Der Wissenschaftswahn
und zu heilen. Unser zielgerichtetes Verhalten gibt es auch bei Tieren. Unsere Ziele – etwa Nahrung zu finden, Nachkommen zu zeugen und in Sozialverbänden zusammenzuwirken – finden sich auch bei vielen Tierarten. Unser individuelles Leben und das unserer Gesellschaft und Kultur sind in größere Ganzheiten eingebunden – die Erde, das Sonnensystem, die Galaxie und letztlich das gesamte evolvierende Universum. Ohne über uns selbst hinausgehende Zielsetzungen scheint unserem Leben der Sinn zu fehlen.
Wenn wir Ziele und Zwecke selbst für Pflanzen und Tiere gelten lassen, eröffnen sich auch aus wissenschaftlicher Sicht tiefere Einblicke, als der mechanistische Ansatz uns je bieten könnte.
Wenn wir davon ausgehen, dass kausale Einflüsse von der Zukunft auf die Gegenwart, von Attraktoren auf die von ihnen angezogenen Systeme wirken können, werden wir die Natur im Allgemeinen und den Geist im Besonderen ganz anders verstehen lernen. Und Einflüsse aus der Zukunft könnten sogar experimentell feststellbar sein, wie wir im 9 . Kapitel erörtern werden.
Aus spiritueller Sicht könnten höhere und umfassendere Bewusstseinszustände der Zukunft als Attraktoren wirken, die uns als Einzelne und als Gemeinschaft zur Erfahrung einer höheren Einheit hinziehen.
Fragen an Materialisten
Woher wissen Sie, dass die Natur keine Zwecke kennt? Ist das lediglich eine Annahme?
Wenn es in der Natur keine Ziele und Zwecke gibt, wie können Sie dann selbst welche haben?
Wie ist die Wirkungsweise von Attraktoren?
Gibt es überhaupt konkrete Anhaltspunkte für den materialistischen Glauben, dass der gesamte Evolutionsprozess ziellos verläuft?
Zusammenfassung
Selbstorganisierende Systeme haben ihre End- oder Zielpunkte, nämlich Attraktoren, auf die sie sich zubewegen. Alle lebendigen Organismen zeigen eine zielgerichtete Entwicklung und zielgerichtetes Verhalten. Pflanzen und Tiere bewegen sich auf Entwicklungsziele zu, und wenn sie in ihrer Entwicklung gestört werden, können sie oft auf anderen Wegen zum gleichen Ziel gelangen. Tierisches Verhalten ist auf Ziele oder »Endhandlungen« ausgerichtet. In der Physik wird zielgerichtetes Verhalten mittels Attraktoren dargestellt, als ginge vom Zielpunkt ein zeitlich rückwärts wirkender Einfluss aus, und tatsächlich deuten manche Quantenphysiker an, dass Kausaleinflüsse ebenso von der Zukunft in die Vergangenheit wie von der Vergangenheit in die Zukunft wirken können. Auch chemische Prozesse wie beispielsweise die Proteinfaltung scheinen auf ganz bestimmte Ziele oder Attraktoren zuzusteuern. Zielgerichtetes Verhalten ist in den meisten Fällen unbewusst; auch beim Menschen ist ein Großteil des zielgerichteten Verhaltens einfach Gewohnheit. Bewusste Absichten sind eher die Ausnahme als die Regel. Evolution und Fortschritt lassen sich als das Werk von Attraktoren deuten, deren Einfluss von einem künftigen Ziel aus zeitlich rückwärts wirkt.
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6 Ist biologische Vererbung ausschließlich materieller Natur?
»Wie der Vater, so der Sohn«, sagte man im Mittelalter, und genauso hieß es schon im alten Rom:
»Qualis Pater, talis filius.«
Das Prinzip der Vererbung ist seit Jahrtausenden überall auf der Welt bekannt: Kinder sehen ihren Eltern ähnlich und haben generell mehr mit Blutsverwandten gemein als mit anderen Menschen. Bekannt ist darüber hinaus schon lange, dass Gleiches auch für Tiere und Pflanzen gilt. Lange vor Charles Darwins Evolutionstheorie und Gregor Mendels ersten genetischen Forschungen haben die Menschen durch gezielte Auswahl Tiere und Pflanzen gezüchtet und eine erstaunliche Vielfalt domestizierter Formen hervorgebracht, vom Afghanischen Windhund bis zum Pekinesen, vom Weißkohl bis zum Brokkoli.
Mendels und Darwins Entdeckungen fußten auf den praktischen Erfolgen vieler Generationen von Bauern und Züchtern. Darwin hatte sich über Jahre damit beschäftigt und zum Beispiel auf Geflügelzucht und Stachelbeeranbau spezialisierte Zeitschriften abonniert. Im Garten seines Hauses in Downe, Kent, baute er vierundfünfzig Stachelbeersorten an. Er machte sich die Erfahrung von Katzen- und Kaninchenliebhabern, Pferde- und Hundezüchtern, Imkern, Gartenbesitzern und Bauern zunutze. Er trat zwei Londoner Taubenclubs bei, besuchte Taubenzüchter, um sich ihre Vögel anzusehen, und erwarb selbst alle Züchtungen, deren er habhaft werden konnte. Diesen ganzen Reichtum an Wissen verarbeitete er in seinem 1868 erschienenen Buch
The Variation of Animals
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