Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
eine Prozent immer umbringt. Vielleicht sollte ich den größten menschenmöglichen Abstand zwischen mich und das eine Prozent bringen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie für all diese Unternehmen als Treuhänder fungieren?"
„Ja, mein Freund. Nach den Schweizer Gesetzen bin ich ermächtigt, im Auftrag des Unternehmens Dokumente zu unterzeichnen und Verträge abzuschließen, die meiner Meinung nach im besten Interesse des Unternehmens und seiner Nutznießer liegen. Natürlich halte ich nur Transaktionen für angemessen, die Sie mir empfehlen. Wenn Sie mir sagen, ich soll das Geld in eine bestimmte Erstemission oder in ein Grundstück investieren - egal was -, dann wäre ich gehalten, Ihren Rat zu befolgen. In diesem Bereich kann ich Ihnen die wertvollsten Dienste leisten. Sehen Sie, für jede Investition, die wir tätigen, stelle ich einen Ordner mit Research-Unterlagen und Schriftverkehr zusammen - von verschiedenen Wertpapieranalysten, Immobilienfachleuten oder wer immer auch gebraucht wird - sodass ich eine unabhängige Grundlage für das Investment habe. Dafür nehme ich manchmal auch die Dienste eines externen Buchprüfers in Anspruch; er erstellt mir einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass die Investition solide ist. Dieser Buchprüfer kommt natürlich immer zu dem richtigen Schluss, aber erst nachdem er einen hübschen Bericht mit Kurscharts und farbigen Grafiken zusammengestellt hat. Das sind die Dinge, die wahrhaft glaubhafte Bestreitbarkeit erzeugen. Wenn mich je irgendjemand fragen würde, warum ich eine bestimmte Investition getätigt habe, würde ich einfach schulterzuckend auf die fünf Zentimeter dicke Akte verweisen.
Und wie schon gesagt, mein Freund, auch damit kratzen wir nur die Oberfläche an. Ich werde Ihnen noch viele Strategien darlegen, dank derer Sie Ihre Geschäfte unter einer Tarnkappe betreiben können. Und wenn Sie je auf die Idee kommen sollten, etwas von dem Geld ins Land zurückzubringen - in die Vereinigten Staaten, ohne Spuren zu hinterlassen -, auch auf diesem Gebiet kann ich Ihnen von großem Nutzen sein."
„Interessant", dachte ich mir. Damit hatte ich nämlich die größten Schwierigkeiten. Ich rutschte an die Vorderkante der Couch, sodass kein ganzer Meter Abstand mehr zwischen uns war. Dann senkte ich die Stimme und sagte: „Daran bin ich sehr interessiert, Roland. Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen - die beiden Pläne, die mir Jean Jacques präsentiert hat, haben mich kein bisschen beeindruckt; er hat zwei Möglichkeiten skizziert, die meiner Meinung nach bestenfalls amateurhaft und schlimmstenfalls selbstmörderisch sind." „Naja", antwortete Roland schulterzuckend, „das überrascht mich eigentlich nicht. Jean Jacques ist Banker; er ist Fachmann im Organisieren von Vermögenswerten und nicht im Jonglieren mit Vermögenswerten. Ich möchte noch hinzufügen, dass er ein hervorragender Banker ist und dass er Ihr Konto gut und mit größter Diskretion verwalten wird. Aber mit Dokumenten, dank derer Geld ohne Aufsehen von einem Land ins andere fließen kann, kennt er sich nicht besonders gut aus. Das ist die Aufgabe eines Treuhänders" - eines Meisterfälschers - „wie mir. Sie werden sogar feststellen, dass Union Bancaire schwer davon abrät, Geld von dem Konto zu nehmen. Selbstverständlich können Sie mit Ihrem Geld jederzeit machen, was Sie wollen; die werden Sie nicht wirklich daran hindern. Aber seien Sie nicht überrascht, wenn Jean Jacques versucht, Sie davon abzubringen, dass Sie Geld vom Konto nehmen, vielleicht mit der Ausrede, Geldbewegungen könnten Warnsignale auslösen. Das darf man Jean Jacques aber nicht verübeln. Alle Schweizer Banker verfahren so, und ich muss sagen, so eigennützig. Da jeden Tag drei Billionen Dollar in das Schweizer Bankensystem und wieder hinaus fließen, können Bewegungen auf Ihrem Konto in Wirklichkeit kein Aufsehen erregen, und wenn sie noch so groß sind. Einem klugen Mann wie Ihnen ist natürlich klar, warum die Bank das Guthaben auf ihren Konten möglichst hoch halten will. Aber nur so aus Neugier, welche Möglichkeiten hat Ihnen denn Jean Jacques vorgeschlagen? Mich interessiert, was die Bank in letzter Zeit zu diesem Thema so erzählt." Damit lehnte sich Roland zurück und verschränkte die Finger vor seinem Bauch.
Ihn nachahmend rutschte ich wieder ein Stück zurück und sagte: „Nun, als erste Möglichkeit empfahl er eine Kreditkarte. Das schien mir verflucht daneben zu sein, wenn Sie mir das verfluchte
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