Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
lief es indes noch schlechter. Nachdem ich vier Tage aus dem Gefängnis frei war, rief der Staatsanwalt meinen Anwalt an und sagte ihm, wenn ich kein Geständnis ablegen und Kronzeuge werden würde, dann würde er die Herzogin auch anklagen. Er sagte zwar nicht konkret, wessen er sie beschuldigte, aber ich konnte mir nur vorstellen, dafür dass sie unanständige Geldbeträge ausgegeben hatte. Wessen hatte sie sich denn sonst schuldig gemacht? Jedenfalls war die Welt auf den Kopf gestellt. Wie konnte ich, der ich am oberen Ende der Nahrungskette stand, diejenigen ausliefern, die unter mir standen? Wenn ich viele kleine Fische auslieferte, würde das die Tatsache ausgleichen, dass ich selbst der größte Fisch war? War das eine rein rechnerische Frage? Machten 50 Guppies einen Wal?
Wenn ich kooperierte, würde das bedeuten, dass ich mich verwanzen ließ; dass ich bei Verhandlungen aussagen und gegen meine Freunde in den Zeugenstand trat. Ich müsste mein Innerstes nach außen kehren und jeden kleinsten finanziellen Fehltritt der letzten zehn Jahre offenbaren. Das war ein schrecklicher Gedanke. Ein absolut fürchterlicher Gedanke. Aber welche Wahl hatte ich denn? Wenn ich nicht kooperierte, würden sie die Herzogin anklagen und in Handschellen abführen. Eine angeklagte Herzogin in Handschellen. Zuerst fand ich diese Vorstellung recht lustig. Wenn wir beide angeklagt wären, würde sie die Scheidung wahrscheinlich noch einmal überdenken, oder? Wir müssten uns dann ja zusammenrotten, mitgefangen, mitgehangen? Und sie wäre für andere Männer ein viel schlechterer Fang, wenn sie sich monatlich bei ihrem Bewährungshelfer melden müsste. Nein, das war eindeutig. Aber nein, das konn te ich niemals zulassen. Sie war die Mutter meiner Kinder - und das war das A und 0.
Mein Anwalt milderte diesen Schlag ein bisschen ab, denn er erklärte mir, dass in so einem Fall jeder kooperiert - und wenn ich den Prozess einfach verlor, bekäme ich 30 Jahre. Mit einem einfachen Geständnis hätte ich vielleicht sechs oder sieben Jahre bekommen, aber damit hätte ich die Herzogin der Justiz ausgesetzt und das wäre völlig inakzeptabel gewesen. Also kooperierte ich.
Danny wurde auch angeklagt und er kooperierte auch, genauso wie die Jungs von Biltmore und von Monroe Parker. Danny bekam 20 Monate Haft und wir anderen bekamen Bewährungsstrafen. Als Nächster wurde der verkommene Chinese angeklagt. Er kooperierte auch und bekam acht Jahre. Dann kam Steve Madden an die Reihe, der halsabschneiderische Schuster, und dann Elliott Lavigne, der Weltklasse-Perversling; beide bekannten sich schuldig. Elliot bekam drei Jahre, Steve dreieinhalb. Dann kam Dennis Gaito, der Chef von Jersey. Er ging in die Verhandlung und wurde schuldig gesprochen. Und leider gab ihm der Richter zehn Jahre.
Andy Greene alias Wigwam kam ungeschoren davon; und Kenny Greene alias Klotzkopf kam auch ungeschoren davon, aber er konnte die Finger einfach nicht von der Bonbondose lassen. Er wurde viele Jahre später wegen eines Aktienbetrugs verurteilt, der nichts mit Stratton zu tun hatte. Er kooperierte genauso wie der Rest der Truppe und saß nur ein Jahr ab.
Im Laufe der Zeit verliebten die Herzogin und ich uns wieder; das Problem war nur, dass wir uns in andere Personen verliebten. Ich ging sogar so weit, dass ich mich verlobte, die Verlobung aber in letzter Sekunde wieder löste. Sie hat hingegen wieder geheiratet und ist es bis heute geblieben. Sie wohnt in Kalifornien, nur ein paar Meilen von mir entfernt. Nach ein paar steinigen Jahren haben die Herzogin und ich das Kriegsbeil begraben. Wir kommen jetzt prima miteinander zurecht - einerseits weil sie eine tolle Frau ist und andererseits weil sie einen tollen neuen Mann hat. Wir haben gemeinsames Sorgerecht und ich sehe die Kinder fast täglich. Ironischerweise dauerte es nach der Anklage fünf Jahre, bis ich wirklich für 22 Monate ins Gefängnis kam. Allerdings hätte ich nie gedacht - nicht in einer Million Jahren -, dass diese fünf Jahre so wahnsinnig sein würden wie die Jahre davor.
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