auf dem Füllhorn fest und machte ein sehr verdutztes Gesicht. »Gack.« Und in der Mitte des Zimmers schnarchte Oma Wetterwachs leise in einem großen Lehnsessel, umgeben von neugierigen Hennen. »Gack.« Abgesehen von dem Schnarchen, dem vielstimmigen »Gack« und dem Trippeln der Hühner wirkte im Kerzenschein alles sehr friedlich. »Gack.«
    Tiffany funkelte die kleine weiße Katze böse an. Sie rieb sich an Dingen, wenn sie gefüttert werden wollte, nicht wahr? »Gack.« Und sie maunzte. »Gack.« Und das Füllhorn konnte Sprachen entschlüsseln. »Gack.«
    »Schluss mit den Hühnern«, flüsterte Tiffany, und nach einigen Sekunden versiegte der Hühnerstrom. »Gack.« Aber sie konnte nicht einfach alles so lassen, wie es war. Vorsichtig schüttelte sie Oma an der Schulter, und als die alte Hexe erwachte, sagte sie: »Die gute Nachricht lautet: Ein Großteil der Schinken-Sandwiches ist weg... äh...«
    »Gack.«

Menü
    9. Grüne Triebe
     
    A m nächsten Morgen war es noch viel kälter - eine betäubende, stumpfe Kälte, die sogar die Flammen eines Feuers zu Eis erstarren lassen konnte.
    Ein Stück von Nanny Oggs Haus entfernt ließ Tiffany den Besen zu Boden sinken. Dort gab es kaum Schneewehen, aber die weiße Masse reichte ihr bis zu den Knien, und in der Kälte war sie so harsch geworden, dass sie wie trockenes Brot knirschte, wenn Tiffany auf sie drauftrat.
    Rein theoretisch war sie im Wald, um das Füllhorn auszuprobieren, aber in Wirklichkeit wollte sie es aus dem Weg schaffen. Die Hühner hatten Nanny Ogg kaum Kopfzerbrechen gemacht. Immerhin nannte sie jetzt fünfhundert Hennen ihr Eigen, die derzeit in ihrem Schuppen standen und »Gack« machten. Aber die Zimmerböden sahen schrecklich aus, selbst am Geländer klebte Hühnerdreck, und Oma hatte (flüsternd) gefragt: »Was

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