Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
zu Blockbuster! Du hast es mir versprochen!" Als ich zurück zum Haus fuhr, schrie sie weiter - und sie schrie immer noch, als wir in die Küche gingen und ich sie Gwynne übergab. Ich sagte zu Gwynne: „Rufen Sie Nadine auf dem Handy an; sagen Sie ihr, dass das FBI da ist und dass ich verhaftet werde." Gwynne nickte wortlos und brachte Chandler nach oben. Sobald Channy außer Sichtweite war, sagte die freundliche FBI-Agentin: „Ich verhafte Sie wegen Wertpapierbetrug, Geldwäsche und..."
„Blablabla", dachte ich, während sie mir die Handschellen anlegte und meine Verbrechen gegen Gott und die Menschheit und alle anderen aufzählte. Ihre Worte fegten allerdings an mir vorbei wie eine Windbö. Sie waren für mich vollkommen bedeutungslos oder zumindest nicht hörenswert. Schließlich wusste ich ja, was ich getan hatte, und ich wusste, dass ich verdient hatte, was da kommen mochte. Außerdem würde ich noch genug Zeit haben, den Haftbefehl mit meinem Anwalt durchzugehen.
Ein paar Minuten später trat endlich Special Agent Gregory Coleman auf den Plan. Und ich war geschockt. Er sah aus wie ein Kind, nicht älter als ich. Er hatte ungefähr meine Größe und kurze braune Haare, sehr dunkle Augen, ebenmäßige Gesichtszüge und eine vollkommen durchschnittliche Statur.
Als er mich sah, lächelte er. Dann streckte er die rechte Hand aus; wir gaben uns die Hand, auch wenn das wegen der Handschellen ein kleines bisschen umständlich war. Er sagte in respektvollem Ton: „Ich muss sagen, Sie waren ein gerissener Gegner. Ich habe bestimmt an 100 Türen geklopft, aber niemand wollte gegen Sie aussagen." Er schüttelte den Kopf; er war über die Loyalität der Strattoniten immer noch starr vor Ehrfurcht. Dann sagte er: „Ich dachte, Sie würden das gern wissen." Ich zuckte die Schultern und sagte: „Ja nun, wissen Sie, die Geldeisenbahn macht solche Sachen mit den Menschen." Er zog die Mundwinkel herab und nickte: „Definitiv."
Da kam die Herzogin hereingerannt. Sie hatte Tränen in den Augen, sah aber trotzdem klasse aus. Selbst bei meiner Verhaftung konnte ich nicht anders, als auf ihre Beine zu schauen, vor allem weil ich nicht wusste, wann ich sie wiedersehen würde. Als ich in Handschellen abgeführt wurde, gab mir die Herzogin ein Küsschen auf die Wange und sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich nickte; ich sagte ihr, dass ich sie liebte und immer lieben würde. Und dann war ich einfach weg. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin ich gehen würde, aber ich nahm an, dass ich irgendwo in Manhattan landen und morgen vor einen Anklagerichter kommen würde.
Rückblickend erinnere ich mich, dass ich mich irgendwie erleichtert fühlte - dass das Chaos und der Wahnsinn endlich hinter mir lagen. Ich würde meine Zeit absitzen und dann als nüchterner junger Mann herauskommen - als Vater von zwei Kindern und Ehemann einer gutherzigen Frau, die mit mir durch dick und dünn ging. Alles würde in Ordnung kommen.
Es wäre wirklich schön gewesen, wenn die Herzogin und ich glücklich bis an unser Lebensende gewesen wären - wenn ich meine Zeit hätte absitzen und dann aus dem Gefängnis in ihre zarten liebenden Arme hätte spazieren können. Aber nein, anders als im Märchen hat diese Geschichte kein Happy End.
Der Richter hatte meine Kaution auf zehn Millionen Dollar festgesetzt, und da geschah es, dass die Herzogin auf den Stufen des Gerichtsgebäudes die Wasserstoffbombe auf mich abwarf. Sie sagte mit Eiseskälte: „Ich liebe dich nicht mehr. Diese ganze Ehe war eine Lüge." Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rief vom Handy aus ihren Scheidungsanwalt an. Ich versuchte natürlich, vernünftig mit ihr zu sprechen, aber das hatte keinen Sinn. Zwischen kleinen unechten Schluchzern sagte sie noch: „Die Liebe ist wie eine Statue: Wenn immer kleine Stückchen davon abblättern, ist irgendwann nichts mehr übrig." „Ja", dachte ich mir, „das mag schon sein, bloß dass du mit dieser Schlussfolgerung gewartet hast, bis ich angeklagt werde, du hinterhältige, geldgierige Schlampe!" Wie auch immer. Wir trennten uns ein paar Wochen danach und ich ging in unser fabelhaftes Strandhaus in Southampton ins Exil. Das war ein ziemlich schöner Ort, um zuzusehen, wie die Mauern der Realität über mir einstürzten - ich hörte den Brechern des Atlantischen Ozeans zu und schaute mir die atemberaubenden Sonnenuntergänge über der Shinnecock Bay an, während mein Leben aus dem Leim ging.
An der juristischen Front
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