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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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genug fühlte, die Halle zu verlassen, lag ihr das Essen wie ein Stein im Magen.
    Auf dem Gang vergewisserte sie sich erst einmal, dass sie unbeobachtet war, dann machte sie sich vorsichtig auf den Weg zu Donnells Arbeitszimmer. Master Lavengeance mochte dessen Geheimtür kennen, durch die man in diesen kleinen Nebenraum gelangte, doch auch sie kannte ein gutes Versteck, von dem aus man alles hören konnte, was hinter der schweren Tür des Arbeitszimmers gesagt wurde. Rasch schlüpfte Annora in das rechts angrenzende Kämmerchen.
    Der Raum bot nur Platz für ein schmales Bett und eine Truhe, aber das reichte Donnell wohl, um sich kurz mit einer Magd zu vergnügen, dachte sie und verzog das Gesicht, während sie auf Zehenspitzen zur Wand schlich, die die beiden Räume trennte. Donnell hatte das Kämmerchen kurz nach seiner Übernahme von Dunncraig einbauen lassen, weil er daran gedacht hatte, einen Buchhalter einzustellen. Doch dann hatte er beschlossen, die Buchführung lieber selbst zu machen, und bestimmt nicht deshalb, weil ihm die Arbeit gefiel oder er das Gefühl hatte, er könne es besser als ein anderer. Nein, vermutlich wollte er einfach nicht, dass sich jemand Einblick in seine Geschäftsbücher verschaffte.
    Wahrscheinlich vertraute Donnell nicht einmal seiner eigenen Mutter, dachte Annora, während sie das Ohr an ein kleines Astloch in der Holzwand presste. Die Tür zwischen den Räumen war so dünn, dass man durch sie genauso gut hörte, aber nachdem sie, Annora, einmal fast erwischt worden wäre, weil die Tür geknarzt hatte, als sie sich dagegenlehnte, hatte sie eine andere Stelle gesucht. Die Angst von damals wollte sie nicht noch einmal erleben. Danach hatte sie tagelang befürchtet, Donnell hätte erraten, dass sie es gewesen war, die versucht hatte, sein Gespräch mit dem Sheriff zu belauschen. Und es hatte Wochen gedauert, bevor sie endlich überzeugt gewesen war, dass sie das Glück gehabt hatte, nicht entdeckt worden zu sein.
    Annora verdrehte angewidert die Augen, als sie als Erstes ein lautes Rülpsen hörte. Das war bestimmt Donnell, denn dieser Mensch aß ständig zu viel und zu schnell; kein Wunder, dass sein Magen protestierte. Manchmal, wenn sie ihm beim Essen zusah, fragte sie sich, wie er es nur schaffte, nicht irgendwann einmal zu platzen wie eine überreife Beere.
    »Ich kapier nicht, warum wir uns hierher zurückziehen mussten«, beschwerte sich Egan.
    »Ich wollte nicht riskieren, dass Annora hört, was wir bereden«, erwiderte Donnell.
    »Man muss es ihr möglichst bald sagen. Dieser verfluchte Franzose hängt viel zu oft für meinen Geschmack bei ihr herum. Und die Dienstmägde weist er alle ab.«
    »Vielleicht ist er ein verkappter Mönch«, meinte Donnell gedehnt und kicherte über seinen eigenen Witz.
    »Lacht ruhig, aber ich habe langsam das Gefühl, dass etwas nicht stimmt mit diesem Mann.«
    »Warum? Weil er sich nicht mit den Mägden um seinen Verstand vögelt? Manche Männer sind nicht so, auch wenn ich das nicht verstehen kann. Ich kenne selbst einige, ich glaube, sie sind einfach zu wählerisch.«
    »Na, wenn er daran denkt, Annora zu wählen, dann sollte er sich lieber eines Besseren besinnen. Sie gehört mir.«
    »Das habt Ihr mir vom ersten Tag an gesagt, als sie hierherkam«, erwiderte Donnell einigermaßen gelangweilt.
    Doch es lag auch eine Kälte in Donnells Stimme, der Annora entnahm, dass ihr Cousin das Gefühl hatte, von Egan bedrängt zu werden – und so etwas konnte er nicht ausstehen.
    »Ich weiß, und ich weiß auch, dass es mir lieber gewesen wäre, sie hätte mich gewählt. Ich hatte vor, um sie zu werben, aber sie macht es mir nahezu unmöglich. Jetzt wird sie mich eben heiraten, ob sie will oder nicht. Sie wird ihre Meinung bestimmt bald ändern. Das Mädchen muss nur ein paarmal ordentlich bestiegen werden, dann sieht sie sicher ein, welche Vorteile es mit sich bringt, einen Mann in ihrem Bett zu haben.«
    Annora drehte sich der Magen um. Sie wollte nicht einmal daran denken, wie Egan in ihr Bett und – schlimmer noch – auf sie stieg, und sie hatte nicht vor, ihm zu erlauben, sich ihrer, zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, zu bedienen. Nein, sie wollte nicht die Frau und der Besitz eines Mannes werden, der so brutal war wie Egan. In einigen der Häuser, in denen sie gelebt hatte, hatte sie gesehen, dass ein solches Leben eine Frau langsam zerstören konnte.
    »Und dieser Mann seid natürlich Ihr«, sagte Donnell.
    »Ich finde, ich war sehr

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