Der Winterschmied
eine
elementare Kraft war, geschah alles zusammen, drinnen und draußen, in einem einzigen großen... Ding.
Ding. Das war ein nützliches Wort... Ding. Alles, was der Winterschmied nicht beschreiben konnte, war ein Ding. Alles waren... Dinge, und sie waren aufregend.
Es fühlte sich gut an, ein Mann zu sein! Schon, er bestand zum größten Teil aus schmutzigem Eis, aber das war schließlich nur cleverer konstruiertes schmutziges Wasser.
Ja, er war ein Mensch. Und es war so leicht. Es ging nur darum, Dinge zu organisieren. Er besaß Sinne, er konnte sich unter den Menschen bewegen und... suchen. So suchte man nach Menschen. Indem man selbst zu einem wurde! Einer elementaren Kraft fiel eine solche Suche sehr schwer; es war schon nicht einfach, in der wogenden Dingheit der materiellen Welt einen Menschen auch nur zu erkennen. Aber als Mensch konnte man zu anderen Menschen sprechen, mit dem Loch, aus dem die Laute kamen. Er konnte mit ihnen reden, und sie würden keinen Verdacht schöpfen!
Und jetzt, da er ein Mensch war, gab es kein Zurück mehr. König Winter!
Er brauchte nur noch eine Königin.
Tiffany erwachte, weil jemand sie schüttelte. »Tiffany!« Sie war in Nanny Oggs Haus eingeschlafen, den Kopf ans Füllhorn gelehnt. Irgendwo in der Nähe erklang ein sonderbares Piff, wie ein trockenes Tropfen. Blassblaues Schneelicht erfüllte den Raum.
Als sie die Augen aufschlug, drückte Oma Wetterwachs sie sanft in den Sessel zurück.
»Du hast seit neun Uhr geschlafen, Mädchen«, sagte sie. »Zeit für dich heimzukehren, denke ich.«
Tiffany sah sich um. »Aber da bin ich doch, oder?«, fragte sie benommen.
»Nein, dies ist Nanny Oggs Haus. Und das hier ist ein Teller Suppe...«
Tiffany erwachte und erblickte direkt vor sich einen verschwommenen Teller Suppe. Er wirkte... vertraut.
»Wann hast du zum letzten Mal in einem Bett geschlafen?«, fragte eine wabernde, schattenhafte Gestalt.
Tiffany gähnte. »Welchen Tag haben wir?«
»Dienstag«, sagte Oma Wetterwachs.
»Mmm... was ist ein Dienstag?«
Tiffany erwachte zum dritten Mal. Hände packten sie und setzten sie aufrecht hin.
»So«, erklang die Stimme von Oma Wetterwachs. »Diesmal bleibst du wach. Iss die Suppe. Wärm dich auf. Du musst nach Hause.«
Dieses Mal übernahm Tiffanys Magen die Kontrolle über ihre Hand und einen Löffel. Nach und nach wurde ihr warm.
Oma Wetterwachs saß ihr gegenüber, das Kätzchen Du auf dem Schoß. Sie beobachtete Tiffany, bis der Teller Suppe leer war.
»Ich habe zu viel von dir erwartet«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, dass du mehr Kraft finden würdest, wenn die Tage länger werden. Es ist nicht deine Schuld.«
Die Piffs wurden häufiger. Tiffany senkte den Blick und sah, dass Getreide aus dem Füllhorn rieselte. Die Anzahl der Körner nahm zu, noch während sie hinsah.
»Du hast es auf Korn eingestellt, bevor du eingeschlafen bist«, sagte Oma. »Wenn du müde bist, wird es langsamer. Eigentlich ganz gut so, denn sonst hätten uns die Hühner bei lebendigem Leib gefressen.«
»Es ist so ziemlich die einzige Sache, die ich richtig hinbekommen habe«, sagte Tiffany.
»Ach, ich weiß nicht. Annagramma Falkin scheint sich viel versprechend zu entwickeln. Sie kann von Glück sagen, dass sie solche Freundinnen hat, wie ich hörte.« Wenn Fräulein Verrat versucht, hätte, gegen das Gesicht von Oma Wetterwachs Poker zu spielen, so hätte sie verloren.
In der Stille wurde das Rieseln des Korns plötzlich viel lauter.
»Weißt du, ich...«, begann Tiffany.
Oma schniefte. »Niemand braucht sich mir gegenüber zu rechtfertigen«, sagte sie zuvorkommend. »Versprichst du mir, dass du heimkehrst? Heute Morgen sind einige Kutschen durchgekommen, und wie ich hörte, ist es unten in der Ebene noch nicht allzu schlimm. Kehr in dein Kreideland zurück. Du bist die einzige Hexe, die die Leute dort haben.«
Tiffany seufzte. Sie wollte so gern nach Hause, mehr als alles andere. Aber das wäre wie wegzulaufen. »Vielleicht ist es auch wie ein Hinlaufen«, sagte Oma ihrer alten Angewohnheit gemäß, auf etwas zu antworten, das gar nicht gesagt worden war.
»Morgen breche ich auf«, sagte Tiffany.
»Gut.« Oma Wetterwachs erhob sich. »Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen.«
Tiffany folgte ihr durch einen Schneetunnel, der bis zum Waldrand reichte. Dort war der Schnee von Leuten festgetreten worden, die Feuerholz nach Hause geschleppt hatten. Wenn man sich ein wenig vom Waldrand entfernte, waren die Schneewehen
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